Dienstag, 3. Juli 2007

Alinghi gewinnt den America’s Cup mit 5:2

Alinghi, Schweizer Titelverteidiger des America’s Cup von der Société Nautique de Genève, hat heute den 32. America’s-Cup-Match mit einem 5:2-Sieg über den Herausforderer Emirates Team New Zealand gewonnen. Alinghi gewann den spannenden Match mit einem unglaublichen 2-Sekunden-Sieg im entscheidenden 7. Rennen.

«Dies ist ein fantastischer Tag für Alinghi – nach vier Jahren harter Arbeit haben wir den America’s Cup erneut gewonnen. Die Crew, die Designer und die Landcrew haben während der ganzen Serie erstklassige Arbeit geleistet. Wir haben hart gegen einen starken Herausforderer gekämpft und gewonnen. Heute Abend wird gefeiert!», erklärte Team-Skipper Brad Butterworth.
Alinghi war 2003 das erste europäische Team, das den America’s Cup gewinnen konnte, und hat heute mit der erfolgreichen Titelverteidigung in Europa eine weitere Premiere geschafft. Alinghi ist nun, neben dem Team Dennis Conner, die einzige Crew in der Geschichte des Cups, die als Herausforderer und Verteidiger gewinnen konnte.
Der 32. Match wird Segelfans in aller Welt lange als hoch spannender und aufregender Wettkampf in Erinnerung bleiben – es gab während der ganzen Serie zahlreiche Führungswechsel und der durchschnittliche Vorsprung betrug 23 Sekunden. Die Straffung der America’s Cup Rule trug dazu bei, dass die Rennen so hart umkämpft waren. Die Unterschiede waren minimal und ETNZ erwies sich als sehr gut vorbereitetes Team mit einem schnellen Boot und solider Crew-Arbeit.

«Obwohl die Boote nicht sehr ähnlich sind, was die Anbauten und die Rumpfformen betrifft, dachten wir schon, dass es eng werden würde», sagte Grant Simmer, Alinghis Managing Director und Designteam-Koordinator. «Es geht bei diesem Wettkampf um Meter – Meter, die einem erlauben, sich in eine Position mit starkem Leebug zu bringen, oder Meter, welche die Möglichkeit zum Kreuzen schaffen. Es ist so eng, dass es auf jeden Zentimeter ankommt.»
Wie eng es ist, zeigte sich auch im heutigen Rennen wieder. Alinghi führte an der ersten Luvtonne mit 7 Sekunden, aber ETNZ konnte sich die Führung zurückerobern und rundete das Leegate mit 14 Sekunden Vorsprung.
Alinghi konnte auf der zweiten Kreuz zu ETNZ aufschliessen und die Kiwis entschieden sich zu einem drastischen Manöver, indem sie ausserhalb der Schlaglinie zur Luvmarke nach Backbord wendeten. Als Alinghi von Steuerbord kam, versuchte ETNZ hinten durch zu schlüpfen, um auf den Leebug zu kommen und Alinghi daran zu hindern, die Marke zu runden. Aber die Kiwis hielten sich nicht frei und zwangen Alinghi, den Kurs zu ändern. Dies wurde von den Schiedsrichtern auf dem Wasser mit einer Strafe geahndet.
Kurz vor dem Ziel, mit dem Sieg weniger als eine Meile entfernt, drehte der Wind und fiel völlig zusammen, worauf Alinghi eine Genua hissen musste, um wieder an Geschwindigkeit zuzulegen. ETNZ vollendete die Strafdrehung just in jenem Moment, wo Alinghi wieder an Fahrt gewann. Das Schweizer Team hatte gerade genug Speed, um den Bug über die Ziellinie zu drücken und den America's Cup mit einem minimalen Vorsprung wieder zu gewinnen!
Alinghi möchte den Hauptsponsoren, Co-Sponsoren und offiziellen Ausrüstern für ihre Unterstützung während dieser Kampagne danken – sie alle haben eine wichtige Rolle beim Erringen des heutigen Sieges gespielt.
Weitere News:
Alinghi möchte den Jubel und die Freude über den erneuten Gewinn des America's Cup mit den Fans teilen und wird mit dem berühmten Auld Mug eine «Homecoming-Tour» durch die Schweiz machen, die am 8. Juli um 17:00 Uhr im Parc Des Eaux Vives von Genf beginnt. Diese «Rückkehr nach Hause» fällt mit dem 150. Geburtstag des Lancierung des America's-Cup-Events zusammen und ist für die Bevölkerung frei zugänglich. In der Folge werden Team-Mitglieder mit dem America's Cup in Zürich (10. Juli), Bern (12. Juli) und Lugano (14. Juli) Halt machen, die Fans treffen und die Abenteuer der siegreichen 32. America's-Cup-Kampagne Revue passieren lassen. Zusätzlich wird das Team in den nächsten Monaten voraussichtlich auch andere Länder und Kontinente besuchen, um Segel- und Sport-Fans weltweit die Gelegenheit zu geben, den «Auld Mug» aus nächster Nähe zu bestaunen und mehr über die Faszination dieses einzigartigen und immer populäreren Wettkampfs – America's Cup – zu erfahren.

