Samstag, 26. Juli 2008

Dänische 470er-Frauen gewinnen Travemünder Woche überlegen

26.07.08 - TRAVEMÜNDE. Frauenpower aus dem Ausland dominierte die olympische 470er-Klasse bei der 119. Travemünder Woche: Drei der vier ersten Plätze gingen am Sonnabend (26. Juli) im gemischten Feld an Seglerinnen, angeführt vom überragenden dänischen Duo Henriette Koch und Lene Sommer. „Silber“ holten Jan-Jasper Wagner und Lennart Scheuffler aus Berlin. Obwohl Jan Kurfeld (Wismar) im Finn Dinghy sowie Erik Heil und Thomas Plößel (Berlin) im 49er am achten Wettfahrttag ihre Meister fanden, verteidigten sie in ihren Klassen die Gesamtführung. Neue ORC-Europameister der Sportsboote wurde die tschechischen Segler um Alexandre Tinoco auf der Melges 24 „Bohemia Express“.

„Wir hatten in Travemünde ideale Segelbedingungen und sind stolz, auch alle Männer geschlagen zu haben“, sagte die 23-Jährige Henriette Koch nach einer tadellosen Serie, aus der nach zwei gestrichenen zweiten Plätzen nur Tagessiege zu Buche standen. Bei mäßigem bis frischem Ostnordostwind zeigten die Däninnen zum Abschluss ihrer TW-Regatta noch einmal ihr Können und siegten vor Daria Blaschkewitz und Kerstin Beucke aus Lübeck. Die einheimischen Talente verpassten nur aufgrund eines Ausfalls am Vortag, der drei Wettfahrten kostete, einen Sprung aufs Treppchen. Dort standen dafür Sandra Sandquist und Karin Berg aus Schweden (3.), während Martina Koutna und Michaela Preibischova (Tschechien) mit dem „undankbaren“ vierten Platz vorlieb nehmen mussten.

Der vorletzte Tag der 49er gehörte mit zwei Tagessiegen der neuen Kombination Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann aus Kiel. Der 23-Jährige Steuermann kommt aus der Laser-Klasse, hatte dort aber die Olympiaqualifikation genauso verpasst, wie Baumann mit seinem Stammsteuermann Marcus Baur im 49er. Als die Last abgefallen war, kehrte der Erfolg zurück. Schadewaldt wurde bei der Laser-Europameisterschaft in Belgien, die in die Travemünder Woche hineinragte, als bester Deutscher Sechster. „Ich bin jetzt viel lockerer“, erklärte er den Hauptgrund für meine persönliche Bestleitung bisher.

Die 49er-Starts mit Hannes Baumann wolle er zunächst bis zum Ende dieser Saison durchziehen, um dann zu entscheiden, in welcher Klasse es weitergehen solle. „Olympia 2012 bleibt auf jeden Fall das Ziel“, so Schadewaldt. Nachdem er am ersten Renntag aus Termingründen auf einen Antritt in Travemünde verzichten musste, fand das Duo nach Anlaufschwierigkeiten immer besser zueinander und ist Fünfter. „Wir hoffen am Sonntag auf einen Sprung in die Medaillenränge.“ Der Gesamtsieg dürfte Erik Heil und Thomas Plößel, die am Sonnabend zweimal Dritte wurden, bei 21 Punkten Vorsprung vor Max Lutz und Lennard Harneit aus Kiel in zwei noch ausstehenden Wettfahrten trotzdem kaum noch zu nehmen sein.

Schadewaldts Kollege aus dem deutschen Laserkader, Simon Grotelüschen, hätte Mann des vorletzten TW-Tags bei den Finn Dinghies werden können. Doch nach einem zweiten Platz leistete sich das Aushängeschild des TW-Hauptveranstalters Lübecker Yacht-Club einen Frühstart, wurde disqualifiziert und muss am Sonntag seinen vierten Platz ohne Tuchfühlung zum Treppchen verteidigen. Dort wird der Wismarer Junioreneuropameister Jan Kurfeld auch nach der letzten Wettfahrt am Sonntag stehen, obwohl die Tagessiege sechs und sieben an Andre Budzien aus Schwerin (3./14) und den Kieler Thomas Reger (2./13) gingen. Kurfeld ist rechnerisch nicht mehr vom ersten Platz zu trennen.

