Freitag, 28. Mai 2010

Von Wedel über Cuxhaven und Helgoland bis Kiel

28.05.10 - 76. Nordseewoche lockte fast 200 Yachten auf das Meer.

Zunächst waren offizielle 188 Yachten für die Teilnahme an der Nordseewoche gemeldet. Während der Veranstaltung meldeten einige nach, so dass insgesamt 196 Yachten an den Wettfahrten der größten deutsche Hochsee-Segelveranstaltung Teilnahmen. Die Wettfahrten waren vielfältig und beinhalteten Flussregatten wie auch die extreme Hochsee-Langstrecke Pantaenius Rund Skagen.

(Hamburg, 28.05.2010) Am Freitag vor Pfingsten waren die ersten Yachten in Wedel bei Hamburg in Richtung Cuxhaven aufgebrochen. Bei der um acht Uhr am Morgen gestarteten Zubringerregatta, die 1910 das erste Mal veranstaltet wurde, segelten 45 Yachten die Elbe in Richtung Nordsee. Bei strahlendem Sonnenschein kam vor Cuxhaven als Erste die schon früh führende Yacht guts´n glory über die Ziellinie.

Berechneter Sieger wurde auf dieser "Cup des Audi Zentrum Hamburg - Cuxhaven" benannten Regatta, in der Kategorie der größten Yachten ORCi1, die Yacht Pax des Hamburgers Klaus-Uwe Stryi. Die Pax hatte schon im Vorjahr diese Auftaktwettfahrt der Nordseewoche gewonnen. In der Gruppe der kleineren Yachten ORCi2, gewann berechnet die bekannte Elan des Hamburgers Harald Baum, eine Swan 48, Baujahr 1973. Baum, der Inhaber des bekannten Yachtversicherers Panteanius ist, segelte selbst als Skipper und ist seit vielen Jahren Förderer und Sponsor der Nordseewoche.

In Cuxhaven wurde am Freitag Abend dann vom Hamburger Bernd Jörg, dem Vorsitzenden der Regattagemeinschaft Nordseewoche e.V., gemeinsam mit Sponsorenvertretern, die 76. Nordseewoche 2010 eröffnet. Auf dem Gelände der Seglervereinigung Cuxhaven feierten die Segler anschließend den Beginn der größten Deutschen Hochseeveranstaltung beim gemütlichen Beisammensein.

Noch bevor am Abend die Nordseewoche offiziell eröffnet worden war, starteten vor Cuxhaven die Teilnehmer der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) im Seesegeln (Offshore-Teil) mit Ziel Helgoland in den Sonnenuntergang. Die Sundowner Regatta der SE Vibe Out Series lockte die Segler von 40 Yachten, die bis spät in die Nacht mit Kurs Helgoland segelten, auf die offene See. Die SE Vibe Out Series ist die Regattaserie für anspruchsvolle und professionelle Segler auf der Nordseewoche. Ihre Wettfahrten waren in diesem Jahr gleichzeitig die Wertungsregatten für die IDM Seesegeln, Offshore. Neben der "Sundowner" Regatta besteht die SE Vibe Out Series aus zwei Hochseewettfahrten vor Helgoland.

Bereits auf der Sundowner Wettfahrt siegte, berechnet in der Gruppe ORCi1, das favorisierte Beluga Sailing Team. Das Beluga Sailing Team ist Vorjahressieger und auch amtierender Europameister im Seesegeln.

In der Gruppe der kleineren Yachten ORCi2 gewann die Sundowner Wettfahrt Uwe Wenzel aus Bremen mit seiner nur 8,8 Meter langen Yacht Cala... Ventinove. Er siegte auch am Pfingstsamstag bei der Hummer 1 genannten Wettfahrt der Meisterschaft. Bei der direkt darauf folgenden und bei dichtem Nebel ausgetragenen Hummer 2 Wettfahrt belegte Wenzel dann noch den dritten Platz. Diese Leistungen des Bremers reichten aus, um den Titel Internationaler Deutscher Meister im Seesegeln, Offshore in der Gruppe ORCi2 der kleineren Yachten, zu erringen.

