Mittwoch, 11. November 2009

Torben Grael und Anna Tunnicliffe ausgezeichnet

11.11.09 - Der Brasilianer Torben Grael und die US-Amerikanerin Anna Tunnicliffe wurden in der Nacht zum Mittwoch (11. November) im Kreis der besten Seglerinnen und Segler aufgenommen. Während einer spektakulären Feierstunde in Pusan/Südkorea wurde beide zu den ISAF Rolex Weltseglern des Jahres 2009 ausgezeichnet.

Aktive Segler, Funktionäre und geladene Gäste versammeln sich jedes Jahr im November zur Jahrestagung des Weltsegelverbandes (ISAF) und zur Verleihung des Titels ISAF Rolex Weltsegler des Jahres. Diese Auszeichnung ist die höchste Ehre, die eine Seglerin oder ein Segler für seine außergewöhnlichen Leistungen erhalten kann. Dieses Mal wurde die Verleihung im Pusan Yacht Club in Haeundae-gu gefeiert. Viele außergewöhnliche Segler waren zur Zeremonie angereist, um live mitzuerleben, welche zwei der neun Nominierten den prestigeträchtigen Titel als ISAF Rolex Weltsegler des Jahres bekommen sollten.

Der Erfolg scheint Torben Grael in den langen Jahren seiner Segelkarriere geradezu zu verfolgen. Geboren in Sao Paulo/Brasilien und versehen mit dem Spitznamen "Turbine" für seine seglerischen Leistungen hat Torben Grael fünf Olympische Medaillen gewonnen, mehr als jeder andere Segler in der Geschichte. Außerdem kann er auf eine Vielzahl von Weltmeistertiteln verweisen, ebenso wie den Sieg im Louis Vuitton Cup mit der "Luna Rossa" 2000.

Seine aktuellste Leistung beim Volvo Ocean Race 2008-09, bei dem er die "Ericsson 4" zu einem spektakulären Sieg steuerte, ist diejenige, für die er nun ausgezeichnet wurde. Es war zwar erst sein zweites Volvo Ocean Race. Aber Grael und sein Team waren in fünf Etappen das erste Schiff im Ziel, acht der insgesamt zehn Teilstücke beendeten sie auf dem Podium. Das Team der "Ericsson 4" war zudem unter den Top-Drei bei allen sieben Offshore-Wertungs-Toren und auf dem Podium in drei der sieben In-Port-Rennen. Damit sammelte die Crew 84 Prozent (114,5 Punkte) der maximal erreichbaren Punktzahl.

Als wenn das noch nicht genug wäre, schaffte die "Ericsson 4" auch noch den Sprung in die Rekordbücher, als sie während des Rennens am 29. Oktober 2008 einen 24-Stunden-Weltrekord für Einrumpf-Boote setzte. Mit der phänomenalen Tagesstrecke von 596,6 Seemeilen erreichte sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,85 Knoten. Nach neun Monaten und rund 40.000 Seemeilen Rennstrecke war die "Ericsson 4" die ungefährdete Siegerin des Volvo Ocean Races 2008-09, und die Crew kreuzte die Ziellinie in St. Petersburg mit einem unglaublichen Vorsprung von neun Punkten.

Auf die Frage, wie schwierig es gewesen sei, über das gesamte Rennen eine derart konstante Leistung zu bringen, sagte Grael: "Ich denke, das Team zusammenzuhalten, war einer der Schlüssel zu unserem Erfolg. Es gibt keinen einzelnen Grund, warum wir Erfolg hatten. Ich würde sage, es war eine Kombination verschiedener Dinge. Wir starteten in einer sehr guten Verfassung und waren gut vorbereitet. Wir hatten Zeit, ein gutes Boot, einen großen Sponsor... Als wir in das Rennen gingen, dachte ich schon, dass wir eine gute Chance haben könnten. Nach den beiden ersten Etappen standen wir schon oben auf der Liste und hatten so viele Punkte eingesammelt, wie wir konnten, da die anderen Fehler gemacht hatten. Ich denke, wir hatten eine gute Strategie. Wir haben Druck gemacht, wenn wir es mussten, und wir waren zurückhaltend, wenn wir der Meinung waren, dass es so besser war. Ich Rückblick auf die Resultate denke ich, hätten wir noch mehr Druck machen können. Aber das hätte keinen Untersc hied in unserer Endposition gemacht, auf die wir sehr stolz sind. Ich bin sehr glücklich."

