Freitag, 24. August 2007

DSV-Flotte beendet olympische Testregatta mit gemischter Bilanz

Hans Sendes: "Wenn die Köpfe frei werden, geht noch einiges"

Hamburg/DSV, 24. August 2007. Die Flotte des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) hat die letzte olympische Testregatta ein Jahr vor den Olympischen Sommerspielen 2008 mit gemischter Bilanz beendet. "Zwei Medaillen waren am Ende drin, die in den finalen Medaillenrennen knapp verpasst wurden", sagte DSV-Sportdirektor Hans Sendes (Hamburg) in Qingdao, "doch einige unserer Aktiven blieben deutlich unter ihren Möglichkeiten. Mit Blick auf die Olympischen Spiele geht da noch einiges, wenn die Leute im Kopf frei werden."

Die Tornado-Segler Johannes Polgar und Florian Spalteholz in Aktion - Foto Lycos.de

Als bestes deutsches Team segelte die Tornado-Crew Johannes Polgar/Florian Spalteholz (Dänisch-Nienhof/Kiel) bei der "Good Luck Beijing 2008"-Regatta auf Platz vier. "Uns motiviert dieses Ergebnis sehr", sagte Steuermann Polgar, der am Samstag seinen 30. Geburtstag feiert. Seine optimistische Bilanz: "Ich glaube, wir haben sehr wichtige Informationen für 2008 sammeln können. Die müssen wir jetzt alle gemeinsam auswerten. Danach muss jeder seine eigenen Konsequenzen ziehen. Wenn das jeder für sich bis zum nächsten Jahr gut genug hinbekommt, dann sind auch Medaillen möglich", sagte er.

Auch die 470er-Doppel-Europameisterinnen Stefanie Rothweiler (München) und Vivien Kussatz (Berlin) segelten als Fünfte in Medaillenreichweite und zählen mit Blick auf 2008 zum erweiterten Favoritenkreis. Neben Polgar/Spalteholz, Laser Radial-Steuerfrau Petra Niemann (Berlin), der Yngling-Mannschaft um Ulrike Schümann (Berlin) und der Starboot-Crew Marc Pickel/Ingo Borkowski (Kiel/Potsdam) zählen Rothweiler/Kussatz zum kleinen Kreis jener DSV-Leistungsträger, die alle Kriterien zur Nominierung für die Olympischen Spiele bereits erfüllt haben. Dieses Quintett muss im kommenden Jahr lediglich noch einen Leistungsnachweis erbringen. In den Klassen Tornado, Yngling und Starboot können aber auch noch weitere deutsche Mannschaften die Kriterien erfüllen und in letzter Minute eine nationale Ausscheidungsserie erzwingen.

Besonders enttäuschend endete die Serie im Leichtwindrevier auf dem Gelben Meer vor Qingdao für die dreimalige Yngling-Vizeweltmeisterin Ulrike Schümann. Ihr Team verpasste auf Platz elf sogar den Einzug in das Medaillenrennen. Die Berliner Steuerfrau räumte ein: "Unsere Generalprobe auf dem olympischen Revier ist mächtig in die Hose gegangen. Wir hatten große Probleme, uns in diesem Jahr einzugewöhnen." Gold ging an das überragende englische Team um Sarah Ayton, die in Athen noch als Vorschoterin von Shirley Robertson Gold gewann und dann selbst das Steuer übernahm. Team Ayton repräsentierte Großbritannien als stärkste Segelnation mit insgesamt fünf Goldmedaillen makellos.

Auch die Berlinerin Petra Niemann blieb als Neunte unter ihren Möglichkeiten. Bundestrainer Malte Phillip (Rostock) aber sagte: "Um Petra machen wir uns keine großen Sorgen, weil wir wissen, dass sie imstande ist, sich auf den Punkt zu konzentrieren und fit zu sein." Niemann strebt ihre dritte Olympiateilnahme nach 2000 und 2004 an.

Während der zweimalige Olympiateilnehmer Marcus Baur (Kiel) und sein 49er-Vorschoter Hannes Baumann mit dem enttäuschenden 15. Platz zufrieden sein mussten und die Berliner RS:X-Surferin Romy Kinzl nicht über Platz 13 hinauskam, beendeten die Disziplinen Laser, Finn Dinghi, 470er Männer und RS:X Männer ihre Serie ohne deutsche Beteiligung.

Vor Qingdao haben die alle Aktiven lernen müssen, dass stundelanges Warten auf Wind auch im Olympiajahr Teil des Wettkampfes sein wird. "Eine Werbung für den Segelsport war diese Serie nicht gerade", sagte Starboot-Steuermann Marc Pickel, der mit Platz neun in der hochkarätig besetzten Starbootflotte nicht ganz zufrieden war. "Wir hatten uns mehr vorgenommen, sind aber durch den letzten Platz im Medaillenrennen noch einmal zurückgefallen." Insbesondere die starke Strömung ­ bis zu 40, 50 Meter pro Minute ­ bei gleichzeitig lauen Winden machte vielen Startern zu schaffen. Pickel sagte: "Der Erfolg hier wird auch eine Frage der Erfahrung sein. Wer die Besonderheiten vor Ort oft genug erlebt hat, kann unter Wettkampfbedingungen schneller und sicherer entscheiden."

Optimistisch fiel die Bilanz von Stefanie Rothweiler aus: "Die ersten Fünf waren unser Ziel, das haben wir erreicht. Und wir wissen, dass wir an der Spitze dran sind. Die Medaille sparen wir uns für das nächste Jahr auf." In einer Mannschaftssitzung legten die Aktiven am Donnerstag gemeinsame Ziele für das verbleibende Jahr bis zu den Olympischen Spielen fest und beschworen ihren gemeinsamen olympischen Geist. Marcus Baur sagte: "Wir wollen am Mannschaftsgefühl arbeiten, die Ergebnisse zusammen auswerten und müssen dann einfach kreativer werden. So geht es nicht weiter. Neue Ideen braucht das Land. Dazu haben wir einige Projekte angedacht, die wir in den kommenden Monaten anschieben wollen."