Freitag, 5. September 2008

Starke Böen verlangten Mensch und Material alles ab

05.09.08 - „Allsmoke“ gab auf / Happels „Hetairos“ auf Rang zwei / „Open Season“ wieder stark.

Durch den Ausfall der britischen J-Class-Yacht „Velsheda“ ist die „Hetairos“ des deutschen Industriellen Otto Happel am Donnerstag (4. September) beim Maxi Yacht Rolex Cup in Porto Cervo auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien auf Rang zwei der Cruising-Division vorgerückt. Auch der Kölner Thomas Bscher machte mit seiner „Open Season“ in der Wally-Division weiteren Boden gut und steht nach Tagesrang zwei ebenfalls als Gesamtzweiter „auf dem Treppchen“. Pech hatte dagegen die Hamburger „Allsmoke“ von Günter Herz. In den beiden Kurzrennen der Mini-Maxi-Division riss jeweils das Vorsegel, wodurch die Wettfahrten aufgegeben werden mussten und das Team im Gesamtklassement weit zurückfiel.

Nach erneut schwachwindigem Tagesauftakt setzte über Mittag in der Inselwelt südlich von Porto Cervo eine südliche Brise ein und nahm kontinuierlich zu. „Am Ende hatten wir in Böen 27 bis 28 Knoten“, berichtete „Allsmoke“-Bootsmann Jürgen Feller. Das ist Windstärke sechs bis sieben. Die Windstöße setzten vielen Teilnehmern enorm zu, sowohl den drei Divisionen auf einem Küstenkurs vor der Costa Smeralda, als auch den Mini-Maxis auf ihren klassischen Windward-Leeward-Kursen mit Kreuzstrecken direkt gegen und vor dem Wind. „Im ersten Rennen ist die Genua im Tuch gerissen“, so Feller. Bis das Segel geborgen werden konnte, war die Konkurrenz über alle Berge. Im zweiten Rennen riss die nächste Fock am Schothorn, so dass die Yacht erneut nicht ins Ziel kam. Feller zurück an Land: „Wir haben nun erst einmal einiges zu reparieren, damit wir morgen wieder startklar sind, denn als klassischer Cruiser, also schnelles Fahrtenschiff, haben wir nicht unendlich viele Vorsegel an Bord.“

Auch die Spitze des Mini-Maxi-Klassements, an der ausnahmslos neu gebaute, „heiße Rennziegen“ liegen, zeigte sich von den Bedingungen nicht völlig unbeeindruckt. Die als Zweitplatzierte in den Tag gegangene „Alegre“ aus Großbritannien von Andy Soriano musste das ersten Rennen aufgeben und konnte zum zweiten gar nicht mehr starten. Vorne lies die vom Schweizer Alinghi-Gründer und America's Cup-Gewinner 2003 und 2007, Ernesto Bertarelli, ins Rennen gebrachte „Numbers“ eine kleine Feder, verteidigte die Führung mit einen zweiten und einem ersten Platz jedoch souverän vor Roger Sturgeons „Rosebud“. Das US-Trio auf dem Podium komplettiert die „Moneypenny“ von Jim Swartz mit Top-Profi Gavin Brady im Afterguard der Entscheider an Bord vor der 21,14 Meter „kleinen Alfa Romeo 3“, die ebenfalls die Supermaxi-Eigner Neville Crichton aus Neuseeland gehört.

Von „jeder Menge Action“ an Bord der „Open Season“ berichtete auch der Hamburger Genua-Trimmer Matti Paschen. Doch die gesamte Crew habe umsichtig und vorausschauend agiert, um die enormen Lasten auf dem laufenden Gut der 28,55 Meter langen Wally 94 bei allen Manövern zu bändigen. Nur einmal schlug dem schwedischen Vorschiffsmann Mikael Lund eine lose Spinnakerschot ins Gesicht: Die Unterlippe musste anschließend im Krankenhaus mit acht Stichen genäht werden. Auf einem anderen Boot brach sich ein Crewmitglied ein Bein.

„Die Erfahrung der Mannschaft, die inzwischen gut aufeinander eingespielt ist, war bei diesen Bedingungen Gold wert“, so Paschen, der auch dem Eigner und Steuermann Thomas Bscher eine herausragende Leistung am Ruder bescheinigte. Je stärker der Wind wehe, desto mehr gehe zwangsläufig schief - manchmal mit weitreichenden Folgen auch in der Ergebnisliste, in der es wieder nur um Sekunden ging. Die Vorjahressiegerin „J One“ des Franzosen Jean Charles Decaux siegte in der dritten Wettfahrt berechnet 47 Sekunden vor den Deutschen, die wiederum 20 Sekunden schneller als die britische „Highland Fling X“ (Irvine Laidlaw) war. In der Gesamtwertung führt die „J One“ zwei Zähler vor den punkgleichen „Open Season“ und „Magic Carpet Squared“ von L'Oreal-Boss Lindsay Owen-Jones (ebenfalls Großbritannien). Die Hamburger „Y3K“ des Reeders Claus-Peter Offen kam auch im Tagesresultat nicht über den fünften Rang hinaus, der zwei Wettfahrten vor dem Ende des 19. Maxi Yacht Rolex Cup zu Buche steht.

In der Racing-Division der schnellten Yachten ist die neuseeländische „Alfa Romeo“ von Crichton mit 2:1 gegen George Davids „Rambler“ aus den USA in Führung gegangen. Nach dem überraschenden Ausglich am Vortag musste Starboot-As Mark Mendelblatt am Steuer der „Rambler“ den gegnerischen Super-Maxi von Beginn an ziehen lassen und kam fast eine Viertelstunde später ins Ziel. Berechnet waren das vier Minuten.

Der US-Amerikaner Erle Williams steuerte die J-Class-Yacht „Ranger“ (Cayman Islands) bereits zum dritten Tagessieg in der Cruiser-Division und wahrte so die weiße Weste. Die Konstanz von Otto Happels „Hetairos“-Team, das sich ebenfalls treu blieb und im dritten Rennen zum dritten Mal den vierten Platz belegte, wurde belohnt. Der Wahl-Schweizer, der die ehemalige Division „Spirit of Tradition“ beim Maxi Yacht Rolex Cup mit dem gleichen Schiff schon zweimal gewonnen hat, schob sich vor der „Bristolian“ aus den Niederlanden auf den zweiten Gesamtplatz vor.

Zwischenstand nach dem dritten Wettfahrttag des Maxi Yacht Rolex Cups 2008

Racing-Division
1. ALFA ROMEO Neville Crichton (Neuseeland) 4 Punkte
2. RAMBLER George David (USA) 5

Cruising-Division
1. RANGER Erle Williams (USA) 3 Punkte
2. HETAIROS Otto Happel (Deutschland) 12
3. BRISTOLIAN Edwin van der Straten (Niederlande) 15

Mini-Maxi-Division
1. NUMBERS Meyers/Bertarelli (USA) 5 Punkte
2. ROSEBUD Roger Sturgeon (USA) 9
3. MONEYPENNY Jim Swartz (USA) 13
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14. ALLSMOKE Günter Herz (Hamburg) 54

Wally-Division
1. J ONE Jean Charles Decaux (Frankreich) 7 Punkte
2. OPEN SEASON Thomas Bscher (Köln) 9
3. MAGIC CARPET SQUARED Lindsay Owen-Jones (Großbritannien) 9
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5. Y3K Claus-Peter Offen (Hamburg) 13