Dienstag, 21. Juli 2009

Von Beust war nicht zu schlagen: Rotspon geht wieder an die Elbe

21.07.09 - TRAVEMÜNDE. Hamburgs erster Mann, Ole von Beust, hat am Dienstag (21. Juli) erneut das Bürgermeisterrennen der Travemünder Woche gewonnen. Im traditionellen Rotspon Cup, einer Spaßregatta auf der Trave, schlug er Lübecks Verwaltungschef Bernd Saxe mit 2:1 und nahm eine Sechs-Liter-Flasche des berühmten Rotweins mit an die Elbe. Vor den Augen von weit mehr als tausend TW-Besuchern an der Travepromenade kam es im letzten und entscheidenden Rennen zu einer Kollision, als Saxe der vorfahrtberechtigten Hamburger Skippi 750 in die Seite fuhr. Der haushohen Überlegenheit des Gasts Ole von Beust tat dies überhaupt keinen Abbruch.

„Das war wieder ein großes Vergnügen, hier in Travemünde dem herrlichen Segelsport zu frönen“, schwärmte von Beust, der leicht verspätet aus einer Senatssitzung anreiste und doch vom Fleck weg startklar war. Mit seiner Crew Klaas Johanning aus Nordhorn und dem Berliner Hilmar Bach harmonierte der Steuermann nach wenigen Minuten des Einsegelns. Obwohl vor mehr als 30 Jahren auf der Alster die A-Schein-Prüfung des Deutschen Segler-Verbands bestanden, wollte er sich selbst nicht als Segler bezeichnen. Die mäßige, stark böige Südwestbrise flößte dem Vorjahressieger durchaus Respekt ein: „Das wird diesmal anspruchsvoller, und Saxe ist eine harte Nuss.“ 2008 hatte er bei leichtem Wind mit 2:1 die Oberhand behalten.

Sein Lübecker Pendant fragte zunächst süffisant, warum er (SPD) eigentlich eine rote Jacke bekomme, und sein Gegner (CDU) ein dunkle. Doch darüber hinaus blieb das Politikerduell weitgehend unpolitisch, gespickt nur von charmant launischen Spitzen des Moderatoren-Duos Maike Jäger und Gert Girschkowski. Als Bernd Saxe mit seiner „gespaltenen“ Mannschaft Tom Stender (Lübeck) und Jörg Riemann (Hamburg) den ersten Start trotz günstiger Ausgangsposition völlig vermasselte, war ihm auch der Spott der fachkundigen Zuschauer sicher.
Die weiße Skippi hüpfte wie ein Känguru davon und ließ die graue schon nach wenigen Minuten mehr als 150 Meter achteraus. „Wir hatten anfangs Materialprobleme“, lenkte der Herausforderer die Aufmerksamkeit von eigenen Schwächen ab. Im zweiten Durchgang leistete er mehr Gegenwehr, allerdings lange Zeit ebenso erfolglos. Erst als Ole von Beust in Höhe der Viermastbark „Passat“ noch einen Ausflug zur belebten Festivalmeile der 120. Travemünder Woche zu machen schien, segelte Saxe zum überraschenden Ausgleich. „Da war nichts gestelltes dabei“, versicherte der Unterlegene wie ein Gentleman auf die Frage, ob er den Platzhirschen nicht zu arg demütigen wollte.

Acht Fernsehkameras und ein Vielfaches an Fotoobjektiven richteten sich zur finalen, alles entscheidenden Wettfahrt auf die Kontrahenten. Und die boten tatsächlich einen Matchraceleckerbissen mit Haken und Ösen. Einmal drehte von Beust sogar einen Strafkringel um 360 Grad, weil er eine kleine Wegerechtsverletzung begangen hatte. Hauteng dicht an dicht ging es um beide Wendetonnen herum, „Hamburg“ stets auf der Innenposition von „Lübeck“ hart bedrängt.

Doch auf der Zielkreuz trauten alle ihren Augen nicht. Mit Wind von backbord (links) näherte sich der ausweichpflichte Bernd Saxe dem Boot des eindeutig vorfahrtberechtigten Hamburger Bürgermeisters, der Wind von steuerbord (rechts) in den Segeln hatte. Nur das Ausweichen blieb aus. Mit voller Fahrt rammte der Lübecker das gegnerische Sportboot. Die Skippis verkeilten sich ineinander und drehten sich einmal in Kreis, ehe sie wieder manövrierfähig waren. Glücklicherweise kam niemand an Bord zu Schaden. Nur die „nordsail“-Yachtbetreuung, die die Schiffe gestellt hatte, muss nun die Regulierung regeln.

„Das ging plötzlich alles ganz schnell, wie bei einem Autounfall“, berichtete von Beust von dem Zusammenstoß, „wir haben einen ordentlichen Schreck bekommen.“ Keine Reue zeigte Saxe, der glaubte „irgendjemand muss den Kurs verändert haben“ und zur Aufklärung „auf die Fernsehbilder“ verwies. Immerhin gratulierte der Gastgeber höflich: „Der bessere hat gewonnen.“ Genau dafür war Ole von Beust zur Revanche angetreten. „Wenn ich antrete, will ich auch immer gewinnen.“ Und so war der Rotspon Cup der 120. Travemünder Woche doch politisch.

Auf der Überseebrücke I wurde noch ein wenig geflachst und gefachsimpelt, bevor die Sparkasse zu Lübeck als Partner des Rotspon Cups den Weinkeller öffnete. Allen Teilnehmern übergab der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Pötschke zusammen mit Wettfahrtleiter Rolf Erwert als Vorsitzender des TW-Hauptveranstalters Lübecker Yacht-Club eine „normale“ Flasche aus dem Hause „von Melle“. Die „Giga-Buddel“ jedoch gebührte den strahlenden Gewinner: Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust. Andreas Kling.