Freitag, 14. August 2009

Große Freude nach der Ankunft in Plymouth

14.08.09 - Nachdem die „Hexe” von Norbert Plambeck (Cuxhaven) am Mittwochnachmittag als erste deutsche Yacht beim Rolex Fasstnet Race das Ziel erreicht hat, ist am Donnerstag das Gros der deutschen Flotte in Plymouth eingelaufen. Kurz vor drei Uhr britischer Zeit und damit rund dreieinhalb Tage nach dem Start in Cowes auf der Isle of Wight hatte die „Varuna” von Jens Kellinghusen (Kieler Yacht Club) als zweites deutsches Schiff die 608 Seemeilen lange Strecke bewältigt. Die neue Rogers IRC 46 hatte vor allem auf der Rückfahrt vom Fastnet Rock unter Spinnaker in der Irischen See einen rasanten Ritt hingelegt und war als Dritte in der Klasse IRC Z angekommen. Auch nach berechneter Zeit hat sie in ihrer Klasse noch viele Plätze gut machen können. Die genaue Platzierung nach Handicap-Wertung Zeit ergibt sich aber erst nach Ankunft der kleineren Yachten im Laufe des Freitags.

Ebenfalls der Sprung in die Top Ten nach gesegelter Zeit gelang dem Hamburger Reeders-Sohn Felix Scheder-Bieschin mit seiner südafrikanischen Crew auf der Marten 49 „Vineta”. Um 5.20 Uhr kreuzte sie nach spannenden letzten Meilen die Ziellinie. „Die letzten 24 Stunden waren sehr aufregend. Anders als auf dem Hinweg schlug die Tide am Lizard Point diesmal zu unseren Gunsten um. Dadurch haben wir noch etliche Boote vor dem Ziel einholen können. Mit dem Verlauf der Regatta und dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden”, berichtete der Skipper.

Ganz anders erging es der „Norddeutschen Vermögen Hamburg”, die sich auf dem Weg zum Fastnet Rock beständig in der Spitzengruppe gehalten hatte, von dort zurück aber einige leichtere Yachten ziehen lassen mussten. „Am Anfang haben wir die Tidengates gut erwischt, das hat uns nach vorn gebracht. Die Position haben wir trotz der mühseligen Kreuz zum Rock gut gehalten, konnten dann bei dem leichteren Wind zurück aber nicht mehr so gut mithalten”, erzählte Skipper Torsten Hilbert. Die Crew der Andrews 56, Ausbildungsschiff des Hamburger Vereins für Seefahrt, kann noch mit einem Platz in den Top-20 rechnen. „Damit sind wir sehr zufrieden. Wir wollten einen Platz im ersten Drittel”, so Hilbert, dem allerdings das Erlebnis, den Fastnet Rock gesichtet zu haben, versagt geblieben ist: „Als wir dort ankamen, war es dunkel, neblig und regnerisch. Wir haben den Rock nur auf dem Radar und einmal kurz ein Blinken des Leuchtfeuers gesehen. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal, denn es wird sicherlich irgendwann ein weiteres Rolex Fastnet Race mit einem Vereinsschiff geben.”

Ganz euphorisch berichtete Carol Smolawa, Skipper der „Bank von Bremen”, von der Ankunft am Fastnet Rock: „Es war eine eindrucksvolle Szenerie, so wie man es von Bildern her kennt. Wir kamen in der Nacht an, und der Felsen tauchte aus dem Dunst auf, während der Leuchtturm seine Strahlen durch den Nebel schickte.” Während des Rennens war die Judel/Vrojlik 53 allerdings nicht gerade vom Glück begünstigt. „In der ersten Nacht mussten wir einige Stunden im Gegenstrom ankern, das hat richtig gekostet.” Auf der langen Kreuz durch die Irische See hat die Crew des Schulungsschiffes der Segelkameradschaft „Das Wappen von Bremen” aber viel Boden gutgemacht und ist auch unter Spinnaker guten Speed gefahren. „Dass wir am Ende nur zwei Stunden nach der ,Norddeutschen Vermögen' im Ziel waren, ist okay”, so Smolawa.

In der absoluten Spitzengruppe fuhren die deutschen Teams in der Class 40 mit. Der Kieler Boris Herrmann lag mit seiner französischen Crew und seiner „Beluga Racer” zwischenzeitlich in der führenden Position, musste diese aber abgeben, als er sich an der südenglischen Küste dicht unter Land hielt, während einige Konkurrenten weiter auf See besseren Wind fanden. Am Ende kam der blaue Renner auf Rang drei. Den Sieg sicherte sich Tanguy de Lamotte (Großbritannien) auf der „Initiative Saveurs - Novedia Group“ deutlich, während Herrmanns Prestige-Duell mit der „Telecom Italia” und dessen italienischen Skipper Giovanni Soldini nur um neun Minuten verloren ging. „Giovanni ist uns in der Irischen See ein paar Meilen in Lee durchgegangen. Mit viel Arbeit und diversen Spimanövern haben wir uns zwar wieder rangekämpft, am Ende hat es aber um ein paar hundert Meter nicht gereicht. Wir sind aber sehr zufrieden, denn die beiden Schiffe vor uns sind mit absoluten Proficrews besetzt”, so Herrmann, der nach dem Zieldurchgang bei Sonnenaufgang um 6 Uhr die Zeit im Hafen genoss. „Es ist schön, die anderen Segler zu treffen und sich die verschiedenen Schiffe anzugucken.” Überraschend spielte auch der Hamburger Mathias Müller von Blumencron mit seiner norddeutschen Crew in der Topliga der Class 40 mit. Platz vier überraschte den Skipper selbst: „Es ist eine unglaublich anspruchsvolle Klasse mit sehr interessanten Seglern. Wir waren eigentlich nur hier, um zu lernen, denn es ist unser erstes richtiges Rennen mit dem Schiff.” Die 608 Seemeilen bei meist moderaten Bedingungen habe das zwölf Meter lange Schiff sehr gut gemeistert und die Crew habe gut harmoniert. „Wir sind durch andere Segelprojekte gut aufeinander eingespielt und haben zum Ende hin viele gute taktische Entscheidungen getroffen, als wir uns entschlossen haben, lange weiter auf See zu bleiben und nicht zu dicht unter Land zu gehen. Dadurch hatten wir deutlich besserenWind und konnten einiges wieder aufholen, was wir in der offenen See verloren hatten, als wir zu hoch gefahren waren und rund eine Stunde auf die Konkurrenz verloren haben.”

Während die weiteren deutschen Yachten in der IRC Z wie die „Doppelbock” aus Hamburg und die „Ilvitello” aus Flensburg sowie die Kieler „Arndt” in der IRC 1 und die „Best Buddies” aus Hamburg in der IRC 2 am Donnerstagabend noch einige Meilen auf dem Weg ins Ziel zu bewältigen hatten, zogen die Crews im Hafen schon ihr Fazit. Beispielhaft sagte „Bank von Bremen”-Skipper Carol Smolawa: „Es war eine tolle Sache, gegen die besten Segler der Welt antreten zu können. Das Rolex Fastnet Race ist einer der Klassiker schlechthin. Und jeder Segler, der die Gelegenheit hat, dabei sein zu können, sollte sie auch nutzen.” Andreas Kling http://www.regattanews.com/.