Sonntag, 7. September 2008

Noch ein Tag wie im Maxi-Paradies (05.09.)

07.09.08 - Vorzeitige Gesamtsieger bei den Mini Maxis und den Cruisern sowie Hochspannung bei den Wally-Yachten und den Racern - so lautet die Zwischenbilanz vor dem Finaltag des 19. Maxi Yacht Rolex Cups in Porto Cervo, Sardinien/Italien. Sowohl die vom Schweizer Ernesto Bertarelli für sein America's Cup-Team Alinghi gecharterte „Numbers“ als auch die unter der Flagge der Cayman Islands segelnde Fahrtenyacht der J-Class, „Rangers“, sind nach ihren Tagessiegen von Freitag (5. September) nicht mehr zu schlagen. Zwei zu zwei unentschieden steht dagegen das Duell der Hightech-Rennyachten „Alfa Romeo“ (Neville Crichton/Neuseeland) und „Rambler“ (George David/USA). Und in der Wally-Division haben gleich vier noch Chancen auf den Gewinn der inoffiziellen Maxi-Weltmeisterschaft, darunter die „Open Season“ von Thomas Bscher aus Köln.

Der höchste Gipfel der Felseninsel Mortoriotto an der Costa Smeralda liegt 77 Meter über dem Meeresspiegel. Damit überragt er die höchsten Masten der imposanten Maxis gerade noch. Denn die „Palme“ der 44 Meter langen und 9,34 Meter breiten „Salperton“, dem absolut größten Schiff des 40 Yachten umfassenden Teilnehmerfelds der spektakulären Regatta, ragt 60 Meter in den Himmel. Immerhin konnten die Urlauber des sardischen Ferienparadieses von diesem Punkt staunend auf die Giganten der Meere herab blicken, wenn sie nicht gerade in dem kristallklaren blauen Wasser vor den schroffen Felsen badeten. Von der Oberfläche sahen die vorbeigleitenden Top-Exemplare extremer Bootsbaukunst indes nicht minder eindrucksvoll aus.

Die glücklichen Zaungäste des Maxi Yacht Rolex Cup hatten bis zum frühen Nachmittag warten müssen, ehe die Jahresversammlung der Internationalen Maxi-Vereinigung IMA beendet war und Regattaleiter Peter Craig die Startlinie aufgebaut hatte. Trotz einer starken Rechtsdrehung mit abflauender Brise auf fünf Knoten (Stärke zwei) zehn Minuten vor dem geplanten ersten Startschuss gelang es dem Wettfahrtkomitee des veranstaltenden Yacht Club Costa Smeralda (YCCS), die vier Divisionen ohne Verzögerung auf ihre Bahnen durch die Inselwelt im Maddalena-Archipel zu schicken.

Nur für den Zweikampf in der Racing-Division stand ein so genannter Up-and-Down-Kurs auf dem Programm, auf dem die Boote zunächst gegen den Wind zur Luvtonne kreuzen, bevor sie mit Wind von hinten zum Leetor (zwei Wendetonnen) segeln. Dreimal war dieser „Aufzug“ zu absolvieren, eine Gesamtdistanz von 17,3 Seemeilen. Sowohl die Crew der 90 Fuß langen „Rambler“, als auch die der 100 Fuß langen „Alfa Romeo“ waren überehrgeizig, denn beide leisteten sich einen Frühstart und mussten umkehren, um neu zu starten und nicht disqualifiziert zu werden.

Das merkte die US-Mannschaft jedoch viel später, als Crichtons Team, das seinen Neustart sofort einleitete. So sah die „Alfa Romeo“ von Beginn an wie die sichere Siegerin aus. Doch im Regattasport kann bis zur Ziellinie immer noch etwas passieren, zum Beispiel unverhoffte Riggprobleme auf dem führenden Boot. Der Super-Maxi wurde zur Hälfte des Rennens abgebremst, da die Crew keinen Mastbruch riskieren wollte. Im Ziel lag die „Alfa Romeo“ nur noch drei Minuten voraus, was nach berechneter Zeit zehn Minuten hinter der kleineren Gegnerin bedeutete. Somit muss das letzte Rennen am letzten Tag alles entscheiden.

Bei den Mini Maxis überzeugte die Hamburger „Allsmoke“ von Günter Herz mit Tagesplatz sechs als bester Cruiser-Racer hinter den fünf reinrassigen Rennyachten erneut, hat aber an den beiden Ausfällen des Vortags durch Materialbruch zu tragen. Gesamtplatz elf ist der Zwischenstand vor der letzten Wettfahrt. Dass die Fünfer-Gruppe eine Regatta für sich segelt, zeigte vor allem die „Rosebud“ von Roger Sturgeon, Gewinnerin des Rolex Sydney Hobart-Rennens 2007. Trotz eines Frühstarts, nach dem sie das gesamte Feld von 18 Booten von hinten aufrollen musste, schaffte sie es berechnet noch auf den fünften Rang - als Letzte hinter ihren gleichartigen Konkurrentinnen.

