Mittwoch, 22. August 2007

Ein EM-Rennen bei stürmischen Böen

NEUSTADT/HOLSTEIN. Harte Wetterbedingungen mit stürmischen Böen auf der Neustädter Bucht sorgten am Dienstag (21. August) bei der Rolex Baltic Week für spektakuläre Segelbedingungen. Bei der Melges 24-Europameisterschaft gab es einige Materialschäden und Blessuren unter den 74 Teilnehmern.

Unbeeindruckt davon verteidigte die Schweizer „Blu Moon“ mit Flavio Favini am Ruder ihre Gesamtführung neun Punkte vor der „Uka Uka“ von Lorenzo Bressani aus Italien. Führende Amateurmannschaft blieb die „Lenny“-Crew von Skipper Tönu Töniste aus Estland, bester Deutscher ist Dietrich Scheder-Bieschin aus Hamburg mit seiner „MACS“. Er wurde Neunter und ist 21.

„Es war schon heftig, aber absolut segelbar“, meinte der Vizepräsident des estnischen Segelverbands, Töniste, nach dem Rennen an Land, „wir mussten nur einmal die Spinnakerschot auffieren, als der Winddruck zu groß wurde. Es wäre schade gewesen, wenn die Wettfahrt nicht stattgefunden hätte.“ Der zweimalige Olympiamedaillengewinner im 470er belegte den zwölften Platz in der offenen Gesamtwertung und führt bei den Amateuren mit fünf Punkten Vorsprung vor der italienischen „Gullisara“ von Mario Ziliani. Der deutsche Steuermann der Schweizer Yacht „Sonnenkönig“, Hendrik Witzmann, hatte ein Mann über Bord Manöver zu fahren und kam nicht ins Ziel. Er fiel auf den dritten Rang der so genannten Corinthian-Wertung (Amateure) zurück.

Unter den Proficrews gab es prominente Opfer des schweren Wetters. Beim amtierenden Weltmeister Nicola Celon (Italien) brach der Kiel der „Bete Bessini“ ab. Das Boot kenterte sofort durch und musste mühsam geborgen werden. Fünf andere, darunter die britischen Mitfavoriten von Stuart Simpsons „Team Barbarians“, verloren in missglückten Manövern die Masten.
Nach der Frühstartdisqualifikation vom Vortag fielen die Engländer chancenlos zurück. Ein Teilnehmer erlitt eine Rippenprellung und wurde ambulant im Krankenhaus behandelt.

„Wir hatten im Durchschnitt 25 bis 28 Knoten, also Windstärke sechs, nur in Böen mehr“, erklärte Wettfahrtleiter Walter Mielke. Erst nach Rücksprache mit dem Präsidenten der internationalen Melges 24-Klassenvereingung (IMCA), Henri Samuel aus Paris, der bei der Rolex Baltic Week vor Ort ist, sei das Rennen angeschossen worden. Auch Günter Tzeschlock aus Eigeltingen, Vorsitzender der deutschen Klassenvereinigung und selbst Teilnehmer mit seiner „Ka Nalu Nui“, rechtfertigte den Start: „Solche Bedingungen gibt es auf vielen Regatten weltweit. Am Ende des Tages ist es immer die persönliche Verantwortung jedes einzelnen Skippers, ob er segelt oder nicht.“ Tzeschlock selbst entschied nach der Startkreuz, die Wettfahrt abzubrechen. Einige verzichteten von vornherein auf die Herausforderung.

Für einen der Topfavoriten war das Rennen schon vor der Startkreuz vorbei.
Sandro Montefusco auf der „Airis“ war bei „schwarzer Flagge“, der verschärften Startregel, um Massenfrühstarts einzudämmen, trotzdem zu früh über der Linie und musste das Rennen disqualifiziert sofort abbrechen. Er fiel auf den dritten Gesamtrang zurück. Boden gut machte der Tagessieger Luca Valerio auf der „Alina – Helly Hansen“ aus Italien. Er ist Vierter und will in den beiden verbleibenden Tagen der Rolex Baltic Week noch weiter nach vorn rücken.

Am Mittwoch (22. August) soll sich der Wind wieder deutlich beruhigen. In der Nacht zum Dienstag hatte sich die Wetterlage an der Ostseeküste deutlich verschlechtert. „Ein Tiefdruckgebiet, das von den Niederlanden nach Thüringen gezogen war, machte überraschend kehrt und befand sich auf dem Rückweg“, erklärte Diplom-Meteorologe Meeno Schrader von der Kieler „Wetterwelt“. Dadurch herrschte Starkwind auf der südlichen Ostsee.
Schrader: „In den Schauerböen steckten bis zu 40 Knoten drin.“ Das ist Windstärke acht.
(Ende)


Zwischenergebnisse der Rolex Baltic Week Melges 24-Europameisterschaft nach sechs Rennen:

1. „Blu Moon“ (Flavio Favini/Schweiz) 14 Punkte
2. „Uka Uka“ (Lorenzo Bressani/Italien) 25
3. „Airis“ (Sandro Montefusco/Italien) 29
4. „Alina - Helly Hansen“ (Luca Valerio/Italien) 35
5. „Euro Voiles“ (Denis Infante/Frankreich) 42
6. „Marseille big ship Quantum“ (Maxime Paul/Frankreich) 52

21. „MACS“ (Dietrich Scheder-Bieschin/Hamburg) 104

Amateur-Klasse (Corinthian Trophy):
1. „Lenny“ (Tönu Töniste/Estland) 13 Punkte
2. „Gullisara“ (Mario Ziliani/Italien) 18
3. „Sonnenkönig“ (Hendrik Witzmann/Schweiz) 24
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11. „No Women No Cry” (Albert Batzill/Röslerhof) 50