Montag, 10. August 2009

Atemberaubender Spinnaker-Start beim Rolex Fastnet Race

10.08.09 - Bei Bilderbuchbedingungen ist die 300 Yachten starke Flotte in das Rolex Fastnet Race 2009 gestartet. Eine leichte Brise aus nordöstlichen Richtungen bescherte Teilnehmern und Zuschauern am Sonntag vor der Isle of Wight an der Südküste Englands den atemberaubenden Anblick prall gefüllter Spinnaker, die die Yachten unter strahlend blauem Himmel auf den ersten Meilen des insgesamt 608 Seemeilen langen Kurses aus dem Solent heraus in den Ärmelkanal zogen.

"Es ist ein unbeschreiblicher Anblick, das Startgebiet ist prallgefüllt mit Booten", ergötzte sich selbst Eddie Warden, Geschäftsführer des veranstaltenden Royal Ocean Racing Club (RORC), um 12 Uhr britischer Zeit an dem Blick auf die startenden Yachten. Und auch Jan-Dirk Tenge, Steuermann der "Arndt" des Kieler Yachtclubs, kam ins Schwärmen: "Der Solent ist ein Meer von Spinnakern, ein großartiger Start, entgegen allen Wettervorhersagen hatten wir zunächst östliche Winde. Wir waren punktgenau an der Linie und sind perfekt aus dem Solent herausgekommen. Die Tide hat mit dem ablaufenden Wasser den Wind dann sogar noch unterstützt", freute sich der Skipper des Flaggschiffs der KYC-Schulungsgruppe, die zum ersten Mal beim legendären Rolex Fastnet Race dabei ist. Im weiteren Verlauf des Rennens wird sich die Yacht vom Typ X 442 allerdings wie der Rest der Flotte an der englischen Südküste gegen den Westwind ankämpfen müssen. Nach den ersten 25 Meilen wurde die "Arndt" auf Platz 19 der 57 Yachten in der Klasse IRC 1 gelistet.

Mit viel Schwung ging die "Vineta" des Hamburger Reeders-Sohn Felix Scheder-Bieschin in der IRC Z ins Rennen. "Wir waren gleich vorn mit dabei, haben eine intensive Vorm-Wind-Kreuz mit rund 20 Halsen hingelegt", berichtete der in Südafrika lebende und mit einer südafrikanischen Crew segelnde Skipper der Marten 49. Ein Flautenloch vor dem Ausgang des Solent bremste dann allerdings den ersten Enthusiasmus. "Wir waren eine halbe Stunde nur auf Drift, zum Glück drückte uns der Strom in die richtige Richtung", so Scheder-Bieschin, der dennoch aus der zunächst führenden Position auf Rang 45 zurückfiel und sich so auf viel Arbeit vor der ersten Nacht im Ärmelkanal einstellte: "Erst einmal müssen wir uns durch das Feld der kleineren Yachten arbeiten, die vor uns gestartet sind." Mit der Drehung des Windes auf West wurde das Feld ordentlich durchgeschüttelt. Dem Hamburger Mathias Müller von Blumencron konnte es mit seiner "Red" nur recht sein. Ihn schob es aus dem hinteren Feld zwisch enzeitlich bis auf Rang drei vor.

In der gleichen Klasse sind die meisten deutschen Schiffe dabei, so auch die "Norddeutsche Vermögen" des Hamburgischen Vereins für Seefahrt. Nach den ersten Seemeilen lag die Andrews 56 berechnet aber auf Rang 46, drei Plätze vor der "Bank von Bremen", eine J/V 53, die vor drei Jahren bei der Knierim-Werft in Kiel gebaut worden ist. "Unser Start hätte besser sein können, da mussten wir die ,Bank' erst einmal ziehen lassen. An den Needles waren wir aber wieder dran", erzählte Navigator Jan Gallbach von dem internen Duell der beiden Segelkameradschaften aus Hamburg und Bremen, die am Ausgang des Solent fast Boot an Boot lagen.

Noch nicht in der erhofften Position lag bis zum Sonntagnachmittag die "Beluga Racer" des Kielers Boris Herrmann in der Class 40. Als 14. hatte Herrmann 1,5 Seemeilen Rückstand zur führenden "Telecom Italia" von Giovanni Soldini, die Herrmann als Messlatte für seine neue "Beluga Racer" auserkoren hat. Mit französischer Crew ist das Rolex Fastnet Race für den Shooting-Star der deutschen Hochseesegel-Szene die nächste große Bewährungsprobe nach dem Sieg beim Weltrennen Portimao Global Race.

Im Mittelfeld der großen Performance-Yachten liegt das größte der teilnehmenden deutschen Schiffe. Die 80 Fuß lange "Hexe" von Norbert Plambeck aus Cuxhaven, die als Ex-"Boomerang" immer noch den Fastnet-Rekord für konventionelle Yachten hält, rangiert im Feld der 18 großen Renner auf Platz 14. Das Bild ist hier wegen der unterschiedlichen Kurse, die die Yachten eingeschlagen haben, aber noch sehr uneinheitlich. So wurde die Favoritin, die 72 Fuß lange "Ran" von Skype-Entwickler Niklas Zennström, innerhalb einer halben Stunde von der Spitze auf Rang neun durchgereicht. Nachdem die Isle of Wight passiert worden war, lag das mit britischen Top-Segelprofis besetzte Schiff noch auf Rang eins. Die "Luna Rossa" aus Italien, eine STP 65, die unter anderem den fünfmaligen Olympia-Medaillengewinner und Volvon-Ocean-Race-Sieger Torben Greal aus Brasilien an Bord hat, setzte sich in der Sptzengruppe fest.

Am schnellsten unterwegs war in den ersten Stunden erwartungsgemäß der Supermaxi "ICAP Leopard". Die britische 100-Fuß-Yacht von Mike Slade hält seit 2007 den Streckenrekord bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 13,52 Knoten. Hinter diesem Speed hängt sie zwar noch deutlich zurück. Das Ziel von Slade ist aber auch diesmal wieder, die erste Yacht im Ziel von Plymouth zu sein.

Das Rolex Fastnet Race führt in den kommenden Tagen aus dem Ärmelkanal in die offene Irische See zum berühmten Fastnet Rock an der Südküste Irlands und von dort zurück an die südenglische Küste nach Plymouth. Die ersten Yachten werden im Laufe des Dienstags im Ziel erwartet.

Weitere Infos unter Rolex Fastnet Race >