Wenig Manöver und viel Geradeausfahrt auf Geschwindigkeit, genau das lag der neuen, 143 Fuß langen „Esense“ mit Wally-Gründer und -Präsident Luca Bassani aus Italien am Ruder. Er war immerhin das erste Mal seit Beginn des Maxi Yacht Rolex Cup als Erster im Ziel. Die „Esense“ wurde sechs Minuten vor der „Y3K“ von Claus-Peter Offen (Hamburg) gezeitet, war berechnet aber erneut Schlusslicht. Zehn Sekunden hinter der „Y3K“ kam die „Magic Carpet Squared“ mit dem Briten Lindsay Owen-Johns am Steuer ins Ziel.

Das reichte in der Tageswertung zu Rang zwei hinter der „Highland Fling X“ von Irvine Laidlaw (ebenfalls Großbritannien), der in der Gesamtwertung nun nur noch einen Zähler hinter Spitzenreiter Owen-Jones zurückliegt. Thomas Bscher folgt mit der „Open Season“ einen Punkt dahinter gleichauf mit der „J One“, die eine zweiprozentige Zeitstrafe und einen Platz abgezogen bekam, weil ihr französischer Eigner Jean-Charles Decaud entgegen den Klassenregeln nicht selbst steuerte. Nach dem letzten Rennen am Sonnabend (6. September) dürfen alle noch das schlechteste Einzelergebnis streichen, so dass die Verteilung der Favoritenrollen eine hohe Mathematikaufgabe ist.

Wie spannend das Regattasegeln auch auf vergleichsweise gemütlichen Fahrtenyachten sein kann, demonstrierte die Cruising-Division einmal mehr. Obwohl es zunächst nach einem einseitigen Rennen aussah, sorgten die Navigatoren für das gewisse Etwas. Denn bei den Kursen rund um die Inseln geht es immer auch um den kürzesten Weg entlang zahlreicher Untiefen, ohne die Hindernisse unter Wasser zu treffen. Und genau das passierte der überlegenen „Ranger“-Crew, wodurch die zweite J-Class-Yacht „Velsheda“ aus Großbritannien von hinten aufkam und ihr bis ins Ziel einen harten, allerdings erneut erfolglosen Zweikampf bot.

Direkt hinter den beiden Js belegte die „Hetairos“ mit dem Deutschen Otto Happel am Steuer einen guten dritten Platz, womit er seinen zweiten Gesamtrang mit 15 Punkten vor der „Velsheda“ (19) verteidigte. Allerdings steht auch den Cruisern noch das Streichergebnis nach der fünften Wettfahrt bevor. Und danach dürfte die „Velsheda“, die am Starkwindtag aufgeben musste, noch vorbeiziehen.

Gute Nachrichten kamen vom britischen „Alegre“-Team. Ihr Crewmitglied Led Pritchard, der sich am Vortag an Bord eine Unterschenkelfraktur zugezogen hatte, befindet sich auf dem Weg der Besserung und dürfte aller Voraussicht nach vollständig genesen. Er soll noch ein paar Tage im Krankenhaus von Olbia auf Sardinien verbringen, ehe er zur weiteren Behandlung nach Hause verlegt wird.

Zwischenstand nach dem vierten Wettfahrttag des Maxi Yacht Rolex Cups 2008

Racing-Division
1. RAMBLER George David (USA) 6 Punkte
2. ALFA ROMEO Neville Crichton (Neuseeland) 6

Cruising-Division
1. RANGER Erle Williams (USA) 4 Punkte
2. HETAIROS Otto Happel (Deutschland) 15
3. VELSHEDA Jelo Reynolds (Großbritannien) 19

Mini-Maxi-Division
1. NUMBERS Meyers/Bertarelli (USA) 6 Punkte
2. ROSEBUD Roger Sturgeon (USA) 9
3. MONEYPENNY Jim Swartz (USA) 10
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11. ALLSMOKE Günter Herz (Hamburg) 40

Wally-Division
1. MAGIC CARPET SQUARED Lindsay Owen-Jones (Großbritannien) 11 Punkte
2. HIGHLAND FLING X Irvine Laidlaw (Großbritannien) 12
3. OPEN SEASON Thomas Bscher (Köln) 13
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6. Y3K Claus-Peter Offen (Hamburg) 20