Donnerstag, 13. August 2009

Zweiter Sieg der „ICAP Leopard” beim Rolex Fastnet Race

13.08.09 - Mike Slade (Großbritannien) hat sich mit seinem 30-Meter-Supermaxi „ICAP Leopard” zum zweiten Mal in Folge den Titel als schnellstes Schiff beim Rolex Fastnet Race gesichert. Nach einer gesegelten Zeit von zwei Tagen, elf Stunden und neun Minuten verfehlte er auf dem 608 Seemeilen langen Kurs den eigenen Rekord (ein Tag, 20 Stunden und 18 Minuten) allerdings deutlich.

Auf der Strecke von der Isle of Wight um den Fastnet Rock in der Irischen See herum zurück nach Plymouth an der Küste Südenglands war der Wind insgesamt zu schwach, dennoch war Slade nach der Ankunft um kurz nach ein Uhr morgens (Ortszeit) am Mittwoch zufrieden: „Es war ein großartiges Rennen. Es ist immer schön, wenn man ohne Schaden ankommt. Wir hatten keinerlei Schwierigkeiten, wir wollten nur schnell um den Kurs kommen. Alles in allem sind wir froh, hier zu sein und den zweiten Sieg in Folge eingefahren zu haben. Ein großer Dank an den veranstaltenden RORC, unseren Sponsor ICAP und Rolex, dass sie sich so um den Yachtsport bemühen.” Im Rückblick war es ein nervenaufreibendes Rennen: „Es waren viele Schwachwindperioden und immer wieder die Frage, ob wir durch die Gezeitentore kommen würden. Das hat es sehr spannend gemacht”, berichtete Slade. „Wir mussten immer wieder zurückschauen, denn ,Rosebud' und ,Ran' sowie ,Luna Rossa' waren knapp hinter uns, nur 20 Meilen entfernt, so dass wir uns keinerlei Fehler erlauben durften.”

Das nächste große Event für die „ICAP Leopard” ist das Rolex Middle Sea Race vor Malta im Oktober, gefolgt vom Rolex Sydney-Hobart im Dezember. „Niemandem ist es bisher gelungen, alle drei Rennen zu gewinnen, wir wollen es probieren”, sagte Slade und fügte an, dass er zudem einen dritten Sieg beim zweijährigen RORC-Hochsee-Klassiker in 2011 anstrebe.

Karl Kwoks (Hong Kong) brandneue Farr 80 „Beau Geste” kam als Zweite im Morgengrauen um 4.25 Uhr britischer Zeit im Ziel in Sutton Harbour an. „Das Rennen war sehr unterhaltsam”, kommentierte Kwok. „Wir sind gegen die gleichen Yachten gesegelt wie bei der Cowes Week, so dass wir gegenseitig unsere Stärken und Schwächen sehr gut kannten. Daher wussten wir, dass wir nach berechneter Zeit nicht gewinnen konnten, wollten aber als erstes Schiff der IRC-SZ-Klasse ankommen. Das haben wir auch geschafft, da wir auf dem Ozean unseren Längenvorteil ausspielen konnten, aber es war sehr knapp mit der ,Ran'.”

Abgesehen von den Kurzrennen bei der Cowes Week war das Rolex Fastnet Race der erste große Auftritt für die „Beau Geste”. Eigner Kwok und Skipper Gavin Brady erklärten anschließend, dass sie noch eine Menge über das Schiff lernen müssten, wenn sie die nächsten Klassiker-Rennen angehen würden. Ihr Programm beinhaltet den Maxi Yacht Rolex Cup in Sardinien und das Rolex Middle Sea Race.

Einer der engsten Zweikämpfe auf dem Wasser in den vergangenen Jahren war das Rennen zwischen Niklas Zennströms Judel Vrolijk 72 „Ran” und der IMOCA 60 „BT”, die zweihand von Sebastien Josse and Jean-François Cuzon gesegelt wurde. Das spannende Rennen von der letzten Bahnmarke am Bishop Rock zur Ziellinie entschied schließlich das französische Duo mit rund einer Minute Vorsprung Nichtsdestotrotz blieb die „Ran” nach berechneter Zeit in Führung.„Ich denke, wir haben eine gute Chance”, erklärte Zennström zu den Aussichten auf den Gesamtsieg. „Wir hatten die ganze Zeit über guten Wind. Aber nun müssen wir warten und schauen, was passiert.” Zennström ist glücklich, dass er seine Yacht den langen Weg aus dem Mittelmeer nach England gebracht hat: „Einer der Gründe, warum wir das Boot gebaut haben, war, konkurrenzfähig am Rolex Fastnet Race teilzunehmen. Vor zwei Jahren mussten wir aussteigen, so dass wir noch etwas gut zu machen hatten.”

