Donnerstag, 14. August 2008

DSV olympisch aktuell aus Qingdao

14.08.08 - Schümanns Schlussspurt auf Freitag vertagt, Pickel/Borkowski setzen auf ihr altes Boot. Qingdao (DSV) - Die chinesischen Organisatoren mussten am Donnerstag erstmals den Totalausfall eines gesamten Wettfahrttages hinnehmen. Eine hartnäckige Flaute verhinderte die Starts in allen Klassen. Nach anfänglicher Unsicherheit wurde am späten Nachmittag in Qingdao endlich auch das Mammutprogramm für den Folgetag veröffentlich: Gesegelt werden sollen am Freitag 27 Wettfahrten in allen elf olympischen Segeldisziplinen, darunter 15 Rennen mit deutscher Beteiligung.

Lange wusste Yngling-Steuerfrau Ulrike Schümann am Donnerstag nicht, ob sie sich über die Verschiebung nun freuen oder ärgern sollte. Wichtig aus Sicht der siebtplatzierten Berlinerin ist vor allem eines: Sie benötigt alle Rennen, um noch möglichst weit nach vorne zu fahren! Bis zum Medaillenrennen am Samstag stehen noch drei Wettfahrten aus. „Die brauchen wir alle unbedingt“, sagte die 35-jährige Aktivensprecherin. Die gute Botschaft am Abend: Für Freitag erwarten die Organisatoren und Wetterexperten im Olympiarevier vor Qingdao eine deutlich stärkere Brise als bisher. Die Seglerinnen und Segler dürfen mit 14 bis 16 Knoten Wind rechnen.

„Für Freitag ist tatsächlich vergleichsweise starker Wind angesagt. Wir hoffen, dass die Wettfahrtleitung dann auch wirklich drei Rennen durchzieht. Wir freuen uns auf morgen und werden volle Kanne angreifen“, versprach Schümann, deren Mannschaft mit Julia Bleck und Ute Höpfner zwei Tage vor Ende ihrer bislang durchwachsen verlaufenen Olympiapremiere acht Punkte Rückstand auf den Bronzeplatz haben.

Während auch die 49er-Segler Jan-Peter und Hannes Peckolt sowie Laser Radial-Steuerfrau Petra Niemann an ihrem 30. Geburtstag am Donnerstag nicht zum geplanten Einsatz kamen, bereiteten sich die letzten beiden deutschen Crews auf ihren ersten Einsatz im gelben Meer vor: Die Tornado-Mannschaft Johannes Polgar/Florian Spalteholz (Dänisch-Nienhof/Kiel) und das Starboot-Team Marc Pickel/Ingo Borkowski (Kiel/Babelsberg) greifen am 15. August erstmals ins olympische Geschehen ein.

Für Starboot-Steuermann Marc Pickel stand zuvor eine kursweisende Entscheidung an: Der Kieler entschied sich schweren Herzens, sein in über einem Jahr intensiver Arbeit selbst entwickeltes und gebautes Starboot nicht einzusetzen und stattdessen auf sein älteres Lilia-Modell zu setzen. "Es war eine keine leichte Entscheidung, aber die Wetterprognose für unsere ersten vier Regattatage sagt stärkere Winde voraus. Das betrifft dann etwa 80 Prozent unserer Serie. Da ist das alte Boot einfach schneller. Der Einsatz des neuen wäre ein zu hohes Risiko."

Die gegenteilige Entscheidung traf Pickels US-Sparringpartner und olympischer Rivale John Dane III, der sich am ehrgeizigen Forschungs- und Bauprojekt des Deutschen beteiligt hatte und entsprechend auch eines der neuen Boote bekam. „John wird das neue Boot segeln. Er weiß, dass er damit ein hohes Risiko eingeht, ist aber bereit dazu“, sagte Pickel. Liegt der Kieler bei seinem zweiten Olympiastart nach Sydney 2000 richtig mit seiner Einschätzung, kann er im Kampf um die Medaillen mitmischen. Liegt der Amerikaner richtig, dann könnte immerhin Pickels Boot zu Ruhm und Ehre segeln.

Gute Laune herrschte im Tornado-Lager. „Wir sind heiß auf den ersten Start und freuen uns, dass es morgen endlich los geht“, sagte Steuermann Johannes Polgar am Vorabend seiner Olympiapremiere. Inzwischen hat sich auch die teilweise heftig und kontrovers geführte Diskussion um das von einigen Tornado-Crews möglicherweise alternativ zum herkömmlichen Gennaker gefahrene Code 0-Segel entspannt. Aus dem holländischen Team sickerte durch, dass Vorreiter und Steuermann Mitch Booth und sein Vorschoter Pim Nieuwenhuis nun doch auf den Einsatz ihrer „Superwaffe“ verzichten werden. Auch sie zollen damit offenbar den vorhergesagten stärkeren Winden Tribut, denn das Code 0-Segel soll laut Analysen verschiedener Teams nur bei leichten Winden bis sechs, sieben Knoten sein volles Potenzial entfalten und für echte Geschwindigkeitsvorteile bürgen können. Ob überhaupt und wenn ja, wie viele Code 0-Segel am Freitag auf dem Tornadokurs zu sehen sein werden, war am Abend noch nicht klar. Sicher war für Johannes Polgar nur eines: „Wir bleiben bei unserem bisherigen Paket, denn damit zählen wir zu den schnellsten Crews hier im Gelben Meer.“

Der aktuelle Ergebnisdienst unter www.sailing.org/olympics