Das Finale der ORC-Europameisterschaft der Sportsboote wurde zu einem tschechischen Matchrace. „Wir wollten kein Risiko mehr eingehen und haben die ‚Radost II‘ konsequent in Schach gehalten“, meinte der neue Titelträger Tinoco. Sechs Sekunden vor der zweiten Melges 24 mit Milan Hajek an der Pinne steuerte er seinen „Bohemia Express“ über die Ziellinie. Im Schatten dieses Zweikampfs war der Weg für die Max Fun 25 „MXTC“ aus den Niederlanden frei. Skipper Marco van Driel nutzte ihn für den Tagessieg und sicherte sich damit EM-Bronze vor seinem Landsmann Hans Röttger auf der „Pandion“. Beste Deutsche war die Berliner Crew von Michael Kerstan auf der „Yellow Danger“ auf Rang sieben.

Travemünder Woche-Sieger 2008 der Korsare wurden Axel Oberemm und Gerd Linnemann aus Berlin, die sich nach sieben Tagessiegen ungefährdet einen siebten Platz zum Abschluss „gönnten“. Im Endspurt der 420er-Klasse überholten die Cottbuser Bastian und Georg Zinder die polnischen Frauen Anna Goryszeska und Wiktoria Szmit und wurden Erste. Obwohl den Zarnekauer Rekordgewinnern Helge und Christian Sach der 15. TW-Sieg, diesmal in der Formula 18-Klasse, schon vorzeitig sicher ist, werden sie am letzten Tag nochmal antreten. „Es sind die schönsten Segelbedingungen bei der Travemünder Woche solange wie zurückdenken können“, so die Brüder.

Unter Spinnaker gingen vor der Nordermole am späten Sonnabendnachmittag die Wettfahrten der Seesegler zu Ende. Die Yachten kamen von der Mittelstreckenwettfahrt aus Grömitz zurück. Als Erste war die Gib Sea 31 „Thessalona“ von Holger Behrens aus Heiligenhafen nach knapp fünf Stunden auf See wieder da, die auch nach berechneter Zeit ihre Ostsee Cup-Gruppe vier (OSC 4) gewann. Der Supercup der Stadtwerke Lübeck, einer Wertung aus den Kurzwettfahrten am ersten TW-Wochenende und den beiden Mittelstreckenrennen, ging hier jedoch an die „Hatifnatte“ des Lübeckers Arnd Ackermann.

Jörg Dollenberg aus Kiel gewann mit seiner IMX-40 „Dolce Vita“ in der schnellsten Gruppe OSC 5, die am Sonnabend wieder 40 Seemeilen zu absolvieren hatte, nach Platz drei auf den Mittelstrecken, den Supercup. In allen anderen Gruppen waren die Mittelstreckensieger auch Supercupgewinner. Sie heißen Stefan Moll aus Lübeck mit der „No Name“ (OSC 1), Frank Haßlers „Flotte Lotte“ aus Timmerdorfer Strand (OSC 2) sowie die überragende „Funicula“ des Bremers Günther Müller-Röhlck, die in der OSC-3-Gruppe auf den Kurz- und den Mittelstrecken siegte.

Die 119. Travemünder Woche-Regatten gehen am Sonntag mit den Entscheidungen in zehn Bootsklassen zu Ende. Gesucht werden noch die Eurocup-Sieger der 505er und der Javelin-Klasse sowie die besten deutschen Topcat-Segler in den Klassen K1, K2 und K3. Der hochsommerlich warme Nordostwind soll weiter für Traumbedingungen an der Lübecker Bucht sorgen.


