Mittwoch, 10. September 2008

100 "SCHWÄNE", EINER SCHÖNER ALS DER ANDERE

10.09.08 - Stolz haben sie sich aufgereiht, die größten gleich vorne an der Außenpier die kleineren weiter drinnen in der sardischen Edelmarina von Porto Cervo. Baugleiche Hochseeyachten der Einheitsklassen Swan 45 und Club Swan 42 liegen fast brav in Reih und Glied, majestätisch dagegen die individuellen Schönheiten der Maxi-Division mit einer Länge von 20, 25, 30 oder mehr Metern über alles. Das Leittier von 100 "Schwänen" aus 16 Ländern ist die "Highland Breeze", eine Swan 112 aus Spanien. Gemeinsame Passion ihrer Crews: das Regattasegeln, am liebsten in gepflegtem Ambiente auf hohem sportlichen Niveau. Der absolute Höhepunkt, nur alle zwei Jahre im Kalender, steigt vom 9. bis 14. September zum 15. Mal: der Rolex Swan Cup.

Das Spielfeld für die famosen Yachten aus dem Hause der finnischen Nobelwerft Nautor's Swan ist die legendäre Costa Smeralda, dort wo kurz zuvor schon der glamouröse Maxi Yacht Rolex Cup gesegelt wurde. Das Revier gilt als Schönheit sondergleichen. Azurblaues Wasser zwischen schroffen Felsen, warme, zuweilen starke Winde des Spätsommers und ein ganzes Bündel verschiedener Kurse durch die atemberaubende Natur - soweit die brillanten Vorzeichen.

Bei dieser exklusiven Regatta dabei zu sein, ist also für sich schon ein Erlebnis. Doch manche Ambitionen sind höher. Sie streben nach dem Mythos, den begehrten Swan Cup und eine edle Armbanduhr aus dem Schweizer Hause Rolex. Vier davon stehen in der Glasvitrine des elitären Clubhauses vom Yacht Club Costa Smeralda, dem traditionellen Veranstalter. Sie sind für die Sieger der Divisionen A (Maxis ab 60 Fuß), Swan 45, die gleichzeitig ihre offizielle Weltmeisterschaft segeln, Club Swan 42 sowie der klassischen Division D (unter 60 Fuß) bestimmt. Die kleinste am Start wird die 11,23 Meter lange Swan 371 "Rosinante" von Tanu-Matti Tuominer aus Finnland sein.

Und vielbeachtet sicher seine Landsfrau Tea Ekengren-Sauren, der einzige weibliche Eigner am Steuer im männerdominierten Feld. Die Taktik auf ihrer Swan 45 "Blue Nights" bestimmt der America's Cup-Veteran Jeff Madrigali, mehr als ein Indiz für den eigenen Anspruch. Drei Jahre Vorbereitungszeit hat die Mannschaft absolviert. "Es ist großartig, endlich wieder hier zu sein", meinte Ekengren-Sauren, "vor zwei Jahren waren wir noch die Exoten. Inzwischen nehmen uns alle ernst, und wenn es gut läuft, wollen wir unter die ersten Fünf kommen." Die Konkurrenz in der mit 23 Yachten besetzten Einheitsklasse ist jedoch enorm. Danilo Salsis "DSK Comifin" aus Italien kommt als einziger Titelverteidiger aus 2006.

Und Glynn Williams Empfehlung mit der "WISC" aus Großbritannien ist der Gewinn der Rolex Capri Sailing Week im Frühjahr, damals gefolgt von der "Vertigo" (Marco Salvi/Italien). Deren Taktiker Vasco Vascotto brennt auf Revanche. Aus Deutschland haben zwei Swan 45 gemeldet. Es sind die "Earlybird" von Hendrik Brandis sowie die Hamburger Iskareen mit Skipper Sönke Bruhns. Während die 45er von zwölf insgesamt geplanten Wettfahrten elf in klassischer Form "up and down" segeln sollen, also mit Amwind- und Vorwindstrecke, und nur ein längeres Küstenrennen, erwarten die anderen die beliebten Kurse durch das Maddalena-Archipel. Dabei bleibt die Startlinie für YCCS-Regattaleiter Peter Craig eine besondere Herausforderung, wenn 32 Megayachten auf einmal los wollen. "Wir werden die Linie teilen mit einem Mittelboot, so dass wir trotz einer Länge von fast seiner Seemeile alle Frühstarter gut erkennen können und so die Überehrgeizigen im Zaume halten dürften", erklärte Craig. Die Swan 45 werden dann nur eine Hälfte der Startlinie benutzen.

"Am Start kommt immer die geballte Kraft der viele Tonnen schweren Superyachten eng zusammen. Da ist es besser, wenn es für alle genug Platz gibt", meint auch der Segelmacher Thomas Jungblut, der als Taktiker der größten deutschen Yacht "Greygoose" angeheuert hat. Die Swan 82 gehört dem Hamburger Tobias König und hat sich schon auf Transatlantikrennen bewährt. Ein direkter Gegner wird die höher vermessene Swan 80 "Favonius" von Roel Pieper. Das Schiff unter der Flagge der Britischen Jungferninseln ist Gesamtzweite des Swan-Maxi-Zirkus einen Zähler hinter der karbonschwarzen Swan 601 "Spirit of Jethou" von Peter Ogden aus Großbritannien. Wer im Rolex Swan Cup vorne liegt, wird die Grand-Prix-Wertung gewinnen und ebenfalls mit einer Rolex-Uhr belohnt. Mit 37 Booten ist die klassische Division am stärksten besetzt - auch mit etlichen deutschen Teilnehmern. Stammgast in Porto Cervo ist Ex-HSV-Präsident Ronny Wulff mit seiner Swan 51 "Cheri Hakkatan".

Heinz-Gerd Stein startet mit seiner Swan 53 "Crilia", und Michael Kerstan segelt die Berliner Swan 48 "Dantes". Jan und Jochen Opländers Swan 53 heißt "Katima", und Achim Türklitz "Rita" ist eine Swan 55. Die Eignergemeinschaft Paulsen/Hartmann startet mit der Swan 46 "Shaka". Und last but not least segelt der Hamburger Günter Sell wieder seine Swan 47 "Tortuga".Sie alle freuen sich auf eine Woche Exklusivität - sportlich wie gesellschaftlich. Vom Après-Sail auf der Piazza Azzurra, wo die Crews die spannenden Wettfahrten noch einmal bei Bier, Wein und Snacks Revue passieren lassen, bis zum Rolex Gala Dinner für die Eigner und geladene Gäste im Colonna Pevero Hotel. Rundum eine phänomenale Woche - der Rolex Swan Cup 2008.