Grael hat sicherlich einen herausragenden Job gemacht, indem er sein Team beim Rennen um die Welt an die Spitze führte, aber seine Leistungen in der Nominierungsperiode 2008-09 sind nicht nur durch das Volvo Ocean Race bestimmt. Direkt nach dem Ende des VOR nahm Grael an der Rolex Ilhabela Sailing Week teil und beendete die Woche als Zweitplatzierter der Gesamtwertung. Und nach diesem Kraftakt ging er nur ein paar Wochen später als Taktiker auf der "Luna Rossa" bei der Cowes Week und dem legendären Rolex Fastnet Race an den Start.

"Es war ein sehr außergewöhnliches Jahr für mich", sagte Grael, der in seiner Karriere bereits fünfmal für den Titel als Weltsegler des Jahres nominiert worden war. Aber in der vergangenen Nacht gewann er die Auszeichnung das erste Mal. "Die Auszeichnung zum Rolex Weltsegler des Jahres zu gewinnen, ist ein fantastisches Erlebnis. Ich bin stolz, nicht nur darauf, was ich erreicht habe, sondern auch darauf, was meine Kinder geschafft haben. Daher kann ich ehrlich sagen, es war ein großes Jahr. Es ist wirklich schwer, diesen Titel zu gewinnen, denn Segeln ist so variantenreich, und es waren wieder so viele starke Leute nominiert. Deshalb bin ich wirklich glücklich."

Der 49-jährige Torben Grael hat wieder und wieder gezeigt, dass er in der Lage ist, jede Herausforderung zu bewältigen, und er hat eine sehr komplette Segelkarriere hingelegt, indem er sowohl olympische Aufgaben als auch Hochseerennen und Matchraces gemeistert hat. Er bringt eine beständige Leistung in jeder Form einer Regatta, unabhängig von den Umständen. In seiner ersten VOR-Kampagne (2005-06), triumphierte sein Team "Brasil 1" über die Budgetprobleme und die niedrigen Erwartungen und beendete das Rennen als Drittplatzierter der Gesamtwertung, wahrlich eine kleine Heldentat.

Die Frage nach den drei größten Highlights seiner Karriere musste Torben Grael daher lachend beantworten: "Das ist nicht einfach! Allerdings, die drei Olympischen Goldmedaillen, der Sieg im Louis Vuitton Cup und nun das Volvo ... ich würde sagen, das sind schon sehr gute Leistungen."

Neben den Rennen hat Torben Grael zudem mit seinen Brüdern Lars und Axel Grael daran gearbeitet, das Instituto Rumo Náutico aufzubauen, in Brasilien bekannt als das "Grael-Projekt". Das Projekt bietet weniger privilegierten Kindern neue soziale Aussichten und Bildungsmöglichkeiten durch den Wassersport. Es bietet einen besseren Zugang zum Segeln, Rudern und Kanufahren und entwickelt so eine maritime Kultur.

Zu seinen Zukunftsplänen sagte Grael: "Ich denke, das hängt davon ab, welche Möglichkeiten sich mir bieten. Das ist das Schöne am Segeln: Es bewegen sich so viele Dinge. Es gibt es immer noch etwas Neues, das Spaß zu machen scheint. Meine aktuellen Pläne sind auf die Starboot-Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro ausgerichtet. Ich bin den Star so lange gesegelt, da darf ich diesen Event einfach nicht verpassen. Danach werde ich schauen, was kommt."

Alles in allem hat Torben Grael es mehr als verdient, den prestigeträchtigen Titel des ISAF Rolex Weltsegler des Jahres 2009 zu tragen. Und von seiner weiteren Karriere dürften sicherlich noch mehr großartige Leistungen zu erwarten sein.

Aber Grael war nicht der einzige Segler, der die Zeremonie in der vergangenen Nacht mit einer silbernen Trophäe für den Weltsegler und einem repräsentativen Rolex Chronometer verließ. Anna Tunnicliffe wurde als weibliche Siegerin ausgezeichnet.

In den vergangenen zwölf Monaten hat sich Anna Tunnicliffe auf eine große Bandbreite von Wettkämpfen, Booten und Disziplinen verlegt. Tunnicliffe hat in Qingdao die Goldmedaille für die USA im Laser Radial bei den Olympischen Spielen von China 2008 gewonnen, die erste Olympische Segelmedaille für eine US-Amerikanerin in den vergangenen 20 Jahren. Aber sie war nicht nur damit beschäftigt, die Einhand-Jolle Laser Radial zu segeln, sondern widmete sich auch dem Matchracing.

Tunnicliffe wurde in Doncaster/England geboren, lebt aber seit ihrem zwölften Lebensjahr in den USA. Sie begann schon in jungen Jahren mit dem Segeln und investierte viel Zeit in das Training und in Wettkämpfe in verschiedenen Disziplinen. "Ich liebe es, verschiedene Klassen zu segeln", sagte Tunnicliffe in ihrem Interview während der Verleihungszeremonie. "Meine beiden Disziplinen sind wirklich sehr unterschiedlich. Ich mag es wirklich, für mich zu segeln, und es ist eine sehr physische Angelegenheit im Laser. Um dich ständig in die richtige Position zu bringen, musst du hart arbeiten."

