Dienstag, 22. Dezember 2009

Rekordfeld beim Rolex Sydney Hobart Yacht Race auf Rekordjagd

22.12.09 - Es ist die Kultveranstaltung des australischen Sportsommers! Mit Ausnahme des America's Cups und des Volvo Ocean Race erzielt keine Segelregatta der Welt ein derartiges Medieninteresse wie dieses Rennen: Am Zweiten Weihnachtstag startet das Rolex Sydney Hobart Yacht Race, und TV-Anstalten aus aller Welt werden davon berichten, wenn sich 100 Yachten vor der beeindruckenden Kulisse des Sydney Harbour auf den 628 Seemeilen langen Kurs nach Tasmanien machen. Und die 65. Auflage dieses Segelklassikers verspricht eines der spannendsten in seiner Geschichte seit 1945 zu werden.

Das Rennen wird mithin als einer der härtesten Tests in punkto Seemannschaft betrachtet, den der Segelsport bieten kann. Fast jedes Jahr trifft das Teilnehmerfeld auf seinem Weg nach Süden nach Hobart am Derwent River in der Tasmanischen See beim Überqueren der östlichen Bass-Straße auf Schwerwetterbedingungen. Teams aus Großbritannien, Neuseeland, Neu Kaledonien, den Niederlanden, Spanien, den USA und allen australischen Bundesstaaten werden sich in diesem Jahr dieser Herausforderung stellen. Dabei wird die aktuell weltgrößte und beste Flotte von Maxi-Jachten ins Rennen gehen.

Sieben Maxis führen das Feld an, und fünf von ihnen habe eine reelle Chance, nach den 628 Seemeilen als erste in Hobart einzulaufen. Der australische Renn-Rekordhalter Bob Oatley strebt mit seiner "Wild Oats XI" seinen fünften Sieg in Folge an. Die größte Konkurrenz werden im Schwesterschiff "Alfa Romeo" von Neville Crichton (Neuseeland), ebenfalls ein Reichel/Pugh-Design, und in der britischen "ICAP Leopard" (Mike Slade), ein Farr-Design, erwartet.

Ambitionen auf den Titel der schnellsten Yacht haben zudem Sean Langman (Neuseeland) mit seiner Maxi "Investec Loyal" und der Australier Grant Wharington mit der "Etihad Stadium", die ehemals als "Skandia Wild Thing" bekannt war. Wharington muss allerdings um seinen Start bangen, nachdem ihm bei der Überfahrt von Melbourne nach Sydney der Mast brach. Aber der ständige Optimist Wharington orderte per Luftfracht den Ersatzmast von der "Alfa Romeo" aus Frankreich.

All diese Maxis sind mit einem Kanting-Kiel ausgestattet, und die "Leopard", die "Wild Oats", die "Alfa Romeo" sowie die "Loyal" wurden von ehemals 98 Fuß auf 100 Fuß verlängert, die beim Rolex Fastnet Race und Rolex Sydney Hobart Race nunmehr maximal erlaubt sind. Der Wettkampf zwischen diesen fünf Booten sollte - die nötigen Rückenwinde vorausgesetzt - einen neuen Streckenrekord möglich machen, den die "Wild Oats XI" 2005 mit einem Tag, 18 Stunden, 40 Minuten und zehn Sekunden aufgestellt hat.

Auch der Wettstreit um die wichtigste Trophäe, den Tattersall's Cup für den Sieger über alles nach der IRC-Handicap-Wertung, ist völlig offen und wetterabhängig. In der Favoritenrolle ist eine starke Gruppe von TP-52-Yachten, darunter die Vorjahressiegerin "Quest" von Bob Steel (Australien), und die beiden 62 bis 63 Fuß großen Reichel/Pugh-Designs "Limit" (Alan Brierty, Australien) und "Loki" (Stephen Ainsworth, Australien), die beim Warm-Up, der Rolex Trophy Rating Serie, gerade auf den Rängen eins und zwei landeten. Außerdem ist auch noch Niklas Zennstroms "Ran" am Start, ein Judel/Vrolijk-Design von 72 Fuß Länge. Die "Ran" ist zwar das erste Mal auf der südlichen Halbkugel unterwegs, kommt aber mit der Empfehlung der Sieges über alles beim Rolex Fastnet Race 2009 und des Klassensieges beim Maxi Yacht Rolex Cup 2009 in der Mini-Maxi-Division. An Bord werden diverse Profis vom America's Cup und Volvo Ocean Race sein. Ein weiterer heißer Kandidat auf den IRC-Handicap-Sieg ist die "Living Doll" von Michael Hiatt (Australien), ein gerade ein Jahr altes Schiff aus der Farr-Feder. Und auch Geoff Ross (Australien) will mit der "Yendys" in den Kampf um die Spitze eingreifen. Die Reichel/Pugh 55 hat extra einen neuen, einen halben Meter tieferen Kiel erhalten.

Die Flotte, die zweitgrößte in dieser Dekade, umfasst auch zwölf Yachten aus Übersee wie die "Rapture", ein weiterer 100-Fuß-Maxi des Amerikaners Brook Lenfest, oder die niederländische "Pinta-M" von Atse Blei. Die Sparkman 41 sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, als sie in der IRC-Division 4 auf Platz drei segelte und nun einen weiteren Anlauf auf den Tattersall's Cup unternimmt.

