Mittwoch, 29. Juli 2009

IDJ+JüM-Auftakt: Segelmarathon der Talente

29.07.09 - TRAVEMÜNDE. Der Auftakt der Internationalen Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften bei der 120. Travemünder Woche wurde für den Segelnachwuchs zum Marathon. Bei idealen äußeren Bedingungen, aber anspruchsvollen, weil wechselhaften Winden blieben am Dienstag (28. Juli) einige der rund 900 Aktiven rund zehn Stunden auf dem Wasser der Lübecker Bucht, ehe in allen acht Bootsklassen drei Wettfahrten absolviert waren. Als letzte kehrten ausgerechnet die Kleinsten und Jüngsten mit ihren Optis an Land zurück. Dort wurde der Pole Konrad Lipski vor Europameister Maximilian Hibler aus Rimsting als erster Spitzenreiter der Titelkämpfe des Nachwuchses beglückwünscht.

Die Aufregung war groß, die Nervosität allgegenwärtig bevor es nach den tagelangen Vorbereitungen am Morgen endlich los ging. Rasmus zeigte sich gut gelaunt und servierte zunächst eine leichte bis mäßige westliche Brise. Die ersten Laser Radial-Segler wasserten ihre Jollen am Leuchtenfeld an der Travepromenade bereits zwei Stunden vor dem Startschuss. Als 222 Optimisten am Priwallstrand neben der Südermole in See stachen, klopften vor allem die Herzen der zahlreichen Eltern, die noch einige gute und gut gemeinte Ratschlägen mit auf die Bahn Charlie gaben.

Wie hoch- oder übermotiviert vor allem die Jüngsten waren, dokumentierten allein elf Massenfrühstarts, die Wettfahrtleiter Jens Kath abbrechen musste. Keiner wollte auch nur einen Zentimeter verschenken. Dann drehte der Wind auch noch um 90 Grad, und die Bahn musste neu ausgelegt werden. So ging die letzte Gruppenwettfahrt erst sechs Stunden nach der ersten los: um 17.10 Uhr. Mit Müsliriegeln wurde die Teilnehmer bei Laune und Kraft gehalten. Dennoch waren manche am Ende eines begeisternden Regattatags völlig platt. „Das war schon ziemlich extrem, aber die Kids sind Kummer gewöhnt“, meinte Schleswig-Holsteins Landeshonorartrainer Uwe Schimanski, der auch die gesamte Jugend vom TW-Hauptveranstalter Lübecker Yacht-Club (LYC) betreut.

„Schimmi“ freute sich über den starken Auftritt von Lokalmatador Malte Student, der mit Hibler gemeinsam in einer der insgesamt sechs Startgruppen segelt. Der 13-Jährige glänzte zweimal als Dritter, musste sich aber jeweils dem Bayern beugen. „Im letzten Rennen ist mir Maxi noch durchgerutscht“, so das LYC-Talent, „aber meinem Ziel der Top 20 bin ich ja zumindest schon auf der Spur.“ Im Zwischenklassement belegt er Rang neun. Seine Klasse stellte der frischgebackene Europameister aus Rimsting unter Beweis, der einmal Erster und einmal Zweiter im Ziel war und nur aufgrund seines 14. Rangs zwischendurch noch Verfolger des Polen Lipski ist.

Den Schleswig-Holsteinern Justus Schmidt und Max Böhme vom Kieler Yacht-Club gelang im 29er genau das, was sie sich seit Monaten vorgenommen hatten. Mit einem Tagessieg in der dritten Wettfahrt steuerte der Schönwalder Schmidt die Gleitjolle auf Platz eins der Gesamtwertung. Dort wollen sich die beiden festsetzen, denn nachdem sie 2008 den Titel bei den altersoffenen Deutschen Meisterschaften holten, verpatzten sie die Jugend-IDM als Siebte.

Auch bei den Piraten kommt die beste Tagescrew aus Kiel. Kristin Wöhlk und Lukas Brüning ließen einem dritten Platz gleich zwei Tagessiege folgen und bauten ihren Vorsprung vor Frederic und Roderic Frantzheld aus Berlin bereits auf acht Punkte aus. Auf dem Surfbrett BIC Techno 293 liegt der Kieler Lasse Mannsbarth hinter dem Spitzenreiter Mick Mönnig aus Berlin und dem Franzosen Rudolphe Roche auf Rang drei.

Die Gesamtführenden im 420er stammen vom Bodensee. Es sind Sophia Diesch und Anna Seidl aus Friedrichshafen, die einen Zähler vor den Hamburgern Till Krüger und Oliver Wichert rangieren. Allein der Name der Steuerfrau spricht für sich, denn die 17-Jährige ist Tochter von Rupert Diesch, dem Cousin der Olympiasieger von 1976 im Flying Dutchman, Jörg und Eckart Diesch. Auch die Söhne des Letzteren, Simon (14) und Felix (17) sind bei der Travemünder Woche am Start. Allerdings verhauten sie das dritte Rennen als 35. ziemlich und waren mit dem vorrübergehenden 23. Platz noch nicht im eigenen Soll.

