Dienstag, 14. Juli 2009

120. Travemünder Woche der Rekorde

14.07.09 - Der Countdown läuft: Drei Tage vor Beginn der schönsten Segelregatta der Welt haben 1.375 Crews aus 20 Nationen ihre Meldung abgegeben und sorgen zur 120. Travemünder Woche für einen neuen Teilnehmerrekord. Durch eine einmalige Verlängerung zum Jubiläum auf 17 Tage dauert die TW vom 17. Juli bis zum 2. August und ist im zweiten Teil Gastgeber der Internationalen Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften 2009 (IDJ+JüM) in allen acht anerkannten Bootsklassen. Das 80.000 Quadratmeter große Festivalgelände an der Travemündung erwartet weit mehr als eine Million Besucher und dürfte auch an Land für eine neue Bestmarke sorgen.

„Die fünfte Jahreszeit dauert diesmal eine Woche länger“, sagt der 2. LYC-Vorsitzende Andreas Stülcken, „das ist zwar ein Kraftakt für alle Helfer und die Organisation, aber ein besonders schöner.“ „Die Integration der Jugend- und Jüngstenmeisterschaft in die Travemünder Woche als unsere größte und beliebteste Veranstaltung im Jahr wird neben einigen anderen Titelkämpfen im ersten Teil das sportliche Highlight“, ergänzt Claus-Dieter Stolze, der sich mit ihm die Geschäftsführung der gemeinnützigen TW GmbH teilt. Die IDJ+JüM werte die TW genauso auf wie umgekehrt auch. Während der TW werde fast 900 jugendlichen Seglerinnen und Seglern, ihren mehr als hundert zu erwartenden Trainern und Betreuern sowie 1500 bis 2000 Begleitpersonen ein Rahmenprogramm geboten, das ohne das Dach der bestehenden Großveranstaltung nicht zu finanzieren gewesen wäre.

Zum Meldeschluss hatten sich allein 160 Anwärter in der Laser Radial-Klasse registriert, für die eigentlich nur 140 Startplätze vorgesehen waren. Stolze: „Mit Rückendeckung des Regelwerks haben wir die Ausschreibung geändert und 20 mehr zugelassen. Es soll ja niemand unverrichteter Dinge nach Hause geschickt werden.“ Und auch der Run in der kleinsten Bootsklasse überhaupt, den Optimisten, war mit 238 enorm. Die Einstiegsklasse Nummer eins dient auch als bester Beweis, dass es eine internationalen Jugend- und Jüngstenmeisterschaft ist. Neben den vielen Einheimischen hatten Mädchen und Jungen aus neun weiteren Nationen gemeldet, darunter aus Belgien (3), Dänemark (10), Großbritannien (2), Irland (1), Japan (4) sowie Polen, der Schweiz und Schweden (je 2).

„Der Veranstaltungsmittelpunkt an Land wird der Brügmanngarten mit einem auf die Jugend zugeschnittenen Musikprogramm auf der Festivalbühne sowie dem Fortbestand des CITTI-Parks mit seinem Spiel-, Spaß- und Kletterangebot“, erläutert Stülcken. Aber auch das Seglervillage an der Travepromenade sowie die Holsten Beach Area am Strand neben der Nordermole mit bewährten und neuen Clubs öffnen 17 Tage lang ihre Pforten – so wie das gesamte Veranstaltungsgelände, auf dem Kleinkunst und Kunsthandwerk, Kulinarisches und Kühles locken.

Die „Deutsche“ des Nachwuchses wird in insgesamt acht Bootsklassen ausgetragen. Internationaler Jüngstenmeister kann werden, wer in 2009 noch nicht 16 Jahre alt wird, das heißt Jahrgang 1994 oder jünger ist, und zwar in den Klassen Optimist und Teeny. Mit 238 gemeldeten Teilnehmern bilden die Optis bei weitem die stärkste Klasse. Zusätzlich gibt es für die Jüngsten eine U14-Wertung für die (in 2009) 13-Jährigen und jünger, die aber in den gleichen Feldern mit gestartet werden.

