Donnerstag, 4. September 2008

Tagessieg für die "Open Season" mit Jochen Schümann

04.09.08 - Ein wenig Geduld war gefragt am zweiten Wettfahrttag (3. September) des Maxi Yacht Rolex Cup im sardischen Porto Cervo (Italien). Denn es dauerte bis über die Mittagszeit, ehe ein schwacher Nordwind auf Südost gedreht hatte und mit Stärke zwei den ersten Start der Superyachten zuließ. Doch danach frischte er bis auf vier Beaufort auf und sorgte für genau das, was die Costa Smeralda so beliebt macht: traumhafte Segelbedingungen. Sie nutzten zwei Yachten, die schon beim Auftakt vorne lagen, zu Wiederholungssiegen, und zwei anderen zu neuem Glück. Eine davon war die deutsche "Open Season" in der Wally-Division.

"Das war nach langer Zeit endlich der erhoffte Durchbruch", meinte "Open Season"-Taktiker Jochen Schümann, "sonst hatten wir immer mit dem Abwinden der noch größeren Maxis zu kämpfen." Im zweiten Rennen lag nach gelungenem Start vom Kölner Eigner und Steuermann Thomas Bscher, dem Ex-Präsidenten von Bugatti und ehemaligen Rennfahrer, nur die knapp zwei Meter längere "Y3K" von Claus-Peter Offen (Hamburg) voraus. Mit freiem Wind setzte sich die Wally 100 jedoch bald ab und ließ der 94 Fuß langen "Open Season" freien Wind. Auf einem 25 Seemeilen langen Kurs durch die Inseln der Küstenlandschaft mit Rückweg über die offene Mittelmeerseite galt es, jede Menge taktische Finessen zu nutzen.

Der dreimalige Olympiasieger Schümann war bei den anspruchsvollen Bedingungen in seinem Element. Clever wurden die topografisch beeinflussten Winddreher an den Felsvorsprüngen genutzt. "Die ganze Crew hat sich voll konzentriert, um die Yacht bei den zahlreichen Änderungen des Kurses und der Windrichtung immer optimal zu trimmen", stellte der Taktiker die Mannschaftsleistung heraus. Erst nach der Hälfte der Strecke kam die wesentlich größere, 143 Fuß lange "Espense" aus Italien mit Wally-Gründer Luca Bassani am Ruder vorbei, hatte aber damit überhaupt keine Chance mehr, ihren hohen Rennwert nach berechneter Zeit heraus zu segeln.

Die Vortagessiegerin "Magic Carpet Squared" von Lindsay Owen-Jones aus Großbritannien schaffte es dagegen trotz ihrer Größe von 100 Fuß gar nicht und landete sogar im Ziel hinter dem deutschen Boot, verteidigte aber mit einem vierten Platz dennoch mit fünf Punkten die Gesamtführung vor der französischen "J One" von Jean Charles Decaux (6). Die "Open Season" (7) ist Dritter vor der "Y3K" (8). "Das erhöht den Spaßfaktor erheblich, wenn auch die etwas kleinen mal gewinnen können und nicht nur in den Abgasen der Großen hängen bleiben", so Jochen Schümann, "das macht uns Mut und zuversichtlich für die nächsten drei Tage." Der Maxi Yacht Rolex Cup dauert noch bis Sonnabend (6. September).

1:1 steht es im Duell der Racer-Giganten "Alfa Romeo" und "Rambler". Nach dem Auftaktsieg von Neville Crichton aus Neuseeland gelang "Rambler"-Eigner George David (USA) die Revanche. Ganze 18 Sekunden lag der zwei Meter kürzere US-Maxi berechnet hinter dem Super-Maxi und Gesamtsieger von 2006. Während die "Alfa Romeo" eine State-of-the-Art-Konstruktion mit Schwenkkiel ist, besitzt die "Rambler" nur Wasserballasttanks bei einen herkömmlichen, starren Kiel. Das Taktikerduo Ray Davies (Neuseeland) und Peter Isler (USA) bewies jedoch, dass es seglerisch nicht schlechter aufgestellt ist.

Die Cruiser-Division wird weiterhin von den beiden J-Class-Yachten diktiert. Am zweiten Tag waren sie noch dominanter als zuvor. Die "Ranger" unter der Flagge der Cayman Islands siegte erneut, diesmal im Matchrace gut eine Minute hinter der "Velsheda" (Großbritannien), aber berechnet 46 Sekunden davor. Otto Happel, der im Schweizer Luzern lebende Investor und Großaktionär der Solar- und Windenergiekonzerns "Conergy", steuerte seine 38,25 Meter lange "Hetairos" erneut auf den vierten Rang und ist insgesamt Dritter punktgleich mit der "Bristolian" aus den Niederlanden.

Insgeheim ist auch die "Allsmoke" der Hamburgers Günter Herz schon Tabellenführer, obwohl sie in der Mini-Maxi-Division nur Sechste ist. Vor ihr liegen jedoch fünf reinrassige Rennyachten, angeführt von der US-amerikanischen "Numbers", die der Schweizer Alinghi-Boss Ernesto Bertarelli gechartert und mit seiner America's Cup-Crew bestückt hat. Sie heimste den zweiten Tagessieg ein. "Im Moment messen sich in unserer Klasse Formel-eins-Rennwagen mit handelsüblichen Sportwagen", beschrieb "Allsmoke"-Bootsmann Jürgen Feller den ungleichen Kampf. Die Eigner der typischen Cruiser-Racer haben sich inzwischen zusammen getan, um bei der Regattaleitung eine Teilung der Klasse zu erwirken.

Abgesehen davon war Taktiker Peter Holmberg, beim vorigen America's Cup ebenfalls ein Alinghi-Steuermann, mit der Leistung auf dem Wasser zufrieden: "Es war sehr trickreich, auch für die Navigatoren an Bord. Wir sind wieder gut zurechtgekommen und orientieren uns mehr nach unserem Schwesterschiff als nach den Neubauten, die ohnehin weit voraus segeln." Die irische "Whisper" von Michael Cotter ist ebenfalls Achter und Sechter geworden und punktgleich mit der "Allsmoke".

Zwischenstand nach der zweiten Wettfahrt des Maxi Yacht Rolex Cups 2008

Racing-Division
1. ALFA ROMEO Neville Crichton (Neuseeland) 3 Punkte
1. RAMBLER George David (USA) 3

Cruising-Division
1. RANGER RSV Ltd (USA) 2 Punkte
2. VELSHEDA Tarbat Inv. Ltd (Großbritannien) 5
3. HETEIROS Otto Happel (Deutschland) 8
3. BRISTOLIAN Edwin van der Straten (Niederlande) 8

Mini-Maxi-Division
1. NUMBERS Meyers/Bertarelli (USA) 2 Punkte
2. ALEGRE Andreas Soriano (Großbritannien) 6
3. ROSEBUD Roger Sturgeon (USA) 6
...
6. ALLSMOKE Günter Herz (Hamburg) 14

Wally-Division
1. MAGIC CARPET SQUARED Lindsay Owen-Jones (Großbritannien) 5 Punkte
2. J ONE Jean Charles Decaux (Frankreich) 6
3. OPEN SEASON Thomas Bscher (Köln) 7
4. Y3K Claus-Peter Offen (Hamburg) 8