Dienstag, 11. August 2009

Schwierige Fahrt durch die Gezeiten an der südenglischen Küste

11.08.09 - Mit der frischer werdenden Brise in der offenen See hat sich die "ICAP Leopard" von Mike Slade auf die Jagd nach der Rekordzeit beim Rolex Fastnet Race gemacht. Die britische 30-Meter-Yacht vom Typ Farr 100 tastet sich nach gemächlichem Start bei Windstärken um 17 Knoten aus Südwest an das Tempo der eigenen Rekordfahrt von 2007 heran, als sie nach einem Tag, 20 Stunden und 18 Minuten die 608 Seemeilen von Cowes auf der Ilse of Wight um den Fastnet Rock herum nach Plymouth bewältigt hatte.

Die Schwenkkiel-Yacht, die in den Spitzen mit über 20 Knoten Speed durch die Wellen rauscht, ist seit Montagmittag auf der offenen Irischen See und steuert mit einem langen Schlag nach Nordwest den Fastnet Rock an. In der ersten Nacht hatte Slades Crew erheblich mit dem wechselnden Strom an den Landzungen der englischen Südküste zu kämpfen. So stand sie bei auflaufendem Wasser und einem Speed von vier Knoten gegen 23 Uhr fast still, um schließlich sechs Stunden später auf bis zu 26,5 Knoten zu beschleunigen.

Beim Kampf, erstes Schiff im Ziel zu sein, ist die "ICAP Leopard" zwar konkurrenzlos, nach berechneter Zeit liegt aber die "Ran" an der Spitze. Der knapp 22 Meter lange Renner folgte der schnellsten Yacht am Montag in einem Abstand von rund 30 Meilen. Damit ist Skipper Niklas Zennström, der unter anderem den Volco-Ocean-Race-Veteranen Tim Powell in seinem Team weiß, in der Klasse der Maxi-Yachten der IRC Super Zero ebenso berechnet als auch auf dem Wasser ganz vorn, gefolgt von der italienischen "Luna Rossa", einer STP 65 von Prada-Besitzer Patricio Bertelli mit dem brasilianischen Segelstar Torben Grael an Bord. Die deutsche "Hexe" aus Cuxhaven liegt rund 60 Meilen zurück auf Rang 13. "Wir sind nicht so gut durch die Nacht gekommen. Während die ersten Schiffe noch um Portland Bill herum kamen, mussten wir bei Gegenwind und Gegenstrom wie die Hälfte des Feldes ein paar Stunden ankern.

Dadurch haben wir viel verloren und hoffen nun, noch etwas gut machen zu können", berichtet e Skipper Norbert Plambeck. Die Stimmung an Bord sei dennoch gut: "Alle sind wohlauf, obwohl die See bei zwischenzeitlich 30 Knoten Gegenwind schon sehr kabbelig war. Wir haben einige Konkurrenten um uns herum, und es macht Spaß, hier dabei zu sein." Weltumsegler Wilfried Erdmann, der für das Rolex Fastnet Race auf der "Hexe" angeheuert hat, habe sich gut in die Crew eingefügt.

Den perfekten Weg durch die erste Nacht hatte der Kieler Boris Herrmann mit seiner "Beluga-Racer" unter den 19 Class-40-Yachten gefunden. Nachdem er zum Beginn des Rennens im Solent noch auf Rang 14 lag, katapultierte er sich mit einem gut gewählten Kurs durch die Mitte des Feldes auf Rang eins.

"Zwischendurch haben wir bei Gegenstrom zwar für zwei Stunden geankert, aber das war ein echter Gewinn gegenüber anderen Konkurrenten", berichtete Hermann, der mit seiner frisch getauften Yacht sehr zufrieden ist: "Sie zeigt keinerlei Schwächen. Auf der Kreuz kann sie ihr Potenzial zwar noch nicht voll ausspielen, aber nach dem Runden des Fastnet Rocks, wird sich zeigen, was sie kann." Im laut Herrmann "typisch grauen Fastnet-Wetter" kämpfte sich der Kieler am Montagnachmittag mit seiner französischen Crew dicht unter Land gegen die raue See an. Diese Taktik verfolgten auch die dicht beieinander liegenden Konkurrenten, so dass in der Class-40-Gruppe einige Führungswechsel gab. Auch de r Hamburger Mathias Müller von Blumencron ist mit seiner "Red" als Fünfter noch aussichtsreich im Rennen.

Einen starken Auftritt legt auch die "Norddeutsche Vermögen Hamburg" hin. Unter den 58 Yachten der Klasse IRC Zero ist die Andrews 56 als Vierte fest in der Spitzengruppe etabliert, zwei Plätze hinter der amerikanischen "Sjambok" des Deutschen Jens Kuehne, der mit einem nördlichen Kurs entlang der Küste weit nach vorn getrieben wurde. Die "Vineta" des Hamburger Reeder-Sohns Felix Scheder-Bieschin hält sich ebenfalls noch unter den Top-Ten, hatte in der ersten Nacht aber auch ihre Mühen: "Nach einer Stunde Ankern in der Nacht ging es wieder gut voran. Das Wetter ist nicht gerade sommerlich. Aber obwohl die Mannschaft auf der Kante ziemlich frieren muss, ist die Stimmung gut und es gibt gutes Essen."

Während weitere deutsche Yachten wie die Kieler "Varuna", die Hamburger "Inschallah VI" und die "Bank von Bremen" im dicht gestaffelten Mittelfeld festhängen, mussten andere Yachten wie die belgische "Flicka IV" nach einem Schlag gen Süden sogar feststellen, dass sie sich sechs Stunden vergeblich gegen den Strom abgekämpft und keine Strecke auf dem Weg ins Ziel gut gemacht hatten.

Reichlich Grund zum Feiern gab es auf der "Arndt" der Schulungsgruppe des Kieler Yacht Clubs. Die Besatzung der X 442 ist in der IRC 1 A nicht nur in den Top-Ten platziert, sie beging am Montag auch den Geburtstag ihres Skippers Jan-Dirk Tenge.

Am Dienstagmorgen werden die ersten der insgesamt 300 Yachten des Rolex Fastnet Races im Zielort in Plymouth erwartet. Wenn die "ICAP Leopard" ihre eigene Rekordzeit unterbieten will, muss sie bis 8.18 Uhr Ortszeit die Ziellinie überquert haben.