"In einer Mannschaft muss ebenso hart gearbeitet werden, aber zusammen mit den Teammitgliedern. Am Anfang war es schon hart, denn ich musste auf einiges verzichten, was ich sonst selbst erledigt hatte. Ich musste es an meine Teammitglieder abgeben, um das Boot schnell zu segeln. Aber im Team zu segeln, gibt dir die Chance, mit jemanden zu sprechen und gemeinsam zu entscheiden, welcher Kurs gesegelt wird. Daher ist es ein bisschen entspannter, da draußen die Entscheidungen nicht allein treffen zu müssen", sagte Tunnicliffe mit einem Lächeln.

"Ich würde sagen, eines meiner persönlichen Höhepunkte des Jahres war, in beiden Disziplinen erfolgreich zu sein: im Matchracing und im Laser Radial. Ich bin wirklich gespannt darauf, was im nächsten Jahr kommt." Anna Tunnicliffe sagte, dass Matchracing "wegen des intensiven Drucks vor, während und nach dem Start" sehr verlockend sei. "Seine eigene Taktik zu entwerfen und das gegen ein anderes Boot, viel enger als im Fleetrace, dazu noch im Team zu arbeiten auf einem Boot, das wesentlich größer ist als ein Laser, das ist sehr aufregend."

Sie ist das beste Beispiel, um zu verdeutlichen, dass Segeln in verschiedenen Klassen sehr unterschiedliche Eigenschaften verlangt, und dass die Vielfalt über die verschiedenen Disziplinen einen Segler in der ganzen Bandbreite der Erfordernisse und Kenntnisse formt. Diese Fähigkeit, zwischen den Disziplinen zu wechseln, könnte der Schlüssel zu Tunnicliffes zahlreichen Erfolgen in der vergangenen Zeit sein, die sie zu der Nominierung und schließlich der Auszeichnung führten.

Im Anschluss an die Olympischen Spiele wurde sie Erste in der US Frauen Match-Race-Meisterschaft im September, und im gleichen Monat wurde sie Zweite in der Snipe Frauen-WM in Roquetas al Mar/Spanien. Zurück im Matchracing brachte sie einen weiteren Sieg vom ISAF Nationen Cup Regional-Finale (Nord-Amerika und Karibik) im November nach Hause, und einen weiteren Monat später sammelte sie Gold bei der internationalen Sail Melbourne-Regatta im Laser Radial ein. Am Ende dieses phänomenalen Jahres, im Schein ihrer überwältigenden Zielstrebigkeit und Leistung wurde Anna Tunnicliffe zur Rolex US-Seglerin des Jahres 2008 ernannt.

Im Januar 2009 wurde sie Erste bei der Rolex Miami ORC und fuhr einen Monat später den Titel bei der Nordamerikanischen Meisterschaft der Frauen im Laser Radial ein. Im Februar gewann Tunnicliffe Silber bei den Laser Midwinters East und war dann im März zurück auf der Match-Racing-Tour - mit dem Gewinn der Bronzemedaille beim ISAF Nations Cup Grand Finale in Porte Alegre/Brasilien, bevor sie erneut ganz oben stand bei der NYYC Women's Match Racing Regatta.

Erneut zurück im Laser Radial, setzte Tunnicliffe ihren Fokus auf den neugeschaffenen ISAF Sailing World Cup. Mit dem Erfolg bei der Semaine Olympique Française in Hyères/Frankreich hatte sie bereits dreimal Gold bei dieser siebenteiligen Serie eingesammelt. Ein dritter Platz bei der Kieler Woche und kein Resultat schlechter als Rang sechs garantierten ihr die Krone beim ISAF Sailing World Cup im Laser Radial.

"Ich denke der Schlüssel zu meinem Erfolg könnte sein, dass ich aus einer wettbewerbsorientierten Familie komme", sagte Tunnicliffe. "Nicht nur im Segeln. Wir haben einfach eine wettbewerbsorientierte Ausrichtung, daher wollte ich immer besser sein, immer etwas dazu lernen. Es ist nicht nur das Gewinnen, sondern es ist das Lernen und der Spaß, während du es tust."

Anna Tunncliffe wurde zwar für ihren Leistungen im Zeitraum vom 1. September 2008 bis zum 21. August 2009 ausgezeichnet, allerdings macht sie derzeit keinerlei Anstalten, ein Gang herunter zu schalten. Gerade im Oktober gewann sie die Rolex Internationale Kielboot-Meisterschaft in Rochester/New York (USA).

