Montag, 10. September 2007

Int. Deutschen Meisterschaften der Nord. Folkeboote

Besser hätte es nicht laufen können - Fazit der Internatinalen Deutschen Meisterschaft der Folkeboote

Spannender Segelsport, faire Rennen, gute Stimmung und tadellose Organisation war das Fazit, das Teilnehmer und Organisatoren aus der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Folkeboote vor Radolfzell zogen.

Ulf Kiepke, der neue deutsche Meister der Folkeboote, ließ den Yachtclub denn auch mit einem lauten „Hip, hip, hurra“ hochleben, als er seine Siegertrophäe aus der Hand von Wettfahrtleiter Bertram Schall erhielt. „Eine supertolle Woche“ sei das gewesen, erklärte er im Bürgerhaus in Moos.

Den Organisatoren, allen voran Hilde Scherbaum und Bertram Schall, war die Erleichterung deutlich anzumerken und die Anspannung der letzten Wochen fiel auf einen Schlag ab. Jetzt durfte gefeiert werden.Auch Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt, Schirmherr der Meisterschaft, zeigte sich bei seiner kurzen Ansprache stolz auf die Visitenkarte, die der Yachtclub für die Stadt Radolfzell abgegeben habe.Norbert Hermann, Vorsitzender der Folkeboot-Flotte Bodensee erläuterte, wie erste Ideen „am Biertisch“ entstanden seien, konkreter wurden und schließlich realisiert waren. Günter Tzeschlok, der zweite Vorsitzende des Yachtclubs, dankte noch einmal den zahlreichen Sponsoren, ohne die ein solcher Anlaß überhaupt nicht durchführbar wäre.

Sportlich dominierten die Starkwindroutiniers aus Norddeutschland. Vater und Sohn Kiepcke sowie Lars Farien vom Kieler Yachtclub wurden souveräne und würdige Sieger. Ihnen immer dicht auf den Fersen war die Schleswiger Crew mit Routinier Walter Muhs, Norbert Jürgensen und Friedrich Plonka. Walter Muhs segelt seit Anfang der sechziger Jahre Folkeboot und ist mehrfacher Deutscher Meister.

Ein ganz hervorragendes Ergebnis gelang Rainer und Liane Willibald sowie Alois Weiermann vom Yachtclub Radolfzell und dem Yachtclub Gaienhofen mit ihrem fünften Rang. Sie erhielten den Sonderpreis von Ministerpräsident Günther Öttinger als beste Mannschaft aus Baden Württemberg. Nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich war die Meisterschaft ein voller Erfolg und ein gelungenes Aushängeschild für den Segelsport und die Stadt Radolfzell. Peter Häusler, Steuermann der Radolfzeller „Sisu“ bemerkte denn auch abschließend: „Besser hätte es nicht laufen können.“

Statements der Organistoren, Bertram Schall und Hilde Scherbaum: (Freuen sich über den Verlauf der Meisterschaft. Die Organisatoren Bertram Schall, Hilde Scherbaum und Rainer Willibald. Foto: Michael Häßler)

Frage: Welchen Aufwand erfordert es, eine Internationale Deutsche Meisterschaft zu veranstalten?
Bertram Schall (Wettfahrtleiter): Zunächst einmal müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Bei einer Kielbootklasse gehört ein Hafen mit ausreichender Wassertiefe dazu, ein Kran, um die Boote ins Wasser zu hieven und ein Takelkran um die Masten zu stellen. Man braucht einen Abstellplatz für Trailer, Zugfahrzeuge und sonstige Ausrüstung. Da sind der Stadtverwaltung sehr dankbar, dass sie uns das Herzengelände zur Verfügung stellt. Auch technische Unterstützung für eventuelle Reparaturen muss kurzfristig organisiert werden können. Beispielsweise gab es bei der Vermessung Probleme mit zahlreichen neuen Segeln, die alle vor dem ersten Start abgeändert werden mussten. Yde Eiling hat das ganze Wochenende durch gearbeitet.

