Freitag, 29. August 2008

Auftakt der Rolex Farr 40-EM: Drei Boote punktgleich

29.08.08 - Spannender könnte eine Segelregatta nicht beginnen: Zum Auftakt der Rolex Farr 40-Europameisterschaft in Travemünde liegen drei Yachten punktgleich an der Spitze. Die italienische "Mascalzone Latino" des dreifachen Weltmeisters Vincenzo Onorato behauptete am Donnerstag (28. August) bei der Rolex Baltic Week nach drei Wettfahrten nur aufgrund von zwei Tagessiegen Platz eins vor dem Geheimtipp "Siragusawa" von Olli-Pekka Lumijärvi aus Finnland und Giovanni Masperos "Joe Fly" (ebenfalls Italien). Das Team der "Struntje light" um den Lüneburger Eigner Wolfgang Schäfer musste nach starkem Beginn Federn lassen und ist Gesamtfünfter hinter der "Monick" (David Holm/Dänemark). Der Frankfurter Arnd Christofer Frohne zahlte auf seiner ersten Farr 40-Regatta mit der "Facilia Mare" noch Lehrgeld und hält die "rote Laterne" im internationalen Feld von zwölf Yachten.

Wer nur die beiden italienischen Topfavoriten vorne erwartet hatte, sah sich gleich im ersten Rennen getäuscht. Wolfgang Schäfer steuerte die "Struntje light" nach dem Startschuss als äußerstes Schiff auf die linke Bahnseite der Lübecker Bucht hinaus und übernahm sofort die Führung. Doch nicht nur sein dänischer Taktiker Jes Gram Hansen ahnte, dass es auf der zweiten Kreuz über die andere Seite besser laufen würde, sondern auch der US-Fuchs Dee Smith auf der "Siragusawa". Das finnische Boot erwischte einen Winddreher mehr und entwischte. Schäfer: "Wir hatten auch die ,Joe Fly' schon verloren, denen aber den Schneid wieder abgekauft."

"Es geht so unglaublich eng da draußen auf der Bahn zu", meinte Dee Smith, "zum Glück haben wir da keine 30 Gegner." Das kleine, aber feine Feld von zwölf Booten aus sieben Ländern sei hochklassig besetzt. Bei mittleren südwestlichen Winden mit einigen Schauerböen bis Stärke fünf stand neben den Manöverabläufen das taktische Gespür im Mittelpunkt. "Nach der ersten Runde habe ich am Leetor die benachteiligte Tonne runden lassen", berichtete der britische Weltklassetaktiker der "Mascalzone Latino", Adrian Stead, "allein der Fehler hat uns drei Plätze gekostet." Später wählte die Crew nicht das optimale Vorsegel und büßte erneut wichtige Sekunden ein. Die "Mascalzone Latino" wurde nur Sechste. Die Leistungsdichte verzieh keine Ausrutscher, die Zieldurchgänge erfolgten im Sekundentakt.

"An der Startlinie der Rolex Farr 40-EM gibt es keinen Weltmeisterbonus", so Stead weiter, "das wir hier nichts geschenkt bekommen, war uns von vornherein klar." Deshalb sei der Eigner Onorato nach dem verpatzten Auftakt auch überhaupt nicht nervös geworden. Im Gegenteil. Mit zwei brillanten Starts meldete sich der Mailänder Reeder zurück, diktierte das Feld im zweiten Rennen ununterbrochen und hatte auch am Ende der dritten Tageswettfahrt den Bug vorn. "Die ,Monick' hatte uns zwischendurch auf der Kreuz überholt, aber unter Spinnaker haben wir sie wieder abgefangen", sagte Stead. "Wir mussten zu jeder Zeit hellwach sein und die vielen Winddreher ausnutzten. Das war das Erfolgsrezept."

Acht Punkte hinter dem Führungstrio sah sich Wolfgang Schäfer nach dem ersten Regattatag der Rolex Baltic Week noch nicht am Ziel seiner Hoffnungen. "Wir haben vor dem Wind noch ein kleines Geschwindigkeitsproblem, das wir morgen ausmerzen wollen", so der Frauenarzt, "am Wind gehören wir sicher zu den Schnellsten." In einem dramatischen Halsenduell verteidigte seine Mannschaft auf der Ziellinie im Fotofinish des dritten Rennens Platz sechs vor der dänischen "Asterisk" von Ole van der Heide, der neben Landsmann Thomas Kiær von der "Backbone" ein und zwei Punkte zurück zu seinen härtesten Verfolgern zählt.

Die nächsten drei Wettfahrten sollen am Freitag, dem 29. August, gestartet werden. Der erste Startschuss fällt erneut um 11 Uhr. Die Windvorhersage verspricht wieder eine mäßige bis frische Brise, bevor es ab Sonnabend (30. August) in Travemünde bei leichten Winden sonniger und wärmer werden soll. Da es bei den Farr 40 nach einer Klassenregel kein Streichen des schlechtesten Einzelresultats gibt, dürfte es bis zum letzten Rennen am Sonntag (31. August) spannend bleiben. Auf den Gesamtsieger wartet neben der EM-Trophäe eine edle Rolex Armbanduhr.

Die Rolex Baltic Week ist die einzige von Rolex in Deutschland unterstützte Segelveranstaltung. Zum weltweiten Kalender der Rolex-Regatten gehören Events wie der Maxi Yacht Rolex Cup direkt im Anschluss an die Rolex Baltic Week Anfang September in Porto Cervo, der daran an gleicher Stelle anschließende Rolex Swan Cup sowie das Rolex Middle Sea Race im Oktober in Malta und das Rolex Sydney Hobart Yacht Race zum Jahreswechsel in Australien. Andreas Kling.

Ergebnisse der Rolex Farr 40-Europameisterschaft 2008

1. Wettfahrt:
1. Siragusawa (Olli-Pekka Lumijärvi/Finnland); 2. Struntje Light (Wolfgang Schäfer/Lüneburg); 3. Joe Fly (Giovanni Maspero/ Italien); 4. Asterisk (Ole van der Heide/ Dänemark); 5. Monick (David Holm/Dänemark); 6. Mascalzone Latino (Vincenzo Onorato/Italien); Facilia Mare (Arnd Christofer Frohne/Frankfurt am Main) aufgegeben.

2. Wettfahrt:
1. Mascalzone Latino; 2. Joe Fly; 3. Siragusawa; 4. Backbone (Thomas Kiær/Dänemark); 5. Monick; 6. Team Bergen (Sverre Valeur/Norwegen); -8. Struntje Light; 12. Facilia Mare.

3. Wettfahrt:
1. Mascalzone Latino; 2. Monick; 3. Joe Fly; 4. Siragusawa; 5. Backbone; 6. Struntje Light;12. Facilia Mare.

Zwischenstand nach dem ersten Wettfahrttag:
1. Mascalzone Latino (Vincenzo Onorato/Italien) 8 Punkte; 2. Siragusawa (Thomas Kiær/Dänemark) 8; 3. Joe Fly (Giovanni Maspero/Italien) 8; 4. Monick (David Holm/Dänemark) 12; 5. Struntje Light (Wolfgang Schäfer/Lüneburg) 16; 6. Backbone (Thomas Kiær/Dänemark) 17; 12. Facilia Mare (Arnd Christofer Frohne/Frankfurt am Main) 37.