Der Abschluss der ersten TW-Hälfte mit einen Höhenfeuerwerk am Sonntag, dem 26. Juli, wird zugleich die Eröffnungsfeier der IDJ+JüM. Und auch zum Abschied der Seglerjugend wird der Nachthimmel über Travemünde am 2. August noch einmal farbenfroh „entzündet“. Wer an den anderen Tagen die Travemünder Woche besucht, muss nicht auf Lichteffekte verzichten. Denn jeweils von Montag bis Sonnabend wird die Viermastbark „Passat“ als Wahrzeichen des Orts im Mittelpunkt einer Laser- und Pyroperformance stehen, die gegen 22.45 Uhr die Besucher in ihren Bann nimmt.

An der Jugendmeisterschaft kann teilnehmen, wer nächstes Jahr noch keine 20 Jahre alt wird, also Jahrgang 1990 und jünger ist. Sie wird in den Klassen 29er (Zweimann-Gleitjolle), Piraten und 420er (Zweimann-Jollen), Europe und Laser Radial (Einhand-Jollen) sowie auf dem Surfbrett BIC 293 OneDesign ausgeschrieben. Hier gibt es zusätzlich eine U17-Wertung für die Jahrgänge 1993 und jünger.
„Für die IDJM und IDJüM haben wir fünf Regattabahnen auf der Lübecker Bucht und drei Regattastationen an Land vorgesehen“, so Claus-Dieter Stolze. Neben der traditionellen TW-Zentrale in der historischen Regattastation in der Nähe der Tornado-Wiese, wo die Piraten und 140 Laser Radial liegen werden, soll es eine weitere Regattaleitung zwischen Grünstrand und Mövenstein geben, wo die meisten Teilnehmer ihre Liegeplätze bekommen. Und die Optimisten gehen – ebenfalls mit eigener Leitstelle – auf die Priwallseite an den Mecklenburger Strand.

Nach dem großen Erfolg im Vorjahr, als 56 Hochseeyachten gleich am ersten Tag zum zweiwöchigen internationalen Baltic Sprint Cup auf die Ostsee starteten, kommt es diesmal am TW-Ende zum Zieleinlauf der finalen Etappe der fünften Regattaauflage, womit es noch ein kleines Jubiläum zu feiern gibt. Die Teilnehmer kommen dann aus dem polnischen Świnoujście und werden nach 155 Seemeilen am Freitag, dem 31. Juli, auf der Linie an der Travemündung erwartet, wo die Zaungäste den Ausgang hautnah miterleben können.

Während das Gros der Jugendmeisterschaftsteilnehmer den mittleren Teil der Travemünder Woche bereits als Vorbereitungsregatta nutzen dürfte, sind jedoch noch weitere Highlights geplant. So findet die Internationale Deutsche Meisterschaft der 505er mit 52 Teilnehmern zu Beginn der TW statt, genau wie die PreWorlds der Contender, die Travemünde als Generalprobe für ihre WM in Sonderburg/Dänemark ausgewählt haben und 54 Meldungen verzeichnen. Ein starkes Feld verspricht die manroland J/24 German Open. Last but not least bleiben viele Bootsklassen im Programm, die zur TW schon immer stark vertreten waren, unter anderem die Folkeboote und die Tornados.

In der bis 2008 olympischen Katamaran-Klasse hat der mehrfache Welt- und Europameister Roland Gäbler, der mit seiner Frau Nahid in deren Heimatland Dänemark wohnt, nach langer Verletzungspause sein Comeback angekündigt. Sie wird auch seine Vorschoterin sein. „Ich muss mich ja langsam wieder an meine Lieblingsbootsklasse gewöhnen“, sagt Gäbler, „schließlich entscheidet das Internationale Olympische Komitee IOC ja im August, ob es 2012 doch wieder eine elfte Segeldisziplin gibt.“ Und das würde, so beschloss bereits der Weltsegelverband ISAF, wieder der Tornado, in dem Gäbler 2000 mit dem Kieler René Schwall in Sydney die Bronzemedaille gewann. Andreas Kling.