Montag, 10. September 2007

Das HLL-Drachen-Team ist Vize-Weltmeister!

Dublin. Vize-Weltmeister der Drachen-Klasse wurden heute (Freitag, 7.9.2007) das HLL-Drachen-Team Ulli Libor (Norddeutscher RV), Stefan Hellriegel und Frank Butzmann (beide YC Berlin-Grünau). Die Mannschaft hatte nur 2,3 Punkte Rückstand auf die neuen Weltmeister, das hamburgisch-bayerische Trio Thomas Müller, Vincent Hoesch und Max Scheibmair (NRV/Chiemsee YC/YC Urfahrn). 68 Crews aus 15 Nationen (von Hongkong bis zu den USA, von Portugal bis Russland) waren auf der Bucht von Dublin (Irland) vor Dun Laoghaire am Start.

Sechs Wettfahrten wurden bei durchwegs schwachen und sehr schwierigen Windverhältnissen gesegelt. Einmal kamen nur 35 Boote ins Ziel, der Rest verhungerte in der Flaute. Titelverteidiger Jorgen Schönherr (Dänemark), kam nur auf Rang 26, unmittelbar gefolgt von Harro Kniffka (mit Michael Lipp und Michael Koch).

Für Ulli Libor ist es nach den beiden Olympiamedaillen in der Flying-Dutchman-Jolle (Silber 1968 in Mexiko, Bronze 1972 in Kiel/München) der größte Erfolg im Drachen. Seit 2003 segelt der langjährige Geschäftsführer des Deutschen Golf-Verbandes im Drachen, als ihn Hanseatic Lloyd-Chairman Harro Kniffka ins Boot geholt hatte. Damals wurde das “HLL-Drachen-Team³ gegründet: “Alte Hasen³ und junge Talente kommen hier zusammen. “Es ist eine schöne Aufgabe, wenn ich mit meinen Erfahrungen zur Verfügung stehen kann³, sagte Libor, der auch beim Hanseatic Lloyd Dragon Grand Prix maßgebliche Organisationsarbeit leistet, über die erfolgreiche Segel-Equipe. Resultate >


Portrait: Ulli Libor
Vom Alster-Pirat zum Vize-Weltmeister der Drachensegler

„Einsteigen und gewinnen geht nicht. Der Drachen ist eine Herausforderung für jeden Segler jeder Kategorie“, sagt Ulli Libor. Schon seit einigen Jahren gehört der frischgebackene Vize-Weltmeister zu den Top-10 der internationalen Drachen-Szene.

Bei den Olympischen Spielen 1968 holte Ulli Libor in Acapulco/Mexico die Silbermedaille im Flying Dutchman, vier Jahre später in Kiel war es dann die Bronze-Medaille. Der FD galt als Formel-1 der Segler. Privates Engagement bei eigener Finanzierung waren der Antrieb. Damals war Segeln ein Hobby ohne berufliche Perspektive – „Profisegler“ gab es noch lange nicht. „Bei Mitsegelgelegenheiten wurden damals nur selten Hotel und Verpflegung bezahlt. Wir haben nur dann gesegelt, wenn es uns Spaß gemacht hat“, blickt Libor zurück.

Aufgewachsen ist Ulli Libor (Jahrgang 1940) in Hamburg, direkt gegenüber dem Blankeneser Segelclub. Als die Eltern nach Eppendorf umzogen, hielten ihn sein Bruder Klaus und Vetter Vincent davon ab, dort Hockey zu spielen und nahmen Ulli stattdessen mit in den Alster-Piraten-Club zum Regattasegeln. Schon 1960 – Ulli Libor hatte die Europameisterschaft der Zweimannjolle Snipe gerade gewonnen – war er Ersatzmann bei den Olympischen Spielen in Rom/Neapel.

Der Beruf drängte Libors Segelei nach den Olympia-Erfolgen in den Hintergrund. Privat zog es ihn nach Rheinhessen, wo er mit Frau und zwei Kindern auf einem Hof im Fachwerkstil des 18. Jahrhunderts in einem Weindorf lebt – die passende Umgebung für sein Hobby: alte Traktoren von Ferrari, Lamborghini oder Porsche!

Nach 14-jähriger Abstinenz aber packte ihn der Segelvirus erneut. Bernd Faber motivierte ihn, zusammen mit Harro Kniffka im Drachen einzusteigen. Der Schiffahrtskaufmann Kniffka kam vom Hochseesegeln und wollte die Geheimnisse der „Dreieckssegelei“ und „One design“ ergründen. „So segelte ich 2003 mit Bernd Faber und Harro Kniffka in einem gebrauchten Drachen zwischen Erfolg und Misserfolg“, erzählt Libor über seine Anfänge im Drachen.
Noch stand das olympische Motto „dabei zu sein“ im Vordergrund. Doch bald kam der alte Ehrgeiz wieder dazu. Nach logischen und erfolgsorientierten Strukturen wurde gesucht und mit dem Teamgedanken ein neues Konzept für Spaß und Erfolg erarbeitet: Das HLL-Drachenteam wurde gegründet. Denn in der Drachenklasse kommen viele Facetten zusammen. Sie ist längst ein Sammelbecken für sehr viele der erfolgreichsten Segler aller Zeiten.

Ulli Libor lässt fast keine der großen Drachenregatten in Europa aus. Längst hat er sich in der internationalen Drachenspitze etabliert. Nach Siegen in Cannes und Monaco im Frühjahr und Spitzenplätzen während der ganzen Saison ist der Titel des Vize-Weltmeisters nun die Krönung seiner Drachen-Karriere.Das HLL-Drachenteam ist mittlerweile gewachsen. Vor allem junge Segler werden immer wieder integriert. Auch in den olympischen Bereich wurde das HLL-Segelteam erweitert. Mit der Starboot-Crew Robert Stanjek und Markus Koy hat ein hoffnungsvolles Team den Kampf um das Olympiaticket 2008 aufgenommen. Hier schließt sich der Kreis für den Medaillengewinner Libor: „Es ist eine schöne Aufgabe, wenn ich mit meinen Erfahrungen zur Verfügung stehen kann!“