Mittwoch, 12. September 2007

2. Tag der Starboot-Europameisterschaft

Ein rabenschwarzer Tag: 34. und Frühstart

MALCESINE. Würden sie Boxen, wären sie wohl zweimal zu Boden gegangen, so niederschmetternd war der zweite Segeltag der Starboot-Europameisterschaft im italienischen Malcesine für das pinta racing team Marc Pickel/Ingo Borkowski. Hatte es am Dienstag (11. September) im ersten Tagesrennen als 34. „nur“ einen derben Ausrutscher gegeben, folgte danach eine Frühstartdisqualifikation. Dadurch fiel die Kiel-Potsdamer Kombination im Gesamtklassement zur EM-Halbzeit vom fünften auf den 42. Rang zurück. Die Führung übernahmen Ian Percy/Andrew Simpson aus Großbritannien nach einem Tagessieg und einem zweiten Platz. Beste Deutsche sind nunmehr Robert Stanjek/Markus Koy (Hamburg) als Siebte.

„So ein Tag versaut einem gleich die ganze Serie“, meinte Marc Pickel, „ein Pfund kann ja noch gestrichen werden.“ Da insgesamt aber nur sechs Wettfahrten auf dem Programm stehen, wird es schwer werden, noch unter die Besten zu segeln. „Das ist nicht unmöglich“, so der Steuermann, „aber dazu müssten wir nun dreimal ganz vorne landen.“ Und das sei in dem Weltklassefeld der offenen Europameisterschaft, in dem auch zahlreiche Nicht-Europäer mitsegeln, konstant kaum zu schaffen - zumal der Wind auf dem Gardasee so manche Überraschung bereits hält.

Zunächst einmal hatten alle 91 angetretenen Starbootmannschaften einen Frühstart, denn die Regattaleitung hatte den örtlichen Wettergegebenheiten Rechnung getragen und den ersten Start für 8 Uhr morgens angesetzt. Das ist schon ungewöhnlich früh im Segelsport, doch für das pinta racing team offenbar nicht zum Nachteil. „Wir waren hellwach und lagen nach der halben Startkreuz an der Spitze“, berichtete Pickel. Zu dem Zeitpunkt sei die linke Seite der Regattabahn „völlig tot“ gewesen, so dass er mit seinem Vorschoter eine konservative Taktik über halb rechts wählte.

Bei mäßigem bis starkem Nordwind mit stürmischen Böen kippte die Situation plötzlich völlig. „Auf einmal ging es über links derart ab, dass wir mehr als das halbe Feld an uns vorbei gewunken haben“, knirschte der 36-Jährige vom Kieler Yacht-Club mit den Zähnen. „An der Luvtonne waren wir ungefähr 50.“ Die Aufholjagd reichte nur noch zum 34. Platz, weit hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Die Scharte wollten Pickel/Borkowski dann am Nachmittag, als der Wind auf Süd gedreht hatte und nur noch sehr leicht wehte, ausmerzen. Ein guter Start bei schwacher Brise ist jedoch immer eine Gratwanderung zwischen Frühstart und schlechtem Start. Und diesmal erwischte es das pinta racing team bei schwarzer Flagge, das heißt sie durften den „Übertritt“ auch nicht durch einen Neustart wieder gut machen, sondern wurden auf der Stelle disqualifiziert.

Ihre derzeit wohl härtesten nationalen Gegner Stanjek/Koy waren beim ersten Rennen auf der bevorteilten linken Seite und glänzten mit einem vierten Rang. Obwohl auch sie sich danach einen Ausrutscher leisteten und nur 29. wurden, sind sie nach dem zweiten Wettfahrttag im Soll. Denn vor ihnen liegen zwei Nicht-Europäer, so dass sie fünftbeste Europäer sind. Damit würden sie ein Olympianominierungskriterium erfüllen, das Pickel/Borkowski bereits haben, und eine nationale Olympiaausscheidung im nächsten Jahr erzwingen.

Die Europameisterschaft wird nach einem Ruhetag am Donnerstag (13. September) fortgesetzt. Die Entscheidung soll am Freitag (14. September) fallen.

Segeln in Zahlen

Gesamtwertung der Starboot-Europameisterschaft nach drei Wettfahrten:
1. Ian Percy/Andrew Simpson (Großbritannien) 13 Punkte
2. Fredrik Lööf/Anders Ektröm (Schweden) 22
3. Flavio Marazzi/Enrico de Maria (Schweiz) 23
4. Peter Bromby/Lee White (Bermudas) 25
5. Torben Grael/Marcelo Ferreira (Brasilien) 29
6. Francesco Bruni/Gilberto Nobili (Italien) 42
7. Robert Stanjek/Markus Koy (Hamburg) 44

15. Johannes Babendererde/Philipp Stanjek (Lübeck) 68

42. Marc Pickel/Ingo Borkowski (Kiel/Potsdam) 133