Ebenfalls unverzichtbar sind zahlreiche routinierte Helfer aus dem Verein. Unser Team bestand aus etwa dreißig Personen. Davon waren allein 12 Personen auf dem Startschiff oder mit kleinen Motorbooten unterwegs um die Tonnen auszulegen und diese bei Windänderungen sofort den neuen Verhältnissen anzupassen. Wir waren ein richtig tolles Team. Jeder hat genau gewusst wo er wie anpacken muss. Es ist wichtig, dass die Helfer auf dem Wasser selbst erfahrene Regattasegler sind. Nur dann wissen sie, worauf es ankommt. Wenn beispielsweise die Startlinie nicht exakt ausgerichtet ist, drängeln sich alle Boote auf der bevorzugten Seite. Dann gibt es mit ziemlicher Sicherheit „Kleinholz“. Das kann man sich bei einer Meisterschaft nicht erlauben.Ebenfalls wichtig sind Sponsoren. Ohne die geht es nicht. Auch ein großer Verein wie der Yachtclub kann den finanziellen Aufwand, der hinter so einer Veranstaltung steckt, niemals allein tragen. Das ist ganz und gar unmöglich.

Hilde Scherbaum (Organisation an Land): Die Teilnehmer und Begleitpersonen müssen untergebracht und verpflegt werden. Dafür sind viele Hände und auch viele Köpfe nötig. Man braucht Ansprechpartner für die Sportler und für deren Begleitpersonen. Viele Segler reisen mit ihrer Familie an und verbinden die Meisterschaft mit einer oder zwei Wochen Urlaub am Bodensee. Diese Leute kann man nicht einfach im Hafen stehen lassen. Man muss ihnen etwas bieten. Wir haben beispielsweise eine Führung über die Reichenau organisiert oder durchs Naturschutzgebiet auf der Mettnau. Auch eine Stadtführung oder ein Besuch des Heimatmuseums standen auf dem Programm.

Dann war jeden Abend ein Programm vorbereitet. Das ging vom Heimatabend mit Weinprobe bis zum Festabend in Moos. Das muss alles organisiert werden.Wir haben ein Programmheft erstellt mit Terminplan, wichtigen Telefonnummern vom Hafenmeister bis zu Rettungsdienst und Ärzten sowie mit Informationen über die Stadt Radolfzell und den Yachtclub. Darin sind auch unsere Sponsoren aufgeführt sowie die Radolfzeller Gastronomie und andere Serviceadressen.Wie viele Stunden Vorbereitung hinter der ganzen Organisation stecken, kann ich nicht sagen. Es waren aber allein bei mir schon mehrere hundert Stunden. Die letzten Monate hat sich das Organisationsteam fast täglich getroffen.Bei allem Aufwand war die Meisterschaft aber eine tolle Erfahrung für mich.

Ich habe viele nette Menschen kennen gelernt. Außerdem kann auch das Vereinsleben nur davon profitieren, wenn so viele Leute zusammen eine so gewaltige Aufgabe stemmen. Besonders bedanken möchte ich mich noch bei unserem Mitglied und Hobbykoch Beppo Pfeffer, der zusammen mit Hubert Neidhard vom Grünem Baum in Moos das gesamte Catering organisiert hat.Wichtig war für uns auch die Zusammenarbeit mit der Folkebootflotte Bodensee. Ohne deren Input hätten wir nicht gewußt, was die Sportler vom Rahmenprogramm bei so einer Meisterschaft erwarten. Liane und Rainer Willibald sind seit 16 Jahren auf jeder Deutschen Meisterschaft dabei und wissen ganz genau, worauf die Folkebootsegler Wert legen.

