Montag, 20. Juli 2009

TW-Favoriten trotzten stürmischen Böen

20.70.09 - TRAVEMÜNDE. Stürmische Böen reduzierten am Montag (20. Juli) das Regattaprogramm der 120. Travemünder Woche. Gegen Mittag zog die Regenfront einer Tiefdruckrinne über die Lübecker Bucht und zwang zum Abbruch aller Rennen. Bis dahin hatten sich in ein bis zwei Wettfahrten der meisten Bootsklassen die Favoriten durchgesetzt. Die manroland German Open der J/24 ging überraschend an die Hamburger Crew um Jan Hössermann. Im Euro Grand Prix der 18-Footer siegten die Berliner Philipp Nocke, Hauke Hand und Urs Wilfahrt. Georg Borkenstein und Eike Dietrich aus Krummwisch wurden überlegene Travemünder Woche-Gewinner der INT. 14.

„Gegen 13 Uhr spitzte sich die Lage zu“, berichtete der oberste Wettfahrtleiter Walter Mielke, „da drohte auf der Seebahn noch ein schweres Gewitter.“ Die laufende neunte Wettfahrt der J/24 wurde genauso abgebrochen wie die Rennen der Dyas und Trias. Als Vorschoter Hubert Lankes von der gekenterten Dyas seines Skippers Heinrich Wegge aus Gmund bereits abgeborgen war, stieg Wettfahrtleiter Svend Hartog aus Lübeck höchstpersönlich über und steuerte das in Seenot geratene Boot mit dem entkräfteten Eigner an Bord selbst nach Hause.

Auf der J/24 „Pantha Rhei“, was Altgriechisch ist und soviel wie „alles fließt“ heißt, floss wenig später Bier und Schampus. Denn die junge Mannschaft von Jan Hössermann (24) mit Bruder Sören (21), Lars Krivohlavek (22) sowie Johan Wilckens (19) und Ole Harde (21) feierte ihren ersten Triumph bei einer Meisterschaft. Platz zwei am Schlusstag unterstrich noch einmal die großartige Serie der Hamburger. „Wir haben für diese Saison mehr als sonst trainiert und ernten jetzt die Früchte“, freute sich der Skipper. Trotz eines Tagessiegs in der finalen Wettfahrt mussten sich die Topfavoriten der „Rotoman“ um den Kieler Steuermann Kai Mares mit „Bronze“ knapp hinter Manfred Königs Quintett der „Vitesse“ aus Hamburg begnügen.

Kurz vor halb zwei herrschte auf der Bahn Delta bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft der 505er in den Regenböen nur noch 100 Meter Sicht. Mielke: „Dort haben wir das sechste Rennen auch mittendrin abgebrochen, weil es einfach zu gefährlich wurde.“ Zu dem Zeitpunkt war die Ziellinie für die Kieler Boris Herrmann und Julien Kleiner schon wieder zum Greifen nahe. Der Weltumsegler und der amtierende Europameister hatten zuvor bereits die erste Wettfahrt gewonnen. „Aber hinter uns zog es komplett zu, so dass wir die Entscheidung der Regattaleitung voll und ganz mittragen“, sagte der 28-jährige Herrmann, der auf der „Beluga Racer“ mit Felix Oehme vom Lübecker Yacht-Club das Portimão Global Ocean Race gewonnen hatte. Die IDM-Führung eroberten der Hamburger Dietrich Scheder-Bieschin und Holger Jess aus Eckernförde trotz eines siebten Tagesrangs zurück, weil sie ihren Ausrutscher (22.) vom Vortag nun streichen durften.

Auf Bahn Bravo vor der mecklenburgischen Küste kämpften die Einmannjollen mit den Unbilden des Wetters. Lasersegler Andreas Berg aus Hamburg wurde an den Strand gespült und dort von Hilfskräften mit einem Quad abgeholt. Contendersegler Michael Vonheiden aus Hannover bekam den Großbaum an den Kopf und ließ seine Platzwunde im Krankenhaus ambulant mit einigen Stichen nähen. Aber auch die Solidarität untereinander wurde groß geschrieben. Der Regensburger Ansgar Schneider kenterte seinen Laser freiwillig, um den Contender von Max Billerbeck (Bokholt-Hanredder) aufzurichten, der sich bereits fix und fertig an den Rumpf klammerte. Um 15.09 Uhr meldete Walter Mielke erleichtert „alle Boote zurück in Travemünde“ und lobte die reibungslose Zusammenarbeit mit den Rettungskräften mit zuletzt dem Technischen Hilfswerk THW und der Wasserwacht.

