Dienstag, 21. Juli 2009

Flotte Veteranen und die Abwrackprämie

21.07.09 - Die Sailzeit ist Jubiläumszeit und bietet auch 2009 Gelegenheit, gleich mehrere Ständchen zum 100. Geburtstag anzustimmen. In diesem Jahr betrifft das die Galeasse „Amazone“, das Plattbodenschiff „Fortuna“ und den Klipper „Sigandor“, die alle unter deutscher Flagge segeln.

Auch bei anderen flotten Veteranen, die insbesondere unter Segeln ihre ungebrochene Vitalität ausleben, lohnt es sich, mit dem einen oder anderen Skipper bei einem Mitsegeltörn oder an der Kaikante ins Gespräch zu kommen und sich die bewegten Geschichten zwischen Glanzzeiten, Schiffsfriedhof und Wiederauferstehung erzählen zu lassen. Zum Beispiel über den Haikutter „Hansine“, der 111 Jahre unter dem Kiel hat. Oder die beiden ältesten Schif­fe der Sail, die Nordische Jagt „Norden“, Baujahr 1870, und die Gaffelketsch „Atlantic“, Baujahr 1871.

Ein rundes Jubiläum feiert auch der Finkenwerder Hochseekutter „Landrath Küster“, der 1889 gebaut wurde. Kurz nach seinem 80. Geburtstag im Jahre 1970 war der Kutter schon auf dem Weg zum Schiffsfriedhof, weil für ihn im Zuge der Kapazitätsanpassung in der Erwerbsfischerei eine Abwrackprämie gezahlt wurde. Zum Glück hat sie damals nicht gegriffen.

Berühmte Globetrotter zu Gast: „Sedov“ und „Mir“
Jede Hafenstadt ist glücklich, zu ihren maritimen Großereignissen diese Großsegler empfangen zu dürfen: „Sedov“ und „Mir“ - die großen Russen sind berühmte Globetrotter und Schiffe der Superlative. Die Viermastbark „Sedov“ ist der größte traditionelle Windjammer der Welt: 4192 Quadratmeter Segelfläche. Höhe des Großmastes: 54,50 Meter - Kirchturmdimension einer Kleinstadt. Schiffslänge: 117, 50 Meter. Zur 19 Hanse Sail wird das Schiff in Warnemünde liegen.
1921 in der damaligen Germania-Werft in Kiel als „Kommodore Johnson“ getauft, hat die gewaltige Bark schon als Frachtensegler glanzvolle Zeiten internationaler Schifffahrtsgeschichte erlebt.

In der Bordchronik wird von den Salpeterfahrten zwischen Chile und Europa ebenso erzählt, wie von Reisen mit Weizen von Australien in die „alte Welt“. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm die Sowjetunion das Schiff als Reparationsleistung. Seit 1952 steht an Bug und Heck „Sedov“; zu Ehren des Polarforschers Georgij J. Sedov, der 1911 in der Arktis umkam. Die „Sedov“ ist weltweit im Auftrag der Technischen Universität Murmansk unterwegs. An Bord werden Nautiker und technische Offiziere für die Handels- und Fischereiflotte Russland ausgebildet. Um die enormen Kosten für die Erhaltung aufzubringen, nimmt „das Ausnahmeschiff“ Passagiere bzw. Trainees an Bord, die traditionelle Seemannschaft erleben oder auch erlernen können.

Die „Mir“ wurde einmal die „Königin der Weltmeere“ genannt. Zweifellos eine junge Monarchin, denn vor nur 22 Jahren lief das Vollschiff in Gdansk vom Stapel: 109 Meter lang, 26 Segel mit insgesamt 2771 Quadratmetern „Tuch“ am Wind; alle drei Masten suchen mit stattlichen 49,50 Metern den Kontakt zum Himmel. Die „Mir“ ist schnell, sehr schnell sogar. Diese Tatsache erhob sie bei Fachleuten und Medien in den „Adelsstand“. Das Schiff gewann viele Transatlantik-Regatten, wie zum Beispiel das „Grand Kolumbus Race“ von Europa nach New York. Auch die „Mir“ ist ein Schulschiff. Sie fährt mit Kadetten über die Weltmeere, die nach dem Patent an der Marineakademie „Admiral Makarov“ in St. Petersburg, auf der Brücke oder im Maschinenraum für Seeschiffe der russischen Flotten Verantwortung übernehmen werden. Passagiere und Amateur-Sailors sind auch auf diesem Großsegler willkommen. Auf der Hanse Sail hat die „Mir“ am Sonntag, dem 9. August, noch Plätze zum Mitsegeln frei.

Hanse Sail hautnah erleben
Von Land bietet die Hanse Sail mit ihren über 230 Teilnehmerschiffen ein faszinierendes Bild. Wer das maritime Spektakel einmal aus einer anderen Perspektive erleben möchte, sollte sich an Bord begeben. Freie Plätze zum Mitsegeln oder Mitfliegen vermittelt die Tall-Ship Buchungszentrale (0381-208 52 26).

