Montag, 8. Februar 2010

Der Tanz kann beginnen

Das Match des 33.America´s Cup ist für heute angesetzt.

Die Bühne ist bereit. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Die beiden Protagonisten, der Verteidiger des 33.Americas Cup - ALINGHI (SUI) und der Herausforderer - BMW ORACLE Racing (USA), haben ihre letzten Tests und das Fine-Tuning gestern vor Valencia bei relativ leichtem Wind abgeschlossen; der letzte Schliff für Rennen 1 der best-of-three Serie.
Die beiden gigantischen Mehrrümpfer schienen mit ihren turmhohen Rigs alle Gesetze der Physik herauszufordern, als sie in einer leichten, teilweise ganz einschlafenden Brise sanft über die See vor Valencia gleiteten. Bei diesem Anblick heute nachmittag wurde der enorme Sprung überdeutlich, den diese 33.Auflage der ältesten Sporttrophäe der Welt, bei der Technik und der potentiellen Bootsgeschwindigkeit gemacht hatte.

Das Aufeinandertreffen dieser riesigen Mehrrümpfer verspricht einer der bedeutendsten und unvergesslichsten Meilensteine in der Geschichte des America´s Cup zu werden.

Das Warnsignal für das erste Rennen ist auf 10.00 Uhr (lokale Zeit) angesetzt, 6 Minuten vor dem Startschuss, auf das eine 20 Meilen Kreuz zur Luvtonne folgt und 20 Meilen vor dem Wind bis ins Ziel. Die Wettervorhersagen sind vielversprechend: leichte bis moderate Brisen, die ausreichen würden, um Rennen 1 zu starten.

Die beiden Kommodore des Verteidiger Yachtclubs Société Nautique de Genève, Schweiz für Alinghi, und des Herausforderer´s, Golden Gate Yacht Club, USA für BMW ORACLE Racing, warfen eine Münze und das Vorrecht bei Race 1 mit Wegerecht auf Steuerbordbug in die Startbox einzusegeln, gewann BMW ORACLE Racing.

Diese Auslosung fand im gut besuchten America´s Cup Park statt, während der Eröffnungsfeierlichkeiten des 33.America´s Cup, die tausende Besucher aus Valencia und Umgebung angelockt hatten, um sich bei dem vielfältigen Rahmenprogramm zu amüsieren, z.B. während der Maskleta, einem typisch valencianischen Feuerwerk oder bei der riesigen Paella mit 5000 Portionen, dem schweizer Raclette und den amerikanischen Hamburgern, deren Erlöse alle den Opfern von Haiti zu Gute kommen.

Der Herausforderer, der amerikanische Trimaran ‘USA’, wird von James Spithill (AUS) gesteuert und wird mit einem ca.70 Meter hohen steifen Flügelsegel starten. ‘USA’ ist der erste Trimaran, der in der Geschichte des America´s Cup in ein Rennen geht.

Der Verteidiger, der schweizer Katamaran ‘Alighi 5’, wird von Team Präsident Ernesto Bertarelli (SUI) und Loïck Peyron (FRA) gesteuert. Das Team möchte den America´s Cup zum dritten Mal in Folge gewinnen.

Dieses Match der Mehrrümpfer ist völlig neues Territorium für den America´s Cup.
Die Yachten können zweieinhalb bis drei Mal so schnell segeln wie die Windgeschwindigkeit. Niemand kann exakt vorhersagen, was passieren wird, wenn die beiden gigantischen Protagonisten in der Startzone parallel zueinander aufschliessen. Beim konventionellen Match Racing wird sofort versucht, den Gegner in eine Strafe zu drängen. So ein Strafkringel kann aber zweifellos teuer werden, wenn die Gegenseite mit 20 Knoten davon segelt.

Etliche Sicherheitsmaßnahmen wurden eingerichtet, um die Sicherheit der Regattastrecke zu maximieren. Die Startlinie wird in etwa 800 Meter lang sein, je nach Windstärke.

Zitate:
Harold Bennett (NZL) Principal Race Officer: Zum Wetter für Renntag 1:
“Im Moment sieht es nach einer sehr leichten ablandigen Brise früh morgens aus, die einschlafen wird und dann aus dem Süden wieder auffrischt. Diese Vorhersage ist allerdings schon von heute morgen und deshalb kann ich ihre Frage jetzt und hier nicht zuverlässig beantworten.”

Hat er eine klare Vorstellung wo die Wind-Limits sein werden?
“Wir werden den Tag so nehmen wie er kommt und dann sehen, was wir daraus machen.”

Gibt es technologische Veränderungen seit dem 32. Americas’ Cup, die sie für das Renn-Management nutzen?
“Bei uns hat sich, bezüglich der Technologie die wir nutzen, nicht viel verändert, es sind die gleichen Methoden wie bisher.”

Was schätzt er, werden wir beim Start zu sehen bekommen?
“Beim Start? Ich hoffe, wir sehen zwei Boote in die Startzone einfahren, manövrieren und sauber über die Startlinie kreuzen und dann haben wir ein Rennen. Das hoffe ich zu sehen. Ob sie das hinkriegen oder nicht, ich weiss es nicht.”

Alain Gautier (FRA), Alinghi, zum Start: “ Das Boot mit Wegerecht wird versuchen den Gegner in eine Strafe zu drängen. Und auf diesen Booten kann das sehr teuer werden. Es ist bei diesem Match nicht so wichtig die StartIinie als Erster zu kreuzen, viel wesentlicher ist, den Start sauber mit ordentlich Tempo und ohne Strafe hinzubekommen.”

James Spithill, (AUS), BMW ORACLE Racing: “Bei diesem Rennen ist alles neu für uns. Die Yachten haben völllig unterschiedliche Charakteristiken und wie jeder weiss, hat jedes Team nur ein Boot. Wir waren also nicht wirklich in der Lage, raus zu fahren und die Yachten so hart wie möglich ans Limit zu bringen, wie wir das normalerweise tun. Es wird sicher sehr spannend. Die Startlinie wurde so angelegt, dass es keinen ‘dial-up’ geben wird. Die Boote werden voraussichtlich früh drehen und sie werden sehr hart um die bevorzugte Seite kämpfen. Die erste Kreuz ist extrem wichtig im Match Racing und gerade dieses Mal willst du erst recht unbedingt die richtige Bahn nehmen. Jedes Manöver auf einem Mehrrümpfer ist ziemlich teuer. Ich bin selbst ziemlich gespannt und kann es kaum erwarten zu sehen, was passieren wird.” (americascup.com)