Auch Sabine Gronau aus Herdecke in der Europe-Klasse zeigte den „Herren“ der Schöpfung, dass Mädchen beim Segeln keineswegs unterlegen sein müssen. Vor allen Jungs zu liegen, habe ihr „besonders viel Spaß gemacht“. Zwar leistete sich die 17-jährige nach einem Tagessieg zu Beginn einen kleinen Ausrutscher (14.), war davon jedoch unbeeindruckt. „Das hätte noch schlimmer kommen können“, meine die Gymnasiastin, die gegen 50 Gegner antritt. Platz zwei im dritten Rennen sicherte ihr die Führung punktgleich vor dem gleichaltrigen Maximilian Sporleder vom Segelklub Bayer Uerdingen und Lena Thöne aus Haltern am See. Olympische Ambitionen im Laser Radial hat Sabine Gronau überhaupt nicht: „Die (ehemals olympische, d. Red.) Europe ist einfach das viel besser Boot.“

Dem würden die radi(k)alen Laser-Spitzensegler vermutlich kaum zustimmen. Hier dominierten wiederum die Jungen, die zunächst allerdings auch kaum zu bändigen waren. Meeno Bülow zählte allein 29 Disqualifikationen wegen Frühstarts. Der Wettfahrtleiter kündigte an: „Am Mittwoch werde ich gleich die schwarze Flagge setzen.“ Das bedeutet verschärfte Startregeln von Beginn an. Diesen Fauxpas wird sich die Spitzengruppe kaum leisten wollen. Schließlich zählen die Punkte nach dem zweiten Wettfahrttag, der die Unterteilung in Gold- und Silberflotte bringen soll, auch im zweiten Teil der Meisterschaften weiter.

Einen eindrucksvollen Auftakt legte der 15-jährige Florian Haufe vom Norddeutschen Regatta Verein (NRV) Hamburg hin, der zwei Tagessiege und einen dritten Rang zu Buche stehen hat. Das bedeutet die überlegene Gesamtführung elf Zähler vor seinen Vereinskollegen Maurice Oster, der mit Helge Bochmann aus Falkensee punktgleich ist. „Das war ein Bilderbuchstart, den wir ausbauen wollen“, sagte NRV-Trainer Klaus Lahme, „Florian hat sein Können einmal mehr unter Beweis gestellt.“ Nach Platz fünf beim Pfingstbusch in Kiel und „Bronze“ im ersten Teil der Travemünder Woche scheint der Weg für Haufe vorgezeichnet.


Ergebnisse vom ersten Wettfahrttag der Internationalen Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften in der 120. Travemünder Woche

Optimist
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Konrad Lipski (Polen) 12 Punkte; 2. Maximilian Hibler (Rimsting) 17; 3. Nils Carstensen (Flensburg) 17; 4. Leon Kloten (Berlin) 18; 5. Maximilian Bäurle (Laupheim) 20; 6. Agata Barwinska (Polen) 25.

Teeny
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Paul Meyer/Dominic Emanuel (Osnabrück) 3 Punkte; 2. Finja und Laurisa Priese (Diepholz) 8; 3. Judith Hannah Torka/Lilli Trebs (Berlin) 16; 4. Marcel Rosin/Simon Marcel Spohr (Steinhude) 18; 5. Felix Bergemann/Otto Eyferth (Berlin) 19; 6. Till Dittmers/Lukas Schaeper (Wentorf) 29.

29er
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Justus Schmidt/Max Boehme (Schönwalde) 13 Punkte; 2. Simon Winter/Kilian Holzapfel (Emmerting) 16; 3. Jule und Lotta Görge (Kiel) 19; 4. James Norris/Maximilian Buerger (Großbritannien) 25; 5. Patrick Kraatz/Florian Hagen (Detmold) 25; 6. Kristin Geisler/Andrea Fuchs (München) 26.

Europe
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Sabine Gronau (Herdecke) 17 Punkte; 2. Maximilian Sporleder (Meerbusch) 17; 3. Lena Thöne (Haltern am See) 20; 4. Benjamin Winter (Meerbusch) 21; 5. Ann-Kathrin Frank (Hamburg) 23; 6. Cilka Schellewald (Krefeld) 26.

BIC Techno 293 (Surfbrett)
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Mick Mönnig (Berlin) 5 Punkte; 2. Rudolphe Roche (Frankreich) 6; 3. Lasse Mannsbarth (Kiel) 11; 4. Maximilian Klaus (Berlin) 12; 5. Benedikt Hattich (Lübeck) 15; 6. Florian Albrecht (Berlin) 17.

Pirat
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Kirstin Wöhlk/Lukas Brüning (Kiel) 5 Punkte; 2. Frederic und Roderic Frantzheld (Berlin) 13; 3. Wilko Beinlich/Titus Molkenbur (Münster) 18; 4. Ben Uerlichs/Michael Bünten (Simmerath) 20; 5. Arne Georg Habermann/Jasper Frese (Holm) 24; 6. Elisabeth Baumgart/Annika Werner (Münster) 26.

420er
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Sophia Diesch/Anna Seidl (Friedrichshafen) 8 Punkte; 2. Till Krüger/Oliver Wichert (Hamburg) 9; 3. Dominik Müller/Francesco Wiedemann (Uttenreuth) 11; 4. Frederike Loewe/Anna Rattemeyer (Berlin) 12; 5. Tim Fischer/Marc Fischer (Mötzingen) 17; 6. Yannick Hafner/Fabian Schöberl (Hagnau) 18.

Laser Radial
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Florian Haufe (Hamburg) 5 Punkte; 2. Maurice Oster (Hermannsburg) 16; 3. Helge Bochmann (Falkensee) 16; 4. Lukas Feuerherdt (Brandenburg) 18; 5. Daniel Edinger (Berlin) 20; 6. Christian Engelke (Burgdorf) 21.