Samstag, 11. August 2007

Deutsche Farr 40-Premiere zur Rolex Baltic Week

NEUSTADT/HOLSTEIN. Packende Manöver und knappe Zieleinläufe in baugleichen Yachten sind ihr Kennzeichen, prominente Amateursteuerleute als Eigner am Ruder ihr Grundsatz. Die Farr 40-Klasse gilt seit zehn Jahren als Nonplusultra des Regattasports. Zur vierten Rolex Baltic Week segeln 14 internationale Teams, darunter zwei einheimische, erstmals in Deutschland.

In Neustadt/Holstein an der Ostsee küren sie vom 17. bis 19. August zudem den Gesamtsieger im European Circuit, einer fünfteiligen Grand-Prix-Serie der Farr 40-Klasse.

Die Farr 40-Teilnehmer der Rolex Baltic Week, die vom 18. bis 23. August außerdem die Melges 24-Europameisterschaft zu Gast hat, kommen aus Australien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Italien, der Ukraine und den USA. Die Crewmitglieder an Bord vertreten jedoch eine Vielzahl weiterer Nationen, denn die Internationalität der Mannschaften, die je nach Einhaltung des Gewichtslimits neun oder zehn Personen stark sind, ist ein typisches Kennzeichen der Farr 40-Klasse.

So vertraut der Lüneburger Arzt Wolfgang Schäfer auf seiner „Struntje Light“ Jesper Bank als Taktiker. Der Däne Bank war Skipper des ersten deutschen America’s Cup-Syndikats Team Germany. Schäfer, Präsident der europäischen Farr 40-Flotte, hatte die erste Regatta seiner Klasse nach Deutschland geholt. Obwohl das allein schon ein Gewinn ist, wird er auf dem Wasser nichts verschenken. Schäfer: „Wir sind hoch motiviert und gut drauf. Wir hoffen auf einen Heimsieg.“

Mit Rückenwind startet der zweite deutsche Teilnehmer, Wolfgang Stolz, mit seiner „Opus One“. Nachdem der Frankfurter Investmentbanker sich bereits auf verschiedenen Swan 45-Regatten einen Namen gemacht hatte, stieg er voriges Jahr auch in die Farr 40-Klasse ein und wäre 2006 um Haaresbreite auf Anhieb Weltmeister geworden. Mitte Juli gewann Stolz nach dreieinhalb Jahren „geduldiger Schulung durch meinen Taktiker“, den Neuseeländer Kelvin Harrap, hochzufrieden seine erste Regatta, das Dexia Farr 40 Skagen Race.

Die Regatta in Dänemark war die vorletzte des European Circuits. Dazu gehörten im Frühsommer die Rolex Capri Sailing Week und die Rolex Settimane della Bocche in Porto Cervo (beides Italien) als Europameisterschaft sowie die nordische Farr 40-Meisterschaft in Hankö/Norwegen. Neustadt bildet die fünfte und entscheidende Serie dieser Grand-Prix-Wertung. Vor dem Finale kämpfen zwei Gastmannschaften aus Übersee um den Gesamtsieg. Die australische „Kokomo“ von Lang und Sue Walker führt mit 241 Punkten vor der „Barking Mad“ von Jim Richardson aus den USA (264). Die „Struntje Light“ von Schäfer ist Dritter (345).

Das US-Team, das 1998 erster Farr 40-Weltmeister war und diesen Triumph 2004 als bisher einziges Boot wiederholen konnte, hat Platz eins im European Circuit noch fest im Visier. Nach dem Auftaktsieg bei der Rolex Capri Sailing Week musste es die Australier vorbeiziehen lassen. Nach der letzten Serie werden jedoch die neun schlechtesten Einzelresultate gestrichen, so dass sich das Gesamtergebnis nochmals erheblich ändern kann.

Bei Jim Richardson segelt ein besonders in diesem Jahr bekanntes Gesicht. Terry Hutchinson war Taktiker beim America’s Cup-Finalisten Emirates Team New Zealand, der Anfang Juli im spanischen Valencia nach hartem Kampf dem Schweizer Cup-Verteidiger Alinghi 2:5 unterlag. Auch an Bord der „Barking Mad“ gibt der US-Amerikaner die Taktik vor. Hutchinson gehört zu den profiliertesten Segelprofis weltweit.

Weitere namhafte Teilnehmer und Mitfavoriten auf den Sieg bei der Rolex Baltic Week sind die „Flash Gordon 5“ des in Deutschland geborenen Stararchitekten Helmuth Jahn aus Chicago/USA, die australische „Ichi Ban“ von Matt Allen sowie italienische „Fiamma“ mit Skipper Alessandro Barnaba. Sie alle wollen die Rolex Baltic Week außerdem als Generalprobe für die zehnte Rolex Farr 40-Weltmeisterschaft nutzen, die am 29. August in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen beginnt.

Das Regattaprogramm in Neustadt ist auch im Hinblick auf die WM-Vorbereitungen der Teams auf drei Wettfahrttage komprimiert. So passte es in Abstimmung mit der Europäischen Farr 40-Vereinigung (European Farr 40 Fleet) als Co-Organisator den internationalen Regattakalender hinein. Die ersten drei Kurzrennen finden am Auftakttag (Freitag, 17. August) statt, bevor abends die offizielle Eröffnung der Rolex Baltic Week erfolgt. Nach jeweils drei weiteren Wettfahrten, also insgesamt neun, steht der Sieger am Sonntagnachmittag fest.

Die Rolex Baltic Week, die vom Norddeutschen Regatta Verein (NRV) Hamburg in der ancora Marina ausgerichtet wird, ist die einzige von Rolex in Deutschland unterstützte Segelregatta. Zum weltweiten Kalender der Rolex-Regatten gehören in diesem Jahr noch so profilierte Events wie das Rolex Fastnet Race direkt vor der Rolex Baltic Week in England, der Maxi Yacht Rolex Cup Anfang September in Porto Cervo (Italien) sowie das Rolex Middle Sea Race Ende Oktober in Malta und das Rolex Sydney Hobart Yacht Race Ende Dezember in Australien.