Mittwoch, 25. Juli 2007

Simon Grotelüschen (LYC) verteidigt Titel, Lübecks Saxe schlägt Rostocks Methling im Rotspon Cup

Alter und neuer deutscher Juniorenmeister der olympischen Laser-Klasse auf der 118. Travemünder Woche: Simon Grotelüschen vom veranstaltenden Lübecker Yacht-Club. Foto: Travemünder Woche.

TRAVEMÜNDE. Ein turbulenter Tag liegt hinter der 118. Travemünder Woche. Zur Halbzeit bot er am Dienstag (24. Juli) vom spaßigen Rotspon Cup der Bürgermeister über Gewitterwarnungen mit Platzregen, die zur Absage einiger Wettfahrten führten, und harten Juryverhandlungen bis hin zu vielen strahlenden Siegern alle Facetten. Zu Letzteren gehörte auch Lübecks Verwaltungschef Bernd Saxe, der Rostocks Bürgermeister Roland Methling beim 2:0 im Matchrace keine Chance ließ. Den deutschen Juniorenmeistertitel der olympischen Laser musste Lokalmatador Simon Grotelüschen am grünen Tisch verteidigen, nachdem er auf dem Wasser die Führung zurückerobert hatte.

Knisternde Spannung herrschte am Nachmittag auf dem Parkplatz hinter dem Regattabüro. Im grauen Container der Jury 1 wurde über den Ausgang der Laserregatten entschieden. Die Kontrahenten waren ausgerechnet der Berliner Malte Kamrath und sein Freund Simon Grotelüschen, Nummer eins und zwei des Gesamtklassements. Was war passiert? Weil der Lübecker sich bereits am Vortag eine Disqualifikation eingefangen hatte, attackierte Kamrath ihn schon vor dem Start des fünften Rennens, um eine Regelverletzung zu erzwingen, die Grotelüschen aussichtslos zurückgeworfen hätte. Das Verhalten ist in Matchraceregatten gang und gäbe, kommt aber auch sonst immer wieder vor, wenn es „um die Wurst" geht. Kurz vor dem Start kam es zur Kollision, als Kamrath mit Wegerecht von Lee auf Grotelüschen zuhielt.

Allerdings hätte der Protestierende seinem gerammten Widersacher mehr Zeit zum Ausweichen geben müssen, entschied die Jury. Schließlich könne sich niemand in Nullkommanichts in Luft auflösen. „Das ist ein ganz normaler Vorgang mit einer Juryentscheidung, die auch der Unterlegene akzeptieren muss", meinte Bundeshonorartrainer Klaus Lahme (Hamburg), der die harten Bandagen für international üblich hielt, aber keine nachhaltig getrübte Stimmung zwischen den befreundeten Seglern will.

Über die 90minütige Verhandlung verstrich das Zeitlimit für den spätestens möglichen Start des Medalraces der besten Zehn, das eigentlich über den Gesamtsieg der Laser entscheiden sollte. Simon Grotelüschen konnte es am Ende egal sein. Er hatte Kamrath (5.) zuvor als Zweiter auf dem Wasser geschlagen und hätte unabhängig von dem Protest das bessere Ende für sich gehabt. Deshalb strahlte der 20-Jährige am Ende auch, ließ sich von Freundin und Mutter umarmen sowie von TW-Organisationschef Claus Dieter Stolze mit einem Glas Schampus feiern.

Zwei strahlende Bürgermeister beim Rotspon Cup: Rostocks unterlegener Roland Methling (links) und Bernd Saxe aus Lübeck. Foto: Travemünder Woche.

Dem Rotwein trachtete dagegen die Politik. Ein bisschen wirkte es als wollte Rostocks Oberbürgermeister seinen Lübecker Kollegen gar nicht zum Duell um eine Sechs-Liter-Flasche Rotspon herausfordern, so spät startete seine Crew nach dem Hausherr. Als Rolf Erwert, Vorsitzender des Lübecker Yacht-Clubs, das Hornsignal zum Start gab, lag das 6,50 Meter lange Kajütboot vom Typ Skippi 650 des Mecklenburgers jeweils noch rund 50 Meter von der Startlinie weg. Den Rückstand machte seine Mannschaft in beiden Vergleichen nicht mehr wett.

„Wir sind kampferprobte Freunde, und so ein Event trägt zur guten Atmosphäre zwischen zwei Hansestädten bei", meinte Methling zurück an Land. In Punkto Wirtschaftsansiedlung, Fährlinien und Tourismus bestehe eine „gesunde Konkurrenz": Die beiden Großregatten Warnemünder und Travemünder Woche ergänzten sich prima im internationalen Regattakalender und sollten künftig noch besser kooperieren, wünschte sich der Gast aus Rostock, dessen Segelerfahrung als einmaliger Vorschoter im 420er auf dem Schweriner See und auf Traditionsschiffen beruht.

Den Bürgermeistern reichte eine leichte Brise auf der Trave für ihre Kurzrennen, den spektakulärsten Klassen war der Wind am vierten Regattatag nicht treu. Die Eurocups der RS-Gleitjollen gingen genauso leer aus, wie die olympischen Tornados, die ihre TW jedoch noch fortsetzen. „Wir hatten eine Gewitterwarnung, die bis 20 Uhr Sturmböen bringen konnte", erklärte der oberste Wettfahrtleiter Walter Mielke seine Entscheidung, um 16 Uhr alle weiteren Rennen des Tages anzusagen. Grund: „Das kann schneller aufziehen, als die Boote zurück an Land in Sicherheit kommen."

Dennoch fielen am Dienstag einige Entscheidungen auf dem Wasser. Mit einem Tagessieg in der letzten Wettfahrt gewannen die Bremer Sven Vagt und Stina Hadeler die Piraten-Konkurrenz der 118. Travemünder Woche einen Punkt vor den Zweitplazierten Lübeckern Thomas Kaitschick und Peter Gardeweg hauchdünn. Das gleiche Kunststück gelang dem Kieler Christoph Homeier bei der norddeutschen Meisterschaft der Contender. Auch in der O-Jolle machte Wolfgang Höfeler (Marl) den Gesamtsieg erst am Ende klar so wie Bernhard Kraus aus Rieden am Forggensee in der Sprinta Sport.

In der olympischen 470er-Jolle siegten Veit Hammeter und Martin Hostenkamp aus Lindau, im kleineren 420er Fabian Tang und Kevin Hammel aus Düsseldorf.

Genauso ungefährdet wie Manfred Brändle und Thorsten van Eyll aus Wuppertal im Schwertzugvogel waren die Engländer Richards/Fairley/Richards, dessen Steuermann in der Schweiz wohnt und arbeitet, im German Grand Prix der 18-Footer.

Am Mittwoch (25. Juli) geht die Internationale Deutsche Meisterschaft der Europes genauso zu Ende, wie die Travemünder Woche der olympischen Tornados sowie der Trias und Dyas. Die RS-Skiffs setzen ihre Eurocups fort. Die Starts sind ab 11.30 Uhr geplant.

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