Der ebenfalls aus Bremen stammende Christian Plump, Skipper und Teamchef des Beluga Sailing Teams, hatte am Pfingstsamstag weniger Glück. Bereits in der ersten Wettfahrt des Tages wurde sein Team wegen einer Regelverletzung nach Protest disqualifiziert. Das Spinnacker-Segel des Beluga Sailing Teams hatte kurz vor dem Ziel das Rigg der Yacht Uijuijui berührt. Deren Crew protestierte bei der Wettfahrtleitung der Nordseewoche wegen dieser Regelverletzung und das Schiedsgericht unter Obmann Uli Finckh, einem der bekanntesten Regelexperten im Segelsport, disqualifizierte Plump und sein Team nachträglich für diese Wettfahrt. Dieser Nachteil des Favoriten und die Siege bei beiden am Samstag gesegelten Wettfahrten, genügten der Mannschaft der neuen Swan 60 Yacht Emma, für den berechneten Gesamtsieg in der Gruppe der Größeren Yachten ORCi1. Damit hatte die zunächst im Mittelfeld liegende Yacht von Eigner Johann Killinger aus Hamburg gesteuert, den Titel des Deutschen Meisters im Hochseesegeln, in der Gruppe der großen Yachten ORCi1 überraschend gewonnen.

Killingers Team hatte vor der Nordseewoche erst ein einziges Mal gemeinsam trainiert und kam dennoch bei allen drei Wettfahrten als erstes Boot über die Ziellinie.

Während ein Teil der Yachten, die an der Nordseewoche teilnahmen, bereits vor Helgoland um die Meisterschaftskrone segelte, machten sich am vergangenen Samstag rund 130 Yachten von der sonnigen Küste aus auf den Weg nach Helgoland. Um 10:00 Uhr war der Startschuss für die Wettfahrten gen Helgoland in Cuxhaven, Bremerhaven, Wilhelmshaven und auf Hallig Hooge gefallen. Doch schon 10 Seemeilen vor Helgoland gerieten die Yachten in dichten Nebel. Dieser hatte auch die Wettfahrten der Internationalen Deutschen Meisterschaft behindert und senkte sich wie eine Glocke auf die See. Leider lichtete sich der Nebel am Pfingstsonntag nicht und auf die Bekanntgabe von Startverschiebungen folgte am Nachmittag die endgültige Absage aller Wettfahrten durch den Wettfahrtleiter der Nordseewoche, Dr. Stefan Lehnert. Er hatte vergeblich auf besseres Wetter gewartet um den traditionellen BHF-BANK-CUP Rund Helgoland doch noch starten zu können. Die Segler nahmen die wetterbedingte Absage gelassen auf und feierten in der extra für sie aufgebauten Alexseal Offshore Lounge am Helgoländer Hafen. In der dortigen Zeltstadt konnte unter anderen gegessen und getrunken werden. Aber auch präsentierte hier der neue Hauptsponsor der Nordseewoche, die Düsseldorfer Wassersportmesse boot, den Seglern den täglichen Wetterbericht. Auch die Öffentlichkeit war eingeladen gemeinsam mit den Seglern zu feiern.
Das tat diese auch und auf der boot Düsseldorf Regattaparty, in der Helgoländer Nordseehalle, tanzten 2.000 Menschen in der Nacht zum Sonntag zu Livemusik der Band Max and Friends.

Der letzte Wettfahrttag der diesjährigen Nordseewoche, der Pfingstmontag begann sonnig und Wettfahrtleiter Lehnert konnte nach einem Massenfrühstart beim ersten Startschuss, mit dem zweiten Versuch den INDUCON Cup Helgoländer Acht starten. Diese Wettfahrt führt in einer Acht um Helgoland und die Nachbarinsel Düne. Während der Wettfahrt änderte sich das Wetter wieder. Abermals zog dichter Nebel auf. Die Wettfahrtleitung entschied sich darauf hin die Wettfahrtstrecke zu verkürzen und am Knotenpunkt der gedachten Acht die Zielzeiten der Yachten zu nehmen. Draussen auf hoher See warteten während dessen die Teilnehmer der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Seesegeln, Offshore auf Wind. Als dieser gegen Mittag einsetzte war die Sicht jedoch so gering, dass die Wettfahrt ebenfalls abgebrochen werden musste.