Am Mittwochnachmittag um kurz nach 16 Uhr britischer Zeit erreichte auch die schnellste deutsche Yacht, die „Hexe” von Norbert Plambeck (Cuxhaven) das Ziel. Nachdem sich der 24-Meter-Supermaxi auf demWeg zum Fastnet Rock im Feld der IRC SZ noch gut nach vorn arbeiten konnte, lief es auf dem Rückweg nicht nach Wunsch. „Der Wind war etwas zu frisch. Die kleineren Yachten konnten richtig etwas gut machen. Für uns war es noch zuwenig zum Gleiten”, berichtete Plambeck, der mit seiner Crew zudem eine nervenaufreibende Nacht hinter sich hatte. „Das war eine echte Herausforderung für die Navigation. Über 100 Seemeilen lang kamen uns hunderte Schiffe auf ihrem Weg zum Fastnet Rock entgegen. Den Letzten, einen Lotsenkutter, haben wir am Lizard Point passiert. Da hatte er noch 400 Seemeilen zu bewältigen Hut ab!” Bis ins Ziel lieferte sich die „Hexe” einen direkten Zweikampf mit der britischen 30-Meter-Yacht „Liara”, die nur knapp nach den Deutschen ins Ziel kam, berechnet aber vor ihr lag. Nach der Ankunft hatte Plambeck kurzfristige Ziele und wagte nach den diesjährigen Erfahrungen aber auch einen Ausblick auf 2011: „Wir freuen uns jetzt auf Duschen, Gin Tonic und eine nicht dehydrierte Mahlzeit. Und es ist schon sicher, dass wir es nächstes Mal ohne ankern in der Tide versuchen.”

Die Genüsse im Hafen mussten die anderen deutschen Teilnehmer noch weiter zurückstellen. Erst in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden weitere GER-Yachten im Ziel erwartet. Ein besonders enges und spannendes Rennen lieferte sich dabei der Kieler Boris Herrmann mit seiner französischen Crew in der Class 40. Die blaue „Beluga Racer” lag beständig in der Spitzengruppe und hatte die direkten Konkurrenten stets in Sichtweite. „Wir surfen mit elf bis 15 Knoten die Wellen ab und haben Giovanni Soldini auf seiner ,Telecom Italia' rund eine Meile in Lee von uns, allerdings liegen sie etwa 200 Meter voraus”, berichtete Herrmann. Die Irische See zeigte sich zudem nicht immer von ihrer besten Seite: „In der Nacht war es wie im Winter auf der Nordsee: grau, diesig und kühl. Trotzdem haben wir gute Laune, denn das Schiff fühlt sich gut an.” Allerdings verursachte das Backbord-Ruder unter Spinnaker Vibrationen und erzeugte so Kopfschmerzen, die allerdings mit „fetziger Musik” weggearbeitet wurden. Zerstreuung anderer Art gab es auf der „Vineta” von Felix Scheder-Bieschin (Hamburg). Während sich seine südafrikanische Crew mit einigen Spinnakerwechseln warm hielt, erhielt die Marten 49 besonderen Geleitschutz. „Zur Unterhaltung hat eine Delfinschule beigetragen, die uns einige Zeit begleitet hat. Wir freuen uns auf die letzten Seemeilen und die Crew gibt weiterhin ihr Bestes.”

In der großen Flotte der IRC-Z-Yachten rundete die „Vineta” am späten Nachmittag nahezu gleichauf mit anderen deutschen Schiffen wie der „Varuna” von Jens Kellinghusen (Kiel), der „Norddeutschen Vermögen Hamburg” und der „Bank von Bremen” den Bishop Rock als letzte Bahnmarke vor dem langen Schlag ins Ziel. Andreas Kling http://www.regattanews.com/.