Anders als bisher verlautbart starten die Wasserflugzeuge der Firma Clipper Aviation nun doch wie in den letzten Jahren aus dem Rostocker Fischereihafen. An Bord einer „de Havilland DHC-2 Beaver“ erhalten die Fluggäste einzigartige Eindrücke von der Hanse Sail Kulisse aus der Luft.

Auf dem Wasser ist das Flair der der historischen Seefahrt hautnah zu erleben. Ein unvergessliches Segelerlebnis bietet Ihnen die niederländische Brigg „Morgenster“. Das 49 Meter lange Schiff hat noch freie Plätze für seine Ausfahrt am Sonntag, dem 9. August, von 10 bis 16 Uhr. Unter beeindruckende 1.033 Quadratmeter Segelfläche lädt die Crew der „Eendracht“ am Donnerstag, dem 6. August, von 19 bis 23 Uhr, und am Sonntag, dem 9. August, von 19 bis 23 Uhr ein.

Tall-Ship Buchungszentrale: 0381-208 52 26, tallshipbooking@gmx.de, www.hansesail.com.

Antenne-MV feiert den Sommer mit heißen Acts
Ein fester Bestandteil des musikalischen Unterhaltungsrepertoires der Hanse Sail ist auch in diesem Jahr das Bühnenprogramm des Radiosenders Antenne-MV. Am Freitag und Samstag während der Sail sorgen auf der Bühne am Speicher Hits der 80er und 90er, Live-Auftritte von Monrose, Anna-Maria Zimmermann und Biba & die Butzemänner für ausgelassene Stimmung. Durch das Programm geleitet der Moderator Ecco Weber.

Monrose, das sind Senna, Mandy und Bahar. Gemeinsam sind sie eine der erfolgreichsten deutschen Girlbands, die im Jahr 2006 bei der Casting-Show „Popstars“ zusammenfanden und seitdem mit Hits wie „Shame“ und „Hot summer“ die Charts stürmen. Thüringens erfolgreichste Party-Rock-Band Biba & die Butzemänner werden auf der 19. Hanse Sail mit Witz, Charme und natürlich musikalischem Können begeistern.

Zudem feiert der erste private Radiosender des Bundeslandes sein 16-jähriges Bestehen. Das sind 16 Sommer voller Hits. Im Rahmen dieses Jubiläums präsentiert Antenne-MV das Sommerhitfinale mit Bands wie Passion Fruit (Leticia), Alcazar und Buddy. Am Abend des Sail-Freitags wartet darüber hinaus um 23.40 Uhr auf der Bühne eine Lasershow, die den Stadthafen erhellen wird.

Maritime Ausstellungen während der Hanse Sail
Während der Hanse Sail gibt es für Gäste und Einheimische verschiedene Ausstellungen zu sehen. Eine Tour durch die Ausstellungslandschaft der Hansestadt bietet den Besuchern allerorts maritime Fotografien und Bilder. Fotografien zum Thema „Rostocks Hanse und Meeresansichten“ sind in der kleinen Galerie im Hafenhaus zu sehen. Auch im Kröpeliner-Tor-Center (KTC) stellt der Hanse-Sail-Verein maritime Aufnahmen aus, während es in der Nikolaikirche in Rostock eher „malerisch“ zugeht. „Kräne aus Rostock und Seeleute aus aller Welt“ ist hier das Thema.

Künstlerisch auf den Spuren des Partnerlandes der 19. Sail Dänemark kann die Tour im Kultur-historischem Museum Rostock, im Kloster zum Heiligen Kreuz, weitergehen. Dort wird eine Sammlung von Wolfgang Lührs unter dem Motto „Typisch Dänisch?“ – Landschaftsmalerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus Dänemark – zur Schau gestellt. Eine Sonderausstellung mit dem Titel „Netzwerk Hanse – Handel, Handelswege und kultureller Austausch im Ostseeraum“ wird im Rostocker Rathaus, in Verantwortung des Kulturhistorischen Museums Rostock, einen Einblick in die historischen Entwicklungen des Baltikums geben.

Am Sail-Samstag findet auf der „Likedeeler“ und dem Traditionsschiff ein Aktionstag zur Hanse Sail statt. Ferner informiert eine Ausstellung im Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum im IGA Park zum Thema „Unruhige Erde – Naturgefahren und ihre Risiken“.

Die Hanse Sail Rostock gehört zu den weltweit größten Treffen von Traditionsseglern und Museumsschiffen. Seit 1991 findet das maritime Volksfest alljährlich am zweiten Augustwochenende statt. Rund 250 Teilnehmerschiffe bieten zusammen mit Kreuzlinern, Fähren und Schiffen der Marine eine lebendige maritime Weltausstellung. Jährlich besuchen über eine Million Menschen die Hanse Sail.


Die „Mir“ – ein Schiff der Superlative“ – hat bei der Hanse Sail noch Plätze zum Mitsegeln frei.
Foto: Transnautic