Freitag, 27. Februar 2009

Beluga Racer nach 1000 sm in der Verfolgerrolle

27.02.09 - Boris Herrmann und Felix Oehme entkamen der großen Flaute zu spät.

Eine Woche nach dem Start der dritten Etappe des Portimão Global Ocean Race, die von Wellington/Neuseeland nach Ilhabela/Brasilien führt, nehmen die deutschen Weltumsegler auf der „Beluga Racer“ eine ungewohnte Verfolgerrolle ein. Die in der Gesamtwertung führenden Boris Herrmann und Felix Oehme aus Kiel und Hamburg lagen am Freitagvormittag (27. Februar) 20 Seemeilen hinter der Spitze zurück. Sie hatten die ersten beiden von insgesamt fünf Etappen gewonnen. Vorne segelten überraschend die drittplatzierten Briten Jeremy Salvesen/David Thomson mit der „Mowgli“ acht Seemeilen vor Felipe Cubillos und José Muñoz auf der „Desafio Cabo de Hornos“ (2.) aus Chile. Insgesamt waren durch eine anhaltende Flaute erst gut 1.000 der insgesamt 7.200 Seemeilen des längsten Regattateilstücks absolviert, das um Kap Hoorn herum führt. Die Regatta endet im Juni in Portugal.

„Wir sind derzeit in unser Position gefangen und hoffen auf eine Winddrehung – egal in welche Richtung“, berichtete Co-Skipper Felix Oehme am Freitagmorgen. In einer mäßigen Westsüdwestbrise steuerte die „Beluga Racer“ mit einem Kurs zwischen 90 und 100 Grad als südlichstes Boot im Feld immer weiter auf die Eisgrenze entlang des 45. Breitengrads zu. Doch diese darf nicht nach Süden überschritten werden, das hat die Regattaleitung aus Sicherheitsgründen so festgelegt. „Aber wenn wir jetzt schon halsen würden, wäre es teuer“, so der 27-Jährige, „weil wir auf dem anderen Bug keinen Boden Richtung Kap Hoorn gutmachen könnten und gegen die Gegner sofort zurückfielen.“

Dieses Problem hatte die weiter nördlich liegende Konkurrenz zunächst noch nicht so arg. Ihr Spielraum bis zur Sperrzone (Ice Gate) war größer, schmolz aber am Freitag auch zusammen. „Die gedachte Linie kann am Wochenende zur strategischen Falle werden“, erklärt Beluga-Meteorologe Sven Taxwedel, und kurzfristig war keine gravierende Änderung in Sicht. Spätestens am 45. Breitengrad darf höchstens ein reiner Ost-Kurs (90 Grad) gesteuert werden. Ist dann der Windeinfallswinkel nicht mehr optimal, also nicht mehr schräg von hinten, sondern zu achterlich, werden die modernen Rennyachten immer langsamer oder müssen nach Norden weghalsen.

Wie ist das norddeutsche Duo in diese Situation geraten? „Wir haben im Schwachwind taktisch daneben gelegen“, gab Skipper Boris Herrmann über Satellitentelefon unumwunden zu. Während die chilenischen Konkurrenten nach tagelangem Bug-an-Bug-Rennen in nördlichere Richtung abgebogen waren, vertraute die Beluga-Crew auf dem Weg nach Osten einem südlicheren Kurs. „Unter einer Wolke sind wir klassisch angeluvt und haben uns dabei schnell abgesetzt“, erläuterte der ebenfalls 27-Jährige, „aber mit der Brise war es bald vorbei.“ Die Chilenen versuchten auf der anderen Seite der Wolke ihr Glück und fanden es zwar erst später, aber in stetig zunehmendem Westnordwestwind.

Ernsthafte Sorgen, den Anschluss zu verlieren, kamen bei den Landratten im Internet auf, als der Rückstand zwischenzeitig mehr als 40 Seemeilen betrug. „Aber das war noch lange kein Grund, nervös zu werden und durch extreme Manöver unnötig viel zu riskieren“, meinte Felix Oehme. Als der Wind auch für die Deutschen auffrischte und die „Beluga Racer“ eine Geschwindigkeit von 12 bis 14 Knoten lief, war die gute Laune sofort wieder spürbar.

Eine ungewöhnliche Wetterlage auf der Südhalbkugel hatte die Teilnehmer der Weltumseglung nach einem stürmischen Auftakt überrascht. Die Datumsgrenze war schon am ersten Wochenende auf See noch mit Volldampf überschritten worden (Herrmann: „Unspektakulär, das haben wir kaum bemerkt“), da flaute der Wind zu Wochenbeginn stark ab. Unter Deck zeigte das Thermometer 29 Grad Celsius, die Albatrosse badeten auf dem spiegelglatten Meer, nur vorwärts ging es nicht so recht. Mit bislang durchschnittlich unter sieben Knoten Fahrtgeschwindigkeit hat das Feld schon jetzt mehr als zwei Tage auf die geplante Ankunft zwischen dem 25. und 27. März verloren. „Felix hat für 42 Tage eingekauft“, beruhigte der Skipper, „und notfalls reiche das drei Monate, sagt er. Höchstens die Trüffelschokolade könnte am Ende knapp werden.“

Zwischenstand der dritten Etappe am Freitag (27. Februar) um 10.20 Uhr:
1. Mowgli, Jeremy Salvesen/David Thomson (Großbritannien) noch 6.142,5 sm
2. Desafio Cabo de Hornos, Felipe Cubillos/José Muñoz (Chile) 8,2 sm zurück
3. Beluga Racer, Boris Herrmann/Felix Oehme (Kiel/Hamburg) 20,2 sm zurück
Kazimir Partners, Lenjohn und Peter van der Wel (Südafrika) nicht gestartet

Zwischenstand nach zwei von fünf Etappen des Portimão Global Ocean Race:
1. Beluga Racer, Boris Herrmann/Felix Oehme (Kiel/Hamburg) 24 Punkte
2. Desafio Cabo de Hornos, Felipe Cubillos/José Muñoz (Chile) 18,5
3. Mowgli, Jeremy Salvesen/David Thomson (Großbritannien) 14,5
4. Kazimir Partners, Lenjohn und Peter van der Wel (Südafrika) 6,5