Freitag, 13. Juli 2007

10. Tag der Segelweltmeisterschaften in Cascais/Portugal

Dramatik pur vor dem letzten 470er-Rennen

CASCAIS. Spannender könnte ein Krimi kaum sein: Vor dem letzten Regattatag der ISAF-Segelweltmeisterschaften in Cascais/Portugal kämpfen mindestens vier 470er-Frauenteams fast gleichauf um drei Nationenstartplätze bei den Olympischen Spielen 2008. Darunter sind auch Steffi Rothweiler und Vivien Kussatz (München/Berlin) vom pinta racing team, die am Donnerstag (12. Juli) in den beiden letzten Rennen der Goldflotte im Vergleich zur direkten Konkurrenz am besten abschnitten. Als 15. und Achte rückten sie auf den 18. Gesamtrang vor und hätten vor der letzten Wettfahrt die Qualifikation geschafft.

13 von 18 Fahrkarten nach Qingdao/China vergibt der Weltsegelverband ISAF bei der WM 2007 an seine Mitgliedsländer. Hintergrund der Beschränkung ist die auf insgesamt 400 begrenzte Gesamtteilnehmerzahl für den Segelsport. Von den 13 Tickets sind bereits neun an Teilnehmerinnen des finalen Medalraces der besten Zehn vergeben – zwei französische Teams sind dabei. Weil hinter Rang elf im Gesamtklassement einige Zweitplazierte ihrer Nation folgen, bekämen Rothweiler/Kussatz derzeit den zwölften Nationenstartplatz.

„Von uns aus kann es morgen stürmen. Dann müssten wir gar nicht mehr bangen “, sagten die Frauen übereinstimmend. Denn neben dem Medalrace sollen auch die Plätze elf bis 32 noch eine alles entscheidende Wettfahrt segeln. Die knappe Ausgangsposition: Die Neuseeländerinnen Melinda Henshaw und Olivia Powrie sind mit 102 Punkten 17. und „belegen“ den elften Startplatz. Es folgt das pinta racing team einen Zähler zurück. Nur einen weiteren Punkt zurück liegen Elise Rechichi und Tessa Parkinson aus Australien, die am Donnerstag durch einen Mastbruch beide Rennen verloren, und die Kanadierinnen Jen Provan/Carol Luttmer.

Soviel Rechnerei passt Steffi Rothweiler zwar „gar nicht in den Kram“, aber „wir können uns davon natürlich auch nicht freimachen.“ In einem Feld von 22 Booten werde zwangsläufig auf die direkte Konkurrenz geachtet werden, wobei es aufgrund der Leistungsdichte schwierig bis sinnlos sei, sich von vornherein auf eine Gegnerin zu konzentrieren, um diese eventuell zu decken und nach hinten zu segeln. „Wir müssen das aus der Situation heraus entscheiden“, so die Steuerfrau, „wichtig ist erstmal, dass wir selbst wir gut aus den Startlöchern kommen.“

Das Erfolgsrezept am vorletzten Tag war ein erhöhtes taktisches Risiko. „Wir haben einfach riskanter gesegelt und wurden dafür belohnt“, erklärte die Vorschoterin, „wir mussten ja auch etwas tun, um den großen Rückstand wett zu machen. Am Mittwochabend schienen die Deutschen noch fast aussichtslos weit weg von den Spielen 2008.

Das entscheidende Rennen soll am Freitag, dem 13. Juli, um 14.20 Uhr Ortszeit (15.20 Uhr deutscher Zeit) gestartet werden. „Mit Startnummer 13 werden wir an dem Tag doch mindestens den 13. Startplatz schaffen“, so Rothweiler und Kussatz, „der vorbelastete Tag kann doch auch mal Glück bringen.“

WM-Zwischenstand der 470er-Frauen nach neun Wettfahrten:
1. De Koning/Berkhout (Niederlande) 11
2. Petitjean/Douroux (Frankreich) 22
3. Kondo/Kamata (Japan) 38
4. Bassadone/Clark (Groß Britannien) 40
5. Torgersson/Zachreisson (Schweden) 41
6. Conti/Micol (Italien) 57
7. Oliveira/Swan (Brasilien) 62
8. Lecointre/Lemaitre (Frankreich) 69
9. Kornecki/Bouskila (Israel) 80
10. Maxwell/Kinsolving (USA) 82
(qualifiziert für das Medalrace)

11. Dekleva Paoli/Maucec (Slowenien) 82
...
16. Shen/Huang (China) 100 (qualifiziert als Gastgeber)
17. Henshaw/Powrie (Neuseeland) 102
18. Rothweiler/Kussatz (München/Berlin) 103
19. Rechichi/Parkinson (Australien) 104
20. Provan/Luttmer (Kanada) 104

26. Blaschkewitz/Genrich (Lübeck) 128