Interview mit Ulf Kipcke (Kiel), neuer Deutscher Meister (Die neuen Deutschen Meister der Folkeboote. v.l. Lars Farien, Ulf Kipcke, Dieter Kipcke. Foto: Michael Häßler):

Michael Häßler: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Titels. Hast du das Ergebnis erwartet?
Ulf Kipke: Wir haben uns realistische Chancen ausgerechnet.Michael Häßler: Was waren deine größten sportlichen Erfolge? Ulf Kipcke: Wir waren 1996 und 2001 schon einmal Deutsche Meister. 2000 haben wir den Goldpokal vor Eckernförde gewonnen. Das ist die inoffizielle Weltmeisterschaft der Folkeboote. Eine offizielle Weltmeisterschaft gibt es in dieser Klasse nicht, weil die Meisterschaftskriterien des Welt-Seglerverbands ISAF nicht erfüllt werden. Dafür müsste die Internationale Verbreitung des Bootes größer sein.

Michael Häßler: Wie lange segelst du schon Folkeboot?
Ulf Kipke: Ich segle seit über zehn Jahren in dieser Klasse. Mein Vater Dieter noch paar Jahre länger. Auch unser Vorschiffsmann, Lars Farien ist schon einige Zeit dabei. Mit dem Segelsport angefangen habe ich als Kind im Opti. Als Jugendlicher bin ich 420-er gesegelt. 1980 war ich als Teilnehmer bei der Deutschen 420-er Meisterschaft schon einmal in Radolfzell.

Michael Häßler: Wie hat es dir in Radolfzell gefallen?
Ulf Kipke: Das war eine Top-Veranstaltung. Sowohl die sportliche Seite als auch das Rahmenprogramm waren erstklassig. Auch die Windbedingungen waren hervorragend. Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen.Was ich außerdem ganz toll fand, war die Präsenz der Meisterschaft in der Stadt. In Geschäften und Restaurants hingen Plakate und die Leute wussten was läuft. Einmal wurden wir sogar im Restaurant angesprochen, ob wir die neuen Deutschen Meister seien. Das findet man bei uns im Norden nicht. Da wird vom Segelsport kaum Notiz genommen.

Interview mit Liane Willibald und Rainer Willibald, die zusammen mit Alois Weiermann bestes Baden-Württembergisches Team wurden (Bestes Team aus Baden-Württemberg. v.l. Rainer Willibald, Liane Willibald, Alois Weiermann . Foto: Michael Häßler):

Michael Häßler: Wie lange segelt ihr schon Folkeboot?
Rainer Willibald: Seit 1985.

Michael Häßler: Was waren eure wichtigsten sportichen Erfolge?
Rainer Willibald: Wir wurden zwei oder drei mal fünfter bei der Deutschen Meisterschaft.

Michael Häßler: Wieviele Regatten segelt ihr pro Jahr?
Liane Willibald: Bei den Folkebootregatten am Bodensee sind wir normalerweise immer dabei. Außerdem war das unsere 16. Deutsche Meisterschaft. Auch beim Goldpokal waren wir schon ein paar mal. Für eine Wochenendveranstaltung fahren wir allerdings nicht in den Norden. Dafür wäre der Aufwand zu groß. Regionale Yardstickregatten „vor der Haustüre“ nutzen wir als Training. Ansonsten verbringen wir unseren Urlaub auf dem Boot, das wir dafür an die Ostsee transportieren.

Michael Häßler: Habt ihr diese Platzierung erwartet?
Rainer Willibald: Wenn man so lange in einer Bootsklasse segelt, kennt man seine Gegner natürlich und weiß, wo man hin gehört. Ein Platz unter den ersten Zehn erschien uns realistisch. Dass wir jetzt fünfte geworden sind, freut uns natürlich und war am oberen Ende der Erwartungsskala.

Michael Häßler: Zusammen in einem Regattateam. Leidet da nicht die Ehe drunter?
Liane Willibald: Klares Nein! Das ist schließlich unser beider Hobby.

Michael Häßler: Welches Fazit zieht ihr aus Meisterschaft?
Liane Willibald: Dass die Wetterbedingungen so hervorragend waren hat sich auch auf die Stimmung an Land übertragen. Es hat einfach alles geklappt. Ansonsten hat Heino Haase, Organisator der nächsten Deutschen Meisterschaft in Travemünde vorhin gesagt: „Das ist nicht zu toppen.“ (Michael Häßler)