Samstag, 14. Juli 2007

Rothweiler/Kussatz für Olympia 2008 qualifiziert

Den Blick Richtung Olympia 2008 gerichtet: Steffi Rothweiler und Vivien Kussatz sind qualifiziert. Foto: Gilles Martin-Raget

CASCAIS. Die Münchenerin Steffi Rothweiler und ihre Berliner Vorschoterin Vivien Kussatz fahren zu den Olympischen Spielen 2008 nach Qingdao in China. Mit einem überragenden Tagessieg im letzten und entscheidenden Rennen der Segelweltmeisterschaft vor Cascais/Portugal machte die 470er-Frauencrew vom pinta racing team am Freitag (13. Juli) die Qualifikation endgültig klar.

Um 15.43 Uhr hallten zwei Jubelschreie über den Atlantik wie sie erleichterter nicht hätten ausfallen können. Nach einer mäßig verlaufenen Weltmeisterschaft, in der die frischgebackenen Europameisterinnen das Medalrace der zehn Besten klar verfehlten, waren sie am Ende dennoch am Ziel ihrer Träume. „Uns ist Mühlsteine vom Herzen gefallen“, meinte das Duo nach dem Zieleinlauf, „jetzt ist der enorme Qualifikationsdruck frühzeitig weg.“

Weil keine andere deutsche Mannschaft mehr die Chance hat, die nationalen Nominierungskriterien für die nächsten Olympischen Spiele zu erfüllen, müssen Rothweiler und Kussatz auch keine Ausscheidungsregatta im nächsten Jahr mehr fürchten. Sie selbst hatten die individuellen Normen des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) mit dem EM-Titel bereits erfüllt, mussten jedoch bei der WM noch einen von nur 13 zu vergebenden Nationenstartplätzen für den Deutschen Segler-Verband (DSV) erreichen. Und das stand bis zuletzt auf des Messers Schneide.

„Wir hatten ausnahmsweise leichte Winde vorhergesagt bekommen, was uns ja besonders liegt“, erzählte die Steuerfrau vom Württembergischen Yacht-Club in Friedrichshafen, „aber auf der Außenbahn hat es doch wieder mit bis zu sechs Windstärken geballert.“ Doch nach dem Silberstreif vom Vortag, als sich das Team vom 24. Gesamtrang schon deutlich verbessert hatte, besann es sich auf die eigenen Stärken und segelte vom Start weg ein couragiertes Rennen.

Die Luvtonne rundete das Boot mit der Segelnummer GER-4978 bereits an dritter Stelle. „Vor dem Wind haben wir die anderen beiden dann gleich überholt“, berichtete die Vorschoterin vom Spandauer Yacht-Club Berlin. Die Führung gaben sie dann bis ins Ziel nicht mehr her – im Gegenteil. Sie wurde souverän auf einige hundert Meter ausgebaut.

„Ich freue mich riesig auf meine ersten Olympischen Spiele“, meinte die 34-Jährige Juristin Kussatz, die 2004 die Ausscheidung gegen ihre heutige Steuerfrau verloren hatte. Jurastudentin Rothweiler, die am 28. Juli 28 Jahre alte wird, hat nach dem enttäuschenden Abschneiden in Athen 2004 auch noch „eine Olympia-Rechnung“ offen. Voriges Jahr überzeugten beide schon mit „Bronze“ bei der olympischen Testregatta in Qingdao. Dieses Jahr sind sie für die PreOlympics im August qualifiziert, wo das tückische Leichtwindrevier weiter unter die Lupe genommen werden soll. Das Ziel heißt für 2007 und vor allem 2008 wieder ein Platz auf dem Treppchen.

„Steffi und Vivien sind zwei Ausnahmeseglerinnen, die im entscheidenden Moment Nervenstärke bewiesen haben“, gratulierte der Münchener Unternehmer Michael Illbruck dem pinta racing team zur Olympiafahrkarte. Seine Firmengruppe pinta elements unterstützt die Mannschaft auf dem Weg nach Qingdao. Illbruck, der nicht zuletzt durch den Gewinn der Weltumseglung Volvo Ocean Race 2002 für Furore sorgte: „Die beiden haben das Zeug, für Deutschland endlich wieder eine Medaille zu gewinnen.“

WM-Endstand der 470er-Frauen nach zehn Wettfahrten:
1. Marcelien de Koning/Lobke Berkhout (Niederlande) 19
2. Ingrid Petitjean/Nadasge Douroux (Frankreich) 38
3. Christina Bassadone/Saskia Clark (Groß Britannien) 42
4. Ai Kondo/Naoko Kamata (Japan) 48
5. Therese Torgersson/Vendela Zachreisson (Schweden) 55
6. Guilia Conti/Giovanna Micol (Italien) 61

14. Steffi Rothweiler/Vivien Kussatz (München/Berlin) 104

27. Blaschkewitz/Genrich (Lübeck) 142