Mittwoch, 19. März 2008

470er-Frauen trotz Loch im Boot weiter Zweite

PALMA. An einem chaotischen Segeltag mit extrem wechselhaften Bedingungen zogen sich die deutschen Mannschaften am Dienstag (18. März) bei der internationalen Princess Sofia Trophy in Palma de Mallorca/Spanien achtbar aus der Affäre. Die 470er-Frauen Steffi Rothweiler und Vivien Kussatz (München/Berlin) vom pinta racing team behaupteten trotz eines Lochs im Boot nach einer Kollision und eines Frühstarts Gesamtrang zwei. Auf den Silberrängen liegen auch die T-Systems Teams 2008 mit Jan und Hannes Peckolt (Hamburg/Kiel) bei den 49ern sowie Johannes Polgar und Florian Spalteholz (Dänisch-Nienhof/Kiel) bei den Tornados. Hinter den eigenen Möglichkeiten zurück blieben die WM-Dritten Ulrike Schümann/Julia Bleck/Ute Höpfner aus Berlin in der Yngling und sind zur Halbzeit Siebte. Eine weiße Weste behielt die Berlinerin Petra Niemann im Laser Radial, deren Weltmeisterschaft allerdings parallel in Neuseeland läuft.
Steffi Rothweiler sah das Unglück in der fünften Wettfahrt schon kommen, als die Israelis Nike Kornecki und Vered Bouskila dem vorfahrtberechtigten deutschen 470er in die Quere kamen. Deren Bug bohrte sich am Heck in die Rumpfschale und hinterließ ein zehn Zentimeter großes Loch. Während die Schuldigen einen Strafkringel (360 Grad) drehten und ihren seglerischen Fehler damit bereinigten, retteten die Geschädigten immerhin Platz fünf ins Ziel. "Das war ein dummes und unnötiges Ramming", so die Steuerfrau, "zumal die beiden in dem Rennen schon eine Frühstartdisqualifikation hatten." Für die nächsten Wettfahrten ab Mittwoch reparierte das pinta racing team sein Boot notdürftig. Nach der Regatta wird es jedoch in Hamburg in die Ziegelmayer-Werft gehen, um den Schaden professionell zu beheben. Schließlich ist es die Jolle, mit der Rothweiler/Kussatz im August bei den Olympischen Spielen in China segeln wollen. Rothweiler: "Ich bin zuversichtlich, dass daraus kein Nachteil entsteht. Es ist zumindest keine kritische Stelle zerstört."

Auch mit dem Schicksal im zweiten Tagesrennen haderte das 470er-Duo. "Wir wurden wegen Frühstarts disqualifiziert, obwohl andere am Start noch deutlich vor uns lagen, aber durchgekommen sind", ärgerte sich die Vorschoterin. Besonders bei den Einheimischen Via-Dufresne/Tutzo schien die Wettfahrtleitung beide Augen zuzudrücken. Dadurch wurde deren vierter Rang im Ziel gewertet, wodurch sie die Gesamtführung zurückeroberten, während Rothweiler/Kussatz ihren gesegelten dritten Rang streichen mussten. Kussatz: "Wir sind erstklassig gesegelt und um die Spitzenposition gebracht worden."

Rang eins vom Vortag büßten die Peckolt-Brüder ein, nachdem die letzten drei Gruppenrennen das Feld gehörig durcheinander würfelten. "Mit den Plätzen vier, fünf und acht lagen wir aber immer noch durchgehend im grünen Bereich", meinte Hannes Peckolt, "da ist noch kein wirklicher Ausrutscher bei." Mit zwei Tagessiegen mussten die deutschen Olympioniken jedoch Rodion Luka und Geogiy Leonchuk aus der Ukraine vorbeiziehen lassen. Die Silbermedaillengewinner von Athen 2004 gehen mit zwei Punkten Vorsprung in die Rennen der Goldflotte, der oberen Hälfte nach den Qualifikationswettfahrten.

Bei Windstärken zwischen null und vier sowie einer kreuz und quer laufenden Welle wurde das Segeln auf der 49er-Bahn zum "Vollwaschgang mit Schleuderkurs", so die Peckolts. Auf die Bootsgeschwindigkeit sei es dabei weniger angekommen als auf eine behutsame Taktik. Weiter konservativ bahnten sich die Brüder ihren Weg durch die Reihen nach vorne und kamen dabei auch schon mal "aus der Tiefe des Mittelfelds". Jan Peckolt: "Wir haben ein gutes Gefühl und sehen den Finalrennen optimistisch entgegen."

Bei den Tornado-Kollegen läuft alles auf einen Zweikampf von Polgar/Spalteholz mit den Franzosen Revil/Espagnon hinaus. Am dritten Wettfahrttag machten diese beiden Crews die Siege unter sich aus und verbuchten jeder einen. Punktgleich mussten die Deutschen Rang eins räumen, weil die Kontrahenten einen Tagessieg mehr auf dem Konto haben. "Das Duell verspricht Hochspannung in der zweiten Halbzeit", meinte Florian Spalteholz, "aber auch die Verfolger sind noch längst nicht außer Acht zu lassen." Bei ihnen selbst stimme jedenfalls sowohl das Geschwindigkeitspotential des neuen Katamarans als in der Folge auch die Taktik. "Mit dem richtigen Speed agieren wir soviel sicherer als zuletzt bei der verpatzten WM", erklärte Polgar, "dass macht Spaß und sehr zufrieden."

Erneut nur einen mäßigen Tag erwischten die Yngling-Frauen vom T-System Team 2008. Mit Rang 14 im fünften Rennen fuhren sie ihre schlechtestes Resultat ein, das sie zwar aus dem Gesamtergebnis herausstreichen dürfen, doch gab es bereits am Vortag einen Ausrutscher, der nun in die Wertung genommen werden muss. "Bei uns ist irgendwie der Wurm drin", so Steuerfrau Ulli Schümann, die auch Rang sechs im Anschluss nur halbwegs als Wiedergutmachung gelten lassen wollte. "Immerhin ging es wieder bergauf." An der Spitze tauschten die russischen Teams die Plätze. Basalkina/Ukrainseva/Maximova fielen knapp hinter Skudina/Krutskikh/Ivanova zurück.

Segeln in Zahlen

Zwischenstand nach dem 3. Tag der Princess Sofia Trophy in Palma de Mallorca/Spanien:

470er-Frauen
1. Natalia Via-Dufresne/Laia Tutzo (Spanien) 11
2. Steffi Rothweiler/Vivien Kussatz (München/Berlin) 23
3. Giulia Conti/Giovanna Micol (Italien) 25

49er
1. Rodion Luka/Geogiy Leonchuk (Ukraine) 21 Punkte
2. Jan und Hannes Peckolt (Hamburg/Kiel) 23
3. Pietro und Gianfranca Sibello (Italien) 27

Tornado
1. Xavier Revil/Christophe Espagnon (Frankreich) 8 Punkte
2. Johannes Polgar/Florian Spalteholz (Dänisch-Nienhof/Kiel) 8
3. Francesco Marcolii/Edoardo Bianchi (Italien) 14

Yngling
1. Ekatarina Skudina/Diana Krutskikh/Natalia Ivanova (Russland) 15 Punkte
2. Anna Basalkina/Vlada Ukrainseva/Ekaterina Maximova (Russland) 15
3. Sally Barkow/Carrie Howe/Debbie Capozzi (USA) 17
...
7. Ulrike Schümann/Julia Bleck/Ute Höpfner (Berlin) 36