Desafio als Herausforderer
Unmittelbar nach dem letzen Finalduell hat sich wie erwartet das spanische Desafio-Team als nächster Herausforderer von Alinghi präsentiert. Damit dürfte auch die nächste Austragung des America's Cup in Valencia stattfinden.

Das Reglement sieht vor, das der Sieger unmittelbar nach seinem Titel herausgefordert werden kann. Im Extremfall muss er bereits 10 Monate später zur Titelverteidigung antreten.

Alinhi hat sich bereits während des Finals mit Dedafio geeinigt, um bei den Rahmenbedingungen für den nächsten America's Cup mitreden zu können.

Alles deutet auf Valencia 2009
Die Zukunft von Alinghi und des America's Cup ist ein Buch mit einigen Siegeln. Ernesto Bertarelli hält die Schlüssel in der Hand - und wird einige «Geheimnisse» am Dienstag oder Mittwoch lüften. Vieles deutet darauf hin, dass der America's Cup 2009 in Valencia stattfindet: Die Spanier von Desafio Espanol sind der «Challenger of Records».
Der Sieger bestimmt. Das ist im seit 1851 anhaltenden Ringen um den America's Cup ein Urgesetz. Die Herrschaft über das Millionen- Business bleibt das Privileg von Ernesto Bertarelli. Als Präsident von Alinghi und des America's Cup Management (ACM) konzentriert sich die ganze Macht auf ihn. Der Genfer Milliardär bestimmt zum Beispiel, wann und wo der nächste Cup stattfindet.
Valencia profitierte
Alles deutet darauf hin, dass auch der 33. America's Cup in Valencia ausgetragen wird, da die Spanier zum «Challenger of Records». Je nach Quelle soll sich die Stadt an der Levante die zweite Auflage 120 bis 150 Millionen Euro kosten lassen. Für den ersten Cup in Europa seit der Premiere vor 156 Jahren hatte Valencia dem America's Cup Management 90 Millionen überwiesen - und ein Vielfaches davon in die Infrastruktur investiert. Der Effort wurde belohnt, Valencia avancierte innert Kürze zur Nummer 3 der spanischen Städte und zur gefragten Tourismus-Destination. Der nächste Cup geht voraussichtlich schon 2009 in Szene.
Wohl gleiche Bootsklasse
Die ersten Vorregatten könnten Anfang 2008 in Dubai stattfinden. Wenn die Termine so fixiert werden, ist die zum Beispiel von Russell Coutts geforderte Einführung einer neuen Bootsklasse nicht realistisch. Die Version 5 der International America's Cup Class wird wohl einfach durch eine Version 6 ersetzt. Es ist davon auszugehen, dass die Boote noch einmal etwas leichter und damit schneller werden.Steigt Louis Vuitton aus?
Eine einschneidende Änderung ist im Sponsoring-Bereich zu erwarten. Louis Vuitton, seit der Einführung der Herausforderer-Serie 1983 deren Titelsponsor, erwägt den Ausstieg. Das Ende der längsten Partnerschaft im internationalen Sport ist absehbar, weil der America's Cup dem Luxusgüter-Konzern nicht mehr exklusiv genug ist.
Coutts bei Oracle im Gespräch
Neben dem Wann und Wo interessiert auch das Wer mit Wem. Auf dem Transfermarkt dreht sich (fast) alles um Russell Coutts. Dass der dreifache Sieger versuchen wird, nach Team New Zealand (1995 und 2000) und Alinghi (2003) ein drittes Syndikat zum Gewinn des «Auld Mug» zu führen, steht so gut wie fest, wahrscheinlich bei Oracle. Die Experten gehen davon aus, dass Coutts die langjährigen Wegbegleiter Brad Butterworth, Murray Jones, Warwick Fleury, Dean Phipps und Simon Daubney von Alinghi zurück an seine Seite holt.
So wäre Bertarelli gezwungen, den Skipper Butterworth und vier seiner «Edelhelfer» zu ersetzen. Das Terrain für die wohl unvermeidliche Verjüngungskur wäre mit dem Abgang der fünf Cup-Veteranen geebnet.