Segeln in Zahlen

Ergebnisse vom achten Tag der 119. Travemünder Woche (Sonnabend, 26. Juli)

Olympische Klassen

470er
Endstand nach acht Wettfahrten: 1. Henriette Koch/Lene Sommer (Dänemark) 6 Punkte; 2. Jan-Jasper Wagner/Lennart Scheufler (Berlin) 11; 3. Sandra Sandquist/Karin Berg (Schweden) 19; 4. Martina Koutna/Michaela Preibischova (Tschechien) 25; 5. Markus Meilchen/Michael Justen (Kornwestheim) 34; 6. Daria Blaschkiewitz/Kerstin Beucke (Lübeck) 38.

Finn Dinghy
Gesamtstand nach sieben Wettfahrten: 1. Jan Kurfeld (Wismar) 8 Punkte; 2. Thomas Reger (Kiel) 13; 3. Andre Budzien (Schwerin) 14; 4. Simon Grotelüschen (Lübeck) 26; 5. Dirk Meid (Mendig) 28; 6. Ulli Kurfeld (Wismar) 43.

49er
Gesamtstand nach zehn Wettfahrten: 1. Heil Erik/Thomas Plößel (Berlin) 10 Punkte; 2. Max Lutz/Lennard Harneit (Bünsdorf) 31; 3. Yannick Lexebvre/Matthen Janssens (Belgien) 33; 4. Martin Due/Peter Keller (Dänemark) 34; 5. Tobias Schadewaldt/Hannes Baumann (Kiel) 38; 6. Michel Münker/Oliver Lewin (Kiel) 41.


Internationale und nationale Klassen:

ORC-Europameisterschaft der Sportsboote
Endstand nach neun Wettfahrten: 1. Bohemia Express (Alexandre Tinoco/Tschechien) 9 Punkte; 2. Radost II (M Hajek SK/Tschechien) 13; 3. MXTC (Marco van Driel/Niederlande) 24; 4. Pandion (Hans Rottger/Niederlande) 27; 5. Black Max (Rinke van der Veen/Niederlande) 34; 6. Loading Systems (Adrie Gouweleeuw/Niederlande) 34.

Eurocup der 505er
Gesamtstand nach neun Wettfahrten: 1. Jens Findel/Johannes Tellen (Kiel) 10 Punkte; 2. Lutz Stengel/Frank Feller (Rostock) 17; 3. Stefan Köchlin/Andreas Achterberg (Molfsee) 21; 4. Martin Goerge/Axel Priegann (kiel) 27; 5. Michael Quirk/Simon Reffold (Australien) 28; 6. Stefan Böhm/Gerald Roos (Hürth) 36.

Eurocup der Javelin
Gesamtstand nach neun Wettfahrten: 1. Brian und David Earl (Großbritannien) 11 Punkte; 2. Richard und Kathryn Smith (Großbritannien) 20; 3. Thomas Bröker/Volkmar Prehn (Achim) 21; 4. Jens und Jan Schlittenhard (Braunschweig) 30; 5. Ben und Richard Fisher (Großbritannien) 32; 6. Peter Borck/Heiko Haake (Wardenburg) 38.

Deutsche Bestenermittlung der Topcat K1
Gesamtstand nach acht Wettfahrten: 1. Sebastian Pfohl/Thomas Posch (Marquartstein) 11 Punkte; 2. Olaf Leuschner/Tim Steigert (München) 16; 3. Rainer und Nina Klaus (Otterstadt) 17; 4. Wilfried Jodorf/Günter Mörtel (München) 22; 5. Andreas Schwerla/Matthias Werth (Ambach/Münsing) 27; 6. Michael Winkelmann/Nicole Marquardsen (Hamburg) 33.