An der Spitze der Flotte wird aber das Duell zwischen der "Wild Oats XI" und der "Alfa Romeo" in eine weitere Runde gehen, deren Wege sich seit der ersten Begegnung beim Rolex Sydney Hobart Race 2005, als die "Wild Oats XI" mit einem Vorsprung von einer Stunde und 16 Minuten den Bug vorn hatte, immer wieder auf den verschiedenen Regatten gekreuzt haben. So etwa 2006 im Mittelmeer, wo die "Alfa Romeo" den Maxi Yacht Rolex Cup gewonnen hat, mit der "Wild Oats" auf Rang drei.

2007 kämpften die beiden Yachten beim Giraglia Rolex Cup und Superyacht Cup um die Dominanz im Mittelmeer. Diesen Wettstreit entschied die "Alfa Romeo" mit einem 38-Sekunden-Sieg im ersten Rennen und einem klaren Erfolg im zweiten Rennen für sich, da die "Wild Oats" nur kurz nach dem Start den Mast verlor.

Während die "Wild Oats XI" anschließend nach Australien zurückkehrte, blieb die "Alfa Romeo" zunächst im Mittelmeer. In diesem Jahr aber brachte der in Sydney ansässige Neuseeländer Neville Crichton die "Alfa Romeo" zurück nach Australien, gewann auf dem Weg dahin das 2225 Seemeilen lange Transpac Race von Los Angeles nach Honolulu in einer Zeit von fünf Tagen, 14 Stunden und 36 Minuten, die über einen Tag unter der bisherigen Rekordzeit lag. Zuvor hatte die Yacht einen leichteren und windschlüpfigeren Mast erhalten. Ansonsten wurde sie nur wenig verändert, wie Crichton berichtete: "Es waren lediglich ein paar Kleinigkeiten, die sich aber zu ein paar Sekunden pro Seemeile addieren. Wir haben Gewicht gespart, wo immer es ging, und haben ein paar neue Segel."

Crichton sieht die "Alfa Romeo" und die "Wild Oats XI" als die größten Favoriten auf den Titel der schnellsten Yacht an, erklärte aber auch: "In einem starken Südwind ist der Vorteil auf Seiten der ,Leopard'. Allround-Bedingungen passen besser zur ,Etihad Stadium', der ,Wild Oats' und uns."

Obwohl die "Wild Oats XI" auf 100 Fuß verlängert wurde, wird sie mit einer kleineren Crew gesegelt. 18 statt der 24 Segler im vergangenen Jahr werden an Bord sein, und das bringt laut Skipper Mark Richard eine Einsparung von rund einer Tonne an Crew- und Ausrüstungsgewicht. Während sich die Crewzahl verringert hat, ist die der Starsegler angestiegen. So sind die Volvo-Ocean-Race-Sieger Mike Sanderson, Robbie Naismith, Ian Murray, Adrienne Cahalan, und Ian Burns mit an Bord.

In der direkten Vorbereitung zeigten die "Wild Oats XI" und die "Alfa Romeo" bereits, dass sie auf Augenhöhe agieren. Beim 14-Seemeilen-Rennen der SOLAS Big Boat Challenge vor Sydney trennten sie an fast jeder Marke nicht mehr als zwei Bootslängen. Und lediglich ein verpatztes Spinnaker-Manöver der "Wild Oats" an der letzten Tonne bescherte der "Alfa Romeo" den Sieg. "Da ist kein Unterschied in der Bootsgeschwindigkeit zwischen diesen beiden Schiffen", sagte "Wild Oats"-Skipper Richards. "Beim Hobart-Rennen wird es auf die richtige Segelwahl und die Segelwechsel ankommen." Auch die "ICAP Leopard" kann erneut ihre Klasse unter Beweis stellen. Beim Rolex Fastnet Race 2007 unterbot die "Leopard", ein starkes Farr-Design, den alten Rekord um acht Stunden und 50 Minuten, während die "Alfa Romeo" in den damals brutalen Bedingungen bei 40 Knoten Wind unter den Ausgeschiedenen war. Im gleichen Jahr beendete die "Leopard" das Rolex Sydney Hobart als Zweiter nur 27 Minuten hinter der "Wild Oats", die sie die ganze Zeit unter Druck setzte. Und in diesem Jahr war die "Leopard" erneut die schnellste Yacht beim Rolex Fastnet Race, zudem beim Rolex Middle Sea Race.

2007 wurde die Yacht auf 100 Fuß verlängert und mit einem Doppelruder ausgestattet, für das Rolex Sydney Hobart-Rennen hat sie zudem eine neue Segel-Garderobe erhalten. "90 Prozent der Segel, die wir in diesem Rennen einsetzen werden, sind brandneu", erklärte Boot-Captain Chris Sherlock.

Das Feld ist also bereitet für ein hochspannendes Event, wenn am 26. Dezember um 13 Uhr (Ortszeit) für die 100 Yachten der Startschuss fällt zum 65. Rennen vom Sydney Harbour gen Süden an der australischen Küste entlang bis nach Hobart auf Tasmanien.

Yacht Tracker, das innovative Satellitensystem des veranstaltenden Cruising Yacht Club of Australia (CYCA), wird erneut dafür sorgen, dass die aktuellen Positionen der Yachten auf der preisgekrönten offiziellen Website des Rolex Sydney Hobart Yacht Race 2009, www.rolexsydneyhobart.com online aktuell zu verfolgen sind.