Als alle Segler wieder im Helgoländer Hafen festgemacht hatten, begann die spannendste Siegerehrung der diesjährigen Nordseewoche. Am Pfingstmontag um 15:00 Uhr gab Marcus Boehlich von der Regattagemeinschaft Nordseewoche e.V. schließlich die neuen Deutschen Meister in Seesegeln, Offshore bekannt. Mit einem lauten und dreifachen "Hipp, Hipp - Hurra!" ehrten die Segler ihre neuen Meister.

Nur drei Stunden nach dem die Sieger der Meisterschaft gekürt worden waren, startete die Langstreckenregatta Pantaenius Rund Skagen. Die Strecke dieser Regatta von Helgoland nach Kiel führt komplett um die das dänische Jütland herum und findet alle zwei Jahre, im Wechsel mit der Regatta Helgoland - Edinbourgh statt. Der Wetterbericht hatte für die Nacht zum vergangenen Dienstag Wind bis zur Stärke 7 in Böen 9 Beaufort vorhergesagt und eine Wellenhöhe von bis zu 5 Metern angegeben. Erste Berichte von der Regattastrecke bestätigten diese Vorhersage. Norbert Plambeck, mit der Yacht Hexe, einer der Favoriten auf dieser Regatta, hatte "die ganze Nacht 40 Knoten Wind von Vorne".
Das entspricht etwa 8 Windstärken.

Das Wetter forderte schnell seinen Tribut und noch in der Nacht kamen die ersten Mannschaften, die aufgegeben hatten, mit ihren Yachten nach Helgoland zurück. Am Morgen des Dienstag, den 25. Mai erreichte die Wettfahrtleitung dann ein dramatischer Anruf. Jan Gallbach, Skipper der Norddeutschevermögen Hamburg meldete, er sei Standby für Rettungsmaßnahmen nahe der Yacht Sinfonie Sylt. Diese treibe 10 Seemeilen westlich des dänischen Ringköbing Fjords leckgeschlagen und werde evakuiert. Tatsächlich standen zu diesem Zeitpunkt etwa 1,5 Meter Wasser in der über 21 Meter langen Yacht vom Typ Grand Soleil 70. Die Crew der Sinfonie Sylt konnte aber unverletzt per Hubschrauber abgeborgen werden und Skipper Reinhold Riel meldete der Wettfahrtleitung vom Flughafen im dänischen Esbjerg, das alle wohl auf seien. Erleichtert machte sich das Team der Nordseewoche auf die Heimfahrt.

Bereits nach 45 Stunden und 32 Minuten meldete das Zielteam auf dem Leuchtturm Kiel den ersten Zieleinlauf beim Pantaenius Rund Skagen Rennen. Die Hexe, gesteuert von Norbert Plambeck lief als erstes Schiff und ganz ohne Schäden in Kiel ein. Plambeck fand es ein wenig Schade, dass der Wind auf den letzten Seemeilen stark nachgelassen hatte und ihm so die Chance genommen wurde, den von der Yacht UCA im Jahr 2000 aufgestellten und bei 43 Stunden liegenden Streckenrekord zu brechen.

Bis zum heutigen Freitag Nachmittag waren von 88 gemeldeten und nur 55 gestarteten Yachten noch 31 Yachten in der Wertung. Davon befanden sich am Abend noch immer acht Yachten vor Kiel auf der Regattastrecke. Bis zum morgigen Samstag Mittag werden auch die restlichen Yachten im Ziel erwartet. Die nächste Nordseewoche startet wieder zu Pfingsten 2011.