Mittwoch, 12. August 2009

Geduldsprobe rund um den Fastnet Rock

12.08.09 - Um 26 Minuten nach Mitternacht am Dienstagmorgen war es so weit: Die „ICAP Leopard” hatte als erste Yacht beim Rolex Fastnet Race 2009 den namensgebenden Felsen in der Irischen See als Wendemarke des 608 Meilen langen Kurses erreicht. Trotz der klaren Führung mit über vier Stunden Vorsprung vor den nächsten Yachten war der eigene Rekord von 2007 über die gesamte Strecke aber bereits unerreichbar. Am frühen Vormittag hätte Mike Slade, Skipper des 30-Meter-Supermaxi, mit seiner Crew am Zielort in Plymouth ankommen müssen, aber selbst am Abend war er noch nicht da. Die nordwestliche Brise war in der Irischen See fast komplett zusammengebrochen.

Eine Mail von Bord der „Ran”, 30 Meilen hinter „ICAP Leopard” zurück, aber nach berechneter Zeit in Führung liegend, verdeutlicht die Situation der Crews in der offenen See: „Es ist sehr frustrierend, 15 Meilen vom Fastnet Rock entfernt, den Leuchtturm schon in Sicht und nun plötzlich schläft der Wind ein, nachdem die Brise bisher sehr solide durchgestanden hat. Wir haben gewusst, dass es ein Risiko von wenig oder gar keinem Wind am Fastnet Rock gab. Nun können wir nur hoffen, dass wir nicht die einzigen Opfer der Flaute sind.”

Sie waren es nicht: Während die britische „Ran”, eine Judel-Vrolijk 72 von Niklas Zennström, sich um 5.08 Uhr um den kargen Felsen quälte, lag die 2,5 Meter größere Farr 80 „Beau Geste” von Karl Kwok (Hong Kong) gerade einmal 24 Minuten voraus. Die „Hexe” von Norbert Plambeck, einzige deutsche Vertreterin in der Klasse der Supermaxis der IRC SZ, benötigte zwar noch weitere neun Stunden, um den Wendepunkt gegen 14 Uhr zu erreichen, die Stimmung war aber ungleich besser. „Wir sind zuletzt gut voran gekommen. Die Crew ist hoch motiviert und wechselt unermüdlich Segel, sobald es notwendig ist”, berichtete Plambeck von Bord der 24-Meter-Yacht vom Typ German Frers 80. Die Arbeit zahlte sich aus, von Platz 13 schob sich die „Hexe” bis auf Rang sieben vor. „Die Wacheinteilung mit vier Stunden standby, vier Stunden aktiv und vier Stunden schlafen hat sich bestens bewährt. So ist das Schiff ständig mit zwölf Leuten gut besetzt. Navigator, Smutje, Bordarzt und Skipper sind wachfrei. Da der Smutje mit Astronautennahrung für die 22-köpfige Crew schnell durch ist, und der Bordarzt bisher nicht als solcher aktiv werden musste, können beide kräftig mit ins Segelgeschehen eingreifen”, erzählte Plambeck weiter und war hoffnungsfroh: „Der aktuelle Wetterbericht lässt uns hoffen, noch weitere Plätze gut machen zu können.”

Noch auf halbem Weg zum Fastnet Rock war am späten Dienstagnachmittag die eng beieinander liegende Flotte der Class-40-Yachten mit dem Kieler Boris Herrrmann und seiner „Beluga Racer” an zweiter Stelle. Er hatte die zwischenzeitliche Führung am Kap Lizard durch einen landnahen Kurs an der südenglischen Küste verloren. Die britische „Initiatives Saveurs - Novedia Group” von Tanguy de Lamotte hatte auf einen südlichen Kurs gesetzt und damit einige Meilen gut gemacht. „Als die Sonne aufging, sahen wir sie zwei Meilen vor uns. Der Wind weiter auf See muss deutlich besser gewesen sein. Wir haben dann sechs Stunden sehr intensiv gearbeitet, haben aber lediglich eine halbe oder viertel Meile auf sie gut machen können”, berichtete Herrmann. „Ich würde wirklich gern wissen, ob sie eine Theorie hatten, dass der Wind auf See besser sein würde oder ob sie einfach nur Glück gehabt haben.”

Etwas weiter voraus als die Class 40, aber ebenfalls noch deutlich vom Fastnet Rock entfernt waren am Dienstagnachmittag die führenden Yachten in der IRC Z, darunter die Ausbildungsyacht „Norddeutsche Vermögen Hamburg”, die sich unter Führung von Skipper Torsten Hilbert als Vierte beständig in der Spitzengruppe hielt. Gar auf Platz zwei rangierte Jens Kuehne mit der unter amerikanischer Flagge fahrenden „Sjambok”. Auch die weiteren Hamburger Yachten, die „Vineta” von Felix Scheder-Bieschin und die „Inschallah VI” von Volker Andreae hatten auf den Rängen zehn und elf Kontakt zur Spitze. Die „Varuna” von Jens Kellinghusen (Kiel) und die „Bank von Bremen” als 19. und 26. hatten noch Potenzial nach oben.

Unter Zeitdruck steht inzwischen die Crew der „Arndt” von der Schulungsgruppe des Kieler Yacht Clubs. Auch die X 442 hatte als 22. in der IRC 1 zwar bereits Lands End, den letzten Zipfel Englands, deutlich hinter sich gelassen, doch rund die Hälfte des gesamten Kurses lag am Dienstagabend noch vor der Crew. Und bis Sonnabend muss sie nicht nur das Ziel in Plymouth erreicht haben, sondern auch schon im französischen St. Malo sein, wo die nächste KYC-Gruppe das Schiff zur Ausbildungsfahrt übernehmen will.