An der Spitze des Laser-Klassements marschieren der Kieler Frithjof Schwerdt und der Russe Sergey Komissarov weiter im Gleichschritt. Jeder landete einen Tagessieg und einen zweiten Platz. Der Vorsprung des Deutschen verringerte sich aber um vier auf sechs Punkte, da Komissarov aufgrund des zweiten Streichresultats aufrückte. „Als ich erst vor ihm lag, habe ich ihn konsequent gedeckt“, so der 21-jährige, „wir beim Matchrace.“ Der Russe sei aber besonders bei dem starken Wind enorm schnell unterwegs und im Zweikampf um die „TW-Krone“ noch nicht abzuschreiben.

Auch der Warnemünder Jan Kurfeld zeigte sich von den frischen und stark böigen Winden unbeeindruckt und landete im Finn-Dinghy zwei weitere Tagessiege. „Das war jedoch viel knapper als es hinterher auf dem Papier aussieht“, so der 21-Jährige, „ich habe die Holländer immer erst gegen Ende überholt.“ In der Zwischenwertung folgen ihm Karel von Hellermond nun vier Punkte und Gert van der Heijden elf Punkte zurück.

Den Berlinern Stefan Schneider und Frank Thieme gelang im gemischten 470er-Feld durch die Tagesplätze drei und zwei der Sprung in die „Medaillenränge“, wobei den Russen Mikhail und Maxim Sheremetiev (2./1.) der Gesamtsieg kaum noch zu nehmen sein dürfte. Sie führen klar von der dänischen Frauen-Crew Henriette Koch und Lene Sommer (6./3.).

Mann des Tages bei den PreWorlds der Contender war der Italiener Andrea Bonezzi, der nach seiner Verletzung am Vortag mit einer Zahnspange zum Tagessieg und Platz drei segelte. Er dürfte am Dienstag in der Tabelle ganz nach vorne springen, weil er seinen Ausfall vom Auftakt mit Verlust dreier Zähne dann streichen kann. Bis dahin ist der australische Meister Jono Neate noch das Maß aller Dinge. Er holte sich nach Rang vier den zweiten Tagessieg und baute den Vorsprung auf den Eutiner Jan von der Bank um einen auf vier Zähler aus. „Im zweiten Rennen waren die Bedingungen schon an der Grenze“, so der einheimische Weltmeister von 2005, „aber richtig haarig wurde es erst beim Einlaufen in die Hafeneinfahrt.“ In heftigen Böen knickten einige Contendermasten wie Streichhölzer.

Die Gesamtführung in der ehemaligen olympischen Tornado-Klasse verteidigten Roland und Nahid Gäbler, ohne am dritten Wettfahrttag überhaupt angetreten zu sein. Denn der mehrfache Welt- und Europameister wurde am Vormittag in Kiel als Teammitglied einer deutschen Extreme 40-Kampagne vorgestellt, die Ende August an gleicher Stelle am spektakulären iShares Cup der Großkatamarane teilnehmen soll. Die beiden verpassten Wettfahrten in Travemünde konnte das Ehepaar, das im dänischen Tinglev kurz hinter der Grenze zuhause ist, streichen und liegt vor dem Schlusstag am Dienstag (21. Juli) weiter auf Kurs zum Travemünder Woche-Sieg.


Segeln in Zahlen

Ergebnisse vom dritten Wettfahrttag der 120. Travemünder Woche (Montag, 20. Juli)

Olympische Klassen

470er
Gesamtstand nach sieben Wettfahrten: 1. Mikhail und Maxim Sheremetiev (Russland) 7 Punkte; 2. Henriette Koch/Lene Sommer (Dänemark) 15; 3. Stefan Schneider/Frank Thieme (Berlin) 27; 4. Vitaliy Moshkovsyy/Sergii Polishchuk (Ukraine) 28; 5. Ekaterina Bessonova/Elena Khryukina (Russland) 40; 6. Martin Hauptmann/Timo Chorrosch (Berlin) 46.

Laser
Gesamtstand nach neun Wettfahrten: 1. Frithjof Schwerdt (Kiel) 10 Punkte; 2. Sergey Komissarov (Russland) 16; 3. Maxim Semerkhanov (Russland) 20; 4. Oltmann Thyen (Kiel) 22; 5. Tobias Feuerherdt (Kiel) 32; 6. Finn Hinzpeter (Lübeck) 39.

Finn Dinghy
Gesamtstand nach sechs Wettfahrten: 1. Jan Kurfeld (Warnemünde) 5 Punkte; 2. Karel von Hellemond (Niederlande) 9; 3. Gert van der Heijden (Niederlande) 16; 4. Ulli Kurfeld (Rostock) 16; 5. Dirk Meid (Mendig) 24; 6. Uwe Kinast (Emden) 33.