"Es ist so eine große Ehre, nur nominiert zu sein", sagte Tunnicliffe. "Aber als mein Name vorgelesen wurde, war es einfach überwältigend. Es gibt all der harten Arbeit, die du hinein gesteckt hast, erst einen Wert. Das vergangene Jahr war hart, und es gab Zeitpunkte, als ich eine Pause wollte, aber ich liebe diesen Sport und ich liebe, was ich tue. Und nun mit dieser Ehre ausgezeichnet zu sein, ist wirklich fantastisch."

Was also kommt als nächstes? Für Anna Tunnicliffe ist das sehr klar: "Die Olympischen Spiele 2012 in London", sagte sie und bestätigte, dass sie erneut eine Goldmedaille als Ziel hat, diesmal allerdings im Matchracing. Mit einer klar definierten Mission und bereits gut auf dem Weg für Erfolge in der Zukunft wurde Anna Tunnicliffe durch die internationale Segelwelt für das bisher Erreichte ausgezeichnet und zur weiblichen ISAF Rolex Weltseglerin des Jahres 2009 ernannt.

Seine königliche Hoheit Prinz Frederik von Dänemark, ein begeisterter Segler und Teilnehmer in der Farr 40-Szene, verkündete die Sieger der Auszeichnung 2009. Der Kronprinz und Lionel Schurch von Rolex SA übergaben beiden Gewinnern einen Rolex Yacht-Master Chronometer und die Weltsegler-Trophäe - eine marmorne Kugel gekrönt von fünf silbernen Spinnakern, die die Welt und ihre Kontinente symbolisieren.

Neben den beiden Siegern runden die weiteren Nominierten die 2009er-Liste der ISAF Rolex-Weltsegler-Auszeichnung ab. Nominiert waren:

Weibliche Segler:
Sam Davies (Großbritannien)
Hilary Lister (Großbritannien)
Blanca Manchón (Spanien)

Männliche Segler:
Pascal Bidégorry (Frankreich)
Michel Desjoyeaux (Frankreich)
Paul Goodison (Großbritannien)
Nathan Outteridge (Australien)

Fünf der neun Nominierten waren bei der Zeremonie vergangene Nacht im Pusan Yacht Club in Haeundae-gu zugegen. Sam Davies und Michel Desjoyeaux segeln gerade bei der Transat Jacques Vabre, während Pascal Bidégorry sich auf einen Jules-Verne-Rekord-Versuch vorbereitet. Blanca Manchón war krank und konnte die Reise nach Korea daher nicht auf sich nehmen.

Rund 400 internationale Gäste besuchten die Ehrungszeremonie, die von der dänischen Segellegende Jesper Bank moderiert wurde. Der dreimalige Olympia-Medaillen-Gewinner gewann in seiner Karriere unter anderem Bronze 1988 bei den Olympischen Spielen von Seoul, deren Segelwettbewerbe vor Pusan ausgesegelt wurden. Bank war zudem auch ein Sieger der ISAF Matchracing-WM und selbst einstmals ein Nominierter für die Auszeichnung zum Weltsegler. Alle, die bei der Feierlichkeit dabei waren, fühlten sich geehrt inmitten des Kreises derart talentierter Segler.

"Dies ist eine Nacht im Jahr, in der wir staunen, feiern und die Helden unseres Sports ehren können", sagte Jesper Bank während der Zeremonie. "Wir haben ein stolze Segelgeschichte und eine starke Segelzukunft." Alle sollten stolz sein auf ihre Leistungen im vergangenen Jahr, und alle freuten sich bereits auf die nächste Ausgabe der ISAF Rolex Weltsegler-Ehrung. Sie findet im November 2010 in Griechenlands Hauptstadt Athen statt.

Die Auszeichnung zum ISAF Rolex Weltsegler des Jahres ist die höchste Ehre, die eine Seglerin oder ein Segler für seine außergewöhnlichen Leistungen erhalten kann. Sie wird jedes Jahr vergeben und basiert auf einem weltweiten Auswahlprozess, zu dem offene Vorschläge für den Kreis der Nominierten gehören, die dann von den mehr als 130 Delegierten der ISAF-Mitgliedsländer gewählt werden.

Die Auszeichnungen werden seit 1994 jedes Jahr vergeben. Zu den vergangenen Gewinnern gehörten Sir Peter Blake (?/Neuseeland), Ellen MacArthur (Großbritannien), Robert Scheidt (Brasilien) und Russell Coutts (Schweiz). 2008 wurden die Auszeichnungen an die mehrmaligen Olympiamedaillengewinner Ben Ainslie (Großbritannien) und Alessandra Sensini (Italien) vergeben.