Dienstag, 25. März 2008

Steffi Rothweiler und Vivien Kussatz haben...

PALMA. Die Münchenerin Stefanie Rothweiler und ihre Berliner Vorschoterin Vivien Kussatz dürfen die deutschen Farben bei den XXVI. Olympischen Sommerspielen in China vertreten. Mit einem elften Platz bei der internationalen Princess Sofia Trophy im spanischen Palma de Mallorca räumten die 470er-Seglerinnnen vom pinta racing team ein letztes Fragezeichen aus dem Weg. Eine Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund DOSB ist nun nur noch Formsache.

Gezweifelt hatte an der Erfüllung des so genannten Leistungsnachweises ­ Platz zwölf bei einer Topregatta in 2008 ­ durch die amtierenden Europameisterinnen niemand mehr, schon gar nicht die Aktiven selbst. Dass es bei der ersten von drei Chancen am Ende so knapp werden würde, war jedoch auch alles andere als gewollt. Vier Tage hatten Rothweiler/Kussatz in Palma auf Medaillenkurs gelegen, ehe sie durch eine unverschuldete Kollision aus dem Tritt gebracht wurden. Einer umstrittenen Frühstartdisqualifikation, die noch gestrichen werden konnte, folgte eine aufgegebene Wettfahrt, die das Team weit zurück warf.

"Zunächst dachten wir, der Schaden sei gar nicht so schlimm", erzählt die 28-Jährige Steuerfrau vom Württembergischen Yacht-Club aus Friedrichshafen am Bodensee. Erst am nächsten Tag merkten sie deutlich, dass die neue Jolle unruhig fuhr und vor allem bei Leichtwind nicht mehr ihr gewohnt hohes Geschwindigkeitspotential hatte. "Wir konnten das Loch im Rumpf selbst nur provisorisch reparieren und hoffen nun auf die hundertprozentige Arbeit der Bootsbauprofis", so Vivien Kussatz (35), die für den Spandauer Yacht-Club Berlin antritt.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge erlebte das Duo den vorletzten Wettfahrttag der Princess Sofia Trophy am Gründonnerstag (20. März), an dem ausgerechnet die 470er-Frauen bei stark wechselhaften Winden überhaupt kein Rennen ins Ziel brachten. Dadurch verpasste das gut im Feld liegende pinta racing team hauchdünn um einen Punkt den Einzug in das finale Medalrace der besten zehn Crews. Da die Regatta für den Rest des Felds danach beendet war, konnte den Deutschen aber auch niemand mehr das Minimalziel streitig machen.

"Wir packen jetzt in Ruhe ein und lassen das Boot direkt nach Hamburg zur Bauwerft Ziegelmayer bringen", sagte Steffi Rothweiler am Karfreitag. Dort hatten sie den neuen 470er bezogen, der ihr Olympiaschiff für Qingdao werden soll. "Wir werden ihn nach der Reparatur wohl nochmal auf der Kieler Bucht testen, egal ob es stürmt oder schneit", beschloss die Mannschaft, um die innere Unruhe nach dem Crash "hoffentlich ablegen zu können". Das Boot soll bereits am 1. April in einem Container nach China verschifft werden, wo Steffi Rothweiler und Vivien Kussatz es erst Anfang Juni zum Training auf dem Olympiarevier wieder auspacken können.

Die nächste Regatta, die olympische Segelwoche im südfranzösischen Hyères, wird Mitte April mit dem Zweitboot bestritten. "Wenn es mit der Nummer eins noch Probleme gibt, müssten wir allerdings über ein weiteres neues Boot nachdenken", fürchten die Seglerinnen. Das wiederum noch rechtzeitig nach China zu bekommen, wäre eine logistische Herausforderung. "Wir wollen aber keine faulen Kompromisse eingehen, wenn es um die Spiele geht", versprachen Rothweiler und Kussatz unisono, "für das Ziel haben wir vier Jahre hart trainiert."

Ergebnis von der 39. Princess Sofia Trophy 470er-Frauen (vor dem Medalrace)

1. Giulia Conti/Giovanna Micol (Italien) 36 Punkte
2. Natalia Via-Dufresne/Laia Tutzo (Spanien) 37
3. Marcelien De Koning/Lobke Berkhout (Niederlande) 40
4. Fernanda Oliveira/Isabel Swan (Brasilien) 47
5. Christina Bassadone/Saskia Clark (Großbritannien) 50
6. Ai Kondo/Naoko Kamata (Japan) 54
7. Sylvia Vogl/Carolina Flatscher (Österreich) 56
8. Lenka Smidova/Lenka Mrzilkova (Tschechien) 60
9. Camille Lecointre/Gwendolyn Lemaitre (Frankreich) 63
10. Hannah Mills/Katrina Hughes (Grobritannien) 66
11. Steffi Rothweiler/Vivien Kussatz (München/Berlin) 67