Montag, 11. August 2008

Hoffnung am Horizont: Deutsche Segler läuten Trendwende ein

11.08.08 - Qingdao (DSV, 11. August 2008). Die deutsche Segelflotte wittert nach mäßigem Auftakt Morgenluft im Gelben Meer. Am dritten Regattatag waren es Jan-Peter und Hannes Peckolt, die endlich die Trendwende für die Mannschaft um Teamchef Hans Sendes (Hamburg) einläuteten. Mit den Einzelrängen sechs, drei und zwei preschten die Brüder vom Yacht-Club Langenargen am Montag in der Fushan Bucht vor Qingdao auf Platz vier vor und präsentierten als ernsthafte Medaillenanwärter.

Mit strahlendem Lächeln zogen die Studenten aus Hamburg und Kiel am späten Nachmittag in glühender Hitze um 35 Grad ihren 49er aus dem Hafenbecken. Hannes Peckolt sagte: „Das war ein super Tag, heute hat wirklich alles gepasst. Wir haben uns auf dem Boot sehr wohl gefühlt und festgestellt, dass uns vor allem unser gutes Konzentrationsvermögen viel Mut macht.“

Auch Teamchef Hans Sendes freute sich über die herausragende Leistung seiner Olympianeulinge: „Ich denke, da musste am ersten Tag einfach nur der Druck raus. Ich habe schon am Vorabend prophezeit, dass es für die beiden heute viel besser gehen wird.“

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebte wiederum Yngling-Steuerfrau Ulrike Schümann, die nach Rang elf in der fünften Wettfahrt am Dienstag keine Antwort mehr auf das Trimmproblem ihrer Crew hatte. Wieder war die Mannschaft gut ins Rennen gestartet, verlor aber dann Platz um Platz und kreuzte die Ziellinie erst als elfte. „Da hätte ich am liebsten aufgegeben, war so was von frustriert, wusste einfach nicht mehr, was ich noch tun sollte“, räumte die 35 Jahre alte Aktivensprecherin der Segler ein. Doch dann schlug das Team endlich zurück, verlor im sechsten Rennen zwar erneut die bis zur dritten Wendmarke gehaltene Führung, erreichte die Linie jedoch als dritte. „Da wusste ich: Wir können doch noch so richtig gut segeln!“

Schümanns elfter Platz im Zwischenklassement täuscht bei der Betrachtung der realistischen Medaillenchancen, die ihrer Crew vier Wettfahrten vor dem finalen Medaillenrennen am 16. August noch bleiben: Vom Bronzeplatz trennen die Frauen vom Verein Seglerhaus am Wannsee und dem Berliner Yacht-Club nicht mehr als vier Punkte. „Das ist nichts, wir werden jetzt noch einmal richtig kämpfen“, sagte Schümann. Um das Momentum des dritten Ranges in der letzten absolvierten Wettfahrt zu konservieren, hat Schümann ihre Mitseglerinnen Julia Bleck und Ute Höpfner am Dienstag trotz Ruhetag zum Sondertraining einbestellt hat. „Jetzt, da der Knoten geplatzt ist, müssen wir unbedingt dran bleiben“, begründete die Diplomkauffrau die radikale Maßnahme.

Ein solider Einstand in ihre zweite olympische Regatta nach der Premiere vor vier Jahren gelang 470er-Doppeleuropameisterin Stefanie Rothweiler. Die Münchner Steuerfrau und ihre Berliner Vorschoterin Vivien Kussatz segelten im Feld der insgesamt 19 470er-Jollen für Frauen mit den Einzelrängen sieben und sechs auf Platz sieben. „Es war sehr schwierig, das Revier heute da draußen zu lesen. Windtendenzen lassen sich nur sehr schwer erahnen. Deswegen sind wir wirklich froh über unseren soliden Start. Wir sind ja sowieso nicht die großen Risikoseglerinnen. Dicke Dinger darf man sich hier auf keinen Fall einfangen.“ Etwa solche wie die co-favorisierten Japanerinnen Ai Kondo und Naoko Kamata, die mit zwei 15. Rängen zunächst nur auf Platz 17 des Zwischenklassements landeten.

Während die Klassen Yngling mit der führenden britischen Olympiasiegerin Sarah Ayton und Finn Dinghy mit dem neuen Spitzenreiter Ben Ainslie aus Großbritannien am Dienstag pausieren, werden die Wettfahrten in den Disziplinen 470er Männer und Frauen sowie RS:X Männer und Frauen fortgesetzt. Für die Klassen Laser und Laser Radial fällt parallel der erste Startschuss.

Zwei Tage vor ihrem 30. Geburtstag startet am Dienstag um 13 Uhr Ortszeit auch Petra Niemann auf der direkt vor dem Hafen liegenden Bahn Alpha in ihre dritte Olympiaregatta. Dort strömen inzwischen täglich tausende chinesische Olympiafans auf die rund 500 Meter lange und zehn Meter breite Mole und genießen das Spektakel unter aufgespannten Regenschirmen, die sie jedoch vor der unbarmherzigen Sonne schützen sollen. Die Berlinerin Niemann zählt im Laser Radial ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis und will nun zeigen, dass ihre durch Abstinenz von großen Regatten geprägte ungewöhnliche Vorbereitung Früchte trägt. „Wenn ich mein Leistungsvermögen pünktlich abrufe, dann ist eine Medaille ganz leicht möglich.“