Internationale und nationale Klassen

18-Footer German Open / European Grand Prix
Endstand nach neun Wettfahrten: 1. Nocke/Hand/Wilfahrt (Berlin) 8 Punkte; 2. Peter/Berner/Lemmel (Berlin) 14; 3. Hagenmeyer/Höfle/Mannes (Utting) 15; 4. Korjahn/Eyb/Schön/Mester (Bistensee) 36.

INT. 14
Endstand nach acht Wettfahrten: 1. Georg Borkenstein/Eike Dietrich (Krummwisch) 7 Punkte; 2. Oliver Voss/Jens Holscher (Mielkendorf) 10; 3. Axel Reinsch/Felix Weidling (Kiel) 16; 4. Carmen Bernitt/Oliver Holste (Flensburg) 24; 5. Mark Schürch/Edda Thiessen (Kiel) 31; 6. Dirk Rother/Jens Kulenkampff (Lübeck) 32.

Internationale Deutsche Meisterschaften der 505er
Gesamtstand nach fünf Wettfahrten: 1. Dietrich Scheder-Bieschin/Holger Jess (Hamburg/Eckernförde) 12 Punkte; 2. Jens Findel/Johannes Tellen (Kiel) 15; 3. Lutz Stengel/Frank Feller (Rostock) 16; 4. Boris Herrmann/Julien Kleiner (Kiel) 19; 5. Michael Daisenberger/Bastian Henning (Penzberg) 21; 6. Christian Kellner/Hans-Heinrich Rix (Hechendorf) 22.

manroland J/24 German Open
Endstand nach acht Wettfahrten: 1. Jan Hössermann (Hamburg) 14 Punkte; 2. Manfred König (Hamburg) 19; 3. Kai Mares (Hamburg) 20; 4. Stefan Karsunke (Hamburg) 21; 5. Jan Kähler (Hamburg) 24; 6. Matthias Garzmann (Hannover) 37.

Contender Pre-Worlds
Gesamtstand nach vier Wettfahrten: 1. Jono Neate (Australien) 9 Punkte; 2. Jan von der Bank (Eutin) 13; 3. Michele Benvenuti (Italien) 20; 4. Stuart Brown (Lübeck) 28; 5. Jörg Dannemann (Hamburg) 30; 6. Andreas Voigt (Jüterborg) 40.

Tornado
Gesamtstand nach neun Wettfahrten: 1. Roland und Nahid Gaebler (Tinglev) 8 Punkte; 2. Sebastian Moser/Thomas Posch (Freiburg) 17; 3. Fridtjof Unger/Christian Busdiecker (Regensburg) 21; 4. Heiko Söhle/Thomas Noll (Lehrte) 34; 5. Zdenek und Jiri Pavlis (Tschechien) 36; 6. Andreas und Katharina Behem (Hamburg) 44.

Schwertzugvogel
Gesamtstand nach sechs Wettfahrten: 1. Henry Kopplin/Jörg Wenzel (Berlin) 7 Punkte; 2. Manfred Brändle/Michael Hotho (Wuppertal) 10; 3. Axel Fischer/Martina Stemmer (Talheim) 11; 4. Jens Rohpeter/Stephan Uden (Bremen) 27; 5. Christoph Trettin/Robin Nolte (Bad Malente) 28; 6. Ulrich Brach/Christoph Haussmann (Traben-Trarbach) 31.

Dyas
Gesamtstand nach vier Wettfahrten: 1. Detlef Schweitzer/Norbert Schmidt (Rösrath) 8 Punkte; 2. Holger Sueße/Frank Bender (Köln) 10; 3. Günter Roland/Johannes Stricker (Großdeutschland) 17; 4. Peter Brandt/Regula Bärlocher (Schweiz) 22; 5. Lothar Schmidt/Ingo Günzel (München) 23; 6. Eckhard Meyer/Jörg Mürau (Ochsenfurth) 28.

Trias
Gesamtstand nach vier Wettfahrten: 1. Strang/Strang/Sturm (Mülheim/Ruhr) 10 Punkte; 2. Uerlichs/Bünten/Stoffels (Simmerath) 11; 3. Stamm/Gläser/Wadzack (Berlin) 16; 4. Köhne/Köhne/Köhne (Berlin) 17; 5. Hanisch/Hallensleben/Hanisch (Berlin) 22; 6. Billig/Jumpertz/Mallmann (Simmerath) 23.

Int. Canoe IC
Gesamtstand nach acht Wettfahrten: 1. Axel Bierwagen (Minden ) 13 Punkte; 2. Jan Stahl (Hildesheim) 16; 3. Roger Regitz (Berlin) 18; 4. Eckhardt Pagel (Buchholz) 19; 5. Anette Steimann (Klein Rönnau) 21; 6. Frederik Steimann (Klein Rönnau) 39.

Int. Canoe Taifun
Keine Wettfahrt