Deutsche Bestenermittlung der Topcat K2
Gesamtstand nach acht Wettfahrten: 1. Harald und Heike Ortmann (Quickborn) 9 Punkte; 2. Sascha Treichel/Christian Tetsch (Wolfsburg) 12; 3. Sven Jürgensen/Fabian Steinbeck (Munkwolstrup) 14, 4. Ralf und Ronald Zank (Panketal) 24; 5. Dirk Säger/Katharina Kraatz (Grünstadt) 26; 6. Jürgen und Sabine Knops (Kempen) 26.

Deutsche Bestenermittlung der Topcat K3
Gesamtstand nach acht Wettfahrten: 1. Wolfgang Gommel (Regensburg) 11 Punkte; 2. Lorenz Buchler (Berlin) 14; 3. Erich Brandstetter (Gröbenzell) 14; 4. Tom Grigoleit (Ingolstadt) 17; 5. Stefan Albrecht (Renningen) 29; 6. Dieter Berkenkamp (Selm-Bork) 31.

Korsar
Endstand nach acht Wettfahrten: 1. Axel Oberemm/Gerd Linnemann (Berlin) 6 Punkte; 2. Oliver Schaber/Ralf Blum (Duisburg) 12; 3. Susi und Kicki Krüger (Berlin) 16; 4. Stephan Arlt/Manja Vorbeck Heyn (Berlin) 22; 5. Dieter Semsek/David Lacroix (Gundelfingen) 40; 6. Axel Gramberg/Andrea Christ (Heidelberg) 40.

420er
Endstand nach acht Wettfahrten: 1. Bastian undGeorg Zinder (Cottbus) 10 Punkte; 2. Anna Goryszewska/Wiktoria Szmit (Polen) 12; 3. Kevin Reisenauer/Sven Kirstein (Lübeck) 14; 4. Colin Glinkowski/Antonia Behrend (Dreieich) 17; 5. Fabian Boerger/Swantje Kopetsch (Lübeck) 22; 6. Marc Reisenauer/Julian Höppner (Lübeck) 34.

Contender
Gesamtstand nach neun Wettfahrten: 1. Christian Krupp (Hamburg) 12 Punkte; 2. Stuart Brown (Lübeck) 20; 3. Oliver Thies (Tangstedt) 24; 4. Klaus Jünemann (München) 30; 5. Dirk Mueller (Bremen) 33; 6. Alexander Gröhlich (Wunstorf) 45.

Formula 18
Gesamtstand nach acht Wettfahrten: 1. Helge und Christian Sach (Zarnekau) 6 Punkte; 2. Justus Wolf/Rea Nies (Hamburg) 13; 3. Eckart Kaphengst/Rasmus Toepsch (Kiel) 14; 4. Arne Gosche/Hannes Pegel (Kiel) 21; 5. Sven Lindstädt/Susanne Hahn (Norderstedt) 28; 6. Frank Rübling/Maddin Bach (Oststeinbek) 34.


Seesegler

Gesamtsieger der Mittelstrecken
(Travemünde–Grömitz und Grömitz–Travemünde)

OSC 1: No name (Stefan Moll/Lübeck) 2 Punkte

OSC 2: Flotte Lotte (Frank Haßler/Timmendorfer Strand) 3 Punkte

OSC 3: Funicula (Günther Müller-Röhlck/Bremen) 2 Punkte

OSC 4: Thessalona (Holger Behrens/Heiligenhafen) 2 Punkte

OSC 5: Shoddy (Christian Heinritz/Heiligenhafen) 2 Punkte

Supercup der Stadtwerke Lübeck
(Gesamtwertung Kurz- und Mittelstecken)

OSC 1: No name (Stefan Moll/Lübeck) 3 Punkte

OSC 2: Flotte Lotte (Frank Haßler/Timmendorfer Strand) 6 Punkte

OSC 3: Funicula (Günther Müller-Röhlck/Bremen) 2 Punkte

OSC 4: Hatifnatte (Arnd Ackermann/Lübeck) 3 Punkte

OSC 5: Dolce Vita (Jörg Dollenberg/Kiel) 4 Punkte