Montag, 16. Juli 2007

Nord-Rekord bei der Melges 24-EM

52 Boote aus 13 Nationen bisher gemeldet / Weltmeister dabei

NEUSTADT/HOLSTEIN. Rasant und spektakulär, aber auch wertbeständig wie kaum ein anderes Boot – das ist die Erfolgsformel der Melges 24. Ob Weltmeister, Olympiasieger oder America’s Cup-Segler – viele sind der Faszination der Hightech-Yacht seit ihrer Kiellegung vor 14 Jahren erlegen. Die europäische Elite trifft sich dieses Jahr im ostholsteinischen Neustadt an der Ostsee und kürt zur vierten Rolex Baltic Week (17. bis 23. August) ihre Europameister. In der ancora Marina an der Lübecker Bucht werden mehr als 300 Aktive auf rund 70 Booten erwartet.

Ein Klick ins World Wide Web unter „rolex-baltic-week.com“ in die „Teilnehmerliste Melges 24“, und die Vorfreude ist in den Gesichtszügen von Günter Tzeschlock zu lesen. Der in Eigeltingen, in der Nähe des Bodensees beheimatete Vorsitzende der deutschen Klassenvereinigung registrierte schon wenige Tage vor Meldeschluss der Europameisterschaften mehr als 50 Crews aus 13 Nationen. „Das sind mehr als die meisten Klassen bei ihren Weltmeisterschaften an den Start bekommen. Ich rechne noch mit einem Anstieg auf gut 75 Boote.“

Für die siebten kontinentalen Titelkämpfe, die seit 1998 im Zweijahresrhythmus ausgetragen werden, wäre das für den Norden Europas ein Melderekord. Der lag 2003 in Helsinki bei 51 Booten. Vor zwei Jahren im englischen Torquay waren 50 am Start. „Noch mehr kommen nur bei zentralen Orten, wie dem Gardasee“, weiß Tzeschlock.

Doch nicht nur die Quantität hat es dem deutschen Klassenchef angetan. Die Qualität des Teilnehmerfeldes schätzt er gar mit „super hoch“ ein. So sind der Weltmeister von 2006, der Italiener Nicola Celon („Bete Bossini“), und der französische Champion der Amateure, Cedric de Kervanoael („Encore“), am Start. „In unserer Klasse werden, um die unterschiedlichen Leistungen der in einem Feld segelnden Profis und Amateure zu würdigen, zwei Pokale vergeben – die Giorgio-Zuccoli-Trophy für den Gesamtsieger, den üblicherweise eine Profi-Crew mit einem oder mehreren bezahlte Seglern stellt, und die Menno-Meyer-Trophy für die besten Amateure“, erklärt Tzeschlock, der als aktueller Ranglistenerster in Deutschland mit seiner „Ka Nalu Nui“ den EM-Titel der Amateure für sein Team allerdings eher in weiter Ferne sieht.

Noch steht diese Trophäe in der Vitrine von Alba Batzill, der vor zwei Jahren die „No Woman No Cry“ des Münchners Eddy Eich zum Titel steuerte und den Erfolg jetzt in der Lübecker Bucht wiederholen möchte.

Die Teilnehmerliste reicht weiter vom Weltmeister 2001, Flavio Favini, der vor Valencia beim America’s Cup im italienischen Mascalzone Team Capitalia am Steuer stand, über den Esten Tönu Töniste („Lenny“), der im 470er mit seinem Bruder Toomas bei den Olympischen Spielen 1988 für die Sowjetunion Silber und 1992 für Estland Bronze gewann, bis hin zum Norweger Lasse Kjus, der als Olympiasieger, Weltmeister und 17-facher Ski-Weltcupsieger die alpinen Hänge im März 2006 verließ und seitdem seiner zweiten Passion, dem Segeln, frönt. Mit Lorenzo Bressani aus Trieste und der „UKA UKA“ kehrt zudem ein Champion von 2005 nach Neustadt zurück. Mit seiner „Movistar“ gewann der mehrfache Weltmeister (IMS, J/24) und Segler des Jahres in Italien bei der Rolex Baltic Week die IMS-600-Weltmeisterschaft.

Aus Deutschland kommen mit 14 gemeldeten Booten derzeit die meisten Teilnehmer. Dazu gehören der ehemalige Tornado-Weltmeister Oliver Schwall aus Hamburg auf der „Rat Pack“ sowie die Neueinsteiger Marcus Brenneke, der aus dem Drachen kommt. Der Hamburger Reeder Dietrich Scheder-Bieschin, der sich vor Jahresfrist für die Vergabe der EM zum Veranstalter Norddeutscher Regatta Verein (NRV) stark gemacht hatte, gehörte mit seiner „MACS“ zu den ersten Meldungen.

Für Tzeschlock ist das klangvolle Teilnehmerfeld keine Überraschung: „Wir hatten bereits 2002 mit der WM vor Travemünde eine Super-Veranstaltung in der Lübecker Bucht. Und auch jetzt wissen wir uns beim NRV und Rolex in guten Händen.“ Als deutscher Klassenchef, der auch die Segler in Österreich und der Schweiz mit betreut, erhofft er sich einen weiteren Aufschwung für das mit bis zu fünf Personen zu segelnde Sportboot. „In Deutschland sind die Melges 24 seit 1995 vertreten“, erzählt er, „nach anfangs bescheidenem Interesse hatten wir gerade in den vergangenen zwei Jahren enorme Zuwächse.“ In der deutschen KV sind so bisher 62 Boote registriert, weltweit insgesamt mehr als 750. Wer international segeln will, komme an der Melges 24 nicht vorbei – erst recht nicht an Neustadt, so Tzeschlock abschließend.

Die erste Wettfahrt der Melges 24-EM wird am Sonnabend, dem 18. August gesegelt. Am Vortag beginnt die Rolex Baltic Week mit der internationalen Farr 40-Klasse, die zum ersten Mal in Deutschland auftritt. Die Yachten kommen zur letzten und entscheidende Serie des European Circuits zusammen.

Während die internationale Melges 24-Klasse bis zum Schluss segelt, findet die Preisverteilung mit einer Rolex-Crewparty für beide Klassen bereits am Sonntag, dem 19. August, statt. Sie schmückt neben der feierlichen Eröffnung am Freitag und der Siegerehrung der Melges 24 am letzten Tag (23. Juli) das Rahmenprogramm, für das im Osthafen der ancora Marina wieder direkt am Wasser ein einladendes Racevillage aufgebaut wird.