Freitag, 22. Oktober 2010

DAS GROSSE SAISONFINALE IM MITTELMEER

22.10.10 - Eine Rekordflotte von 84 Hochseeyachten hat für den letzten Höhepunkt der europäischen Segelsaison 2010 gemeldet und macht sich im Grand Harbour von Valletta startklar. Am Sonnabend (23. Oktober) um 11 Uhr fällt inmitten der geschichtsträchtigen Hauptstadt von Malta der Startschuss zum 31. Rolex Middle Sea Race. Die Crews aus 19 Nationen, darunter fünf deutsche Skipper, erwarten erneut mannigfaltige Herausforderungen auf dem 606 Seemeilen langen Kurs von Malta aus gegen den Uhrzeigersinn um Sizilien und weitere Inseln im Südtyrrhenischen Meer herum zurück zum maltesischen Archipel.

Wie stets in der 42-jährigen Geschichte der Regatta passieren die Teams wieder außergewöhnliche Naturschönheiten, Vulkane sowie Meerengen und müssen jederzeit mit härtesten Winden rechnen, die zu dieser Jahreszeit in der Middle Sea üblich sind, obwohl die Vorhersage zuletzt eine leichte Brise prophezeite. Die Favoritenrollen fallen der „Alegre“ und der „ICAP Leopard“ (beide Großbritannien) zu. Während Andres Soriano mit seiner 21 Meter langen „Alegre“ 2008 die schnellste Zeit segelte und im vergangenen Jahr nach berechneter Zeit triumphierte, führte Mike Slade 2009 seinen 100 Fuß (30,48 Meter) langen Super-Maxi „ICAP Leopard“ als erste Yacht ins Ziel. Den Rekord aus 2007, als George David aus Newport, Rhode Island/USA mit seiner 90 Fuß langen „Rambler“ in 47 Stunden, 55 Minuten und drei Sekunden um den Kurs jagte, konnten aber auch sie nicht brechen. Und so haben die Top-Crews in diesem Jahr wieder ein großes Ziel vor Augen.

Slade wird sich wohl erneut mit einer langjährigen Rivalin auseinander setzen müssen. Allerdings fährt der ebenfalls 100-Fuß lange, konkurrierende Schwenkkieler nicht mehr unter dem Namen „Alfa Romeo 2“, sondern wird nun als „Esimit Europa 2“ von Igor Simcic (Slowenien) gesteuert. Außerdem sind die Baltic 77 „Black Pearl“ von Mathew Sweetman (Großbritannien) sowie der VO70-Racer „E1“ (Ex-„Ericsson“) von Vladimir Prosikhin (Russland) am Start. Für einen besonderen Anblick wird die britische „Steinlager II“, gesteuert von Attilio Micciché, sorgen. Auf der legendären Maxi-Ketsch gewann der 2001 ermordete Sir Peter Blake (Neuseeland) vor 20 Jahren das Whitbread-Weltrennen (heute Volvo Ocean Race).

Die größte Malta-Erfahrung unter den deutschen Teilnehmern dürfte dem Deutsch-Malteser Sönke Stein zugeschrieben werden, der aus Hamburg stammt und auch schon auf dem Treppchen landete. Im vergangenen Jahr war er noch mit der Ker 11.3 „Kerisma“ unterwegs, diesmal bringt er die J/133 „Juno“ an den Start. Während Stein unter maltesischer Flagge segelt, tragen vier weitere Yachten die Farben schwarz-rot-gold. Die größte darunter ist die „Laetitia“ von Axel Schroeder, Chef des Hamburger Emissionshauses MPC Capital. Die im vergangenen Jahr gebaute Baltic 78 stammt aus der Designfeder von Judel/Vrolijk und ist 23,91 Meter lang. Für die Crew auf der halb so großen Class-40-Yacht „Pogo 1“ von Michael Deutsch wird das Rolex Middle Sea Race ein Charter-Abenteuer der besonderen Art. Denn auf der zwölf Meter langen Yacht können sich Amateure einmieten. Mit der 15 Meter langen Marten 49 geht die Crew um „Speedy“-Eigner Hans Jürgen Riegel (Bonn) aus der Haribo-Dynastie an den Start.

Sehr erfahrene Segler werden die Rogers 46 „Varuna“ auf Kurs bringen. Eigner Jens Kellinghusen (Hamburg), selbst mit Atlantik-Rennerfahrung ausgestattet, hat sich unter anderem den ehemals zum deutschen America's-Cup-Team gehörenden Tim Daase aufs Vorschiff und dessen Bruder Finn an Bord geholt. Und für „Varuna“-Crewmitglied Felix Oehme ist das Rolex Middle Sea Race lediglich ein Kurzstreckenrennen. Der Lübecker gewann 2009 gemeinsam mit Boris Herrmann das Portimão Global Ocean Race rund um die Welt. Oehme ist eingesprungen und erst am Freitag nach Malta gereist. „Ich bin sehr gespannt. Es ist meine erste Teilnahme an solch einem Segelklassiker. Die Strecke ist navigatorisch sehr anspruchsvoll, und der Wind könnte in der zweiten Rennhälfte auch sehr kräftig werden“, sagte Oehme vor seinem Abflug nach Malta.

Insgesamt vertreten die Teilnehmer neben dem Gastgeberland Malta und Deutschland die Nationen Belgien, Frankreich, die Region Gibraltar, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Litauen, die Niederlande, Russland, Slowenien, Spanien, die Schweiz, die Tschechische Republik, Ungarn, die Ukraine und die USA. Für alle gilt wohl, was Piero Paniccia, italienischer Skipper und Eigner des Schwenkkielers „Calipso IV“, vor seinem zweiten Start beim Rolex Middle Sea Race sagte: „Wir sind sehr glücklich dabei zu sein, denn das Rennen ist das bedeutendste im Mittelmeer.“