27.07.09 - TRAVEMÜNDE. Wer träumt da nicht von, als junge Seglerin oder junger Segler einmal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Deutscher Meister, das wäre schon etwas. Ab Dienstag (28. Juli) schicken sich rund 850 Jugendliche aus dem ganzen Bundesgebiet, aber auch einige aus dem Ausland an, genau diesen Traum zu verwirklichen. Sie starten ab 11 Uhr auf der Lübecker Bucht zur Internationalen Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaft 2009 (IDJ+JüM), wo die 120. Travemünder Woche zu ihrem zweiwöchigen Jubiläum (17. Juli bis 2. August) den würdigen Rahmen für die Titelkämpfe des nationalen Segelnachwuchses bildet.
In den acht Bootsklassen Optimist (233), Europe (54), Laser Radial (161), Pirat (32), 420er (96), 29er (33), Teeny (54) und BIC Techno 293 (27) sind insgesamt 690 Meldungen eingegangen. Neben 640 einheimischen Anwärtern kamen weitere aus den zehn Nationen Belgien (3), Tschechien (5), Dänemark (11), Frankreich (6), Großbritannien (3), Irland (2), Japan (4), Polen (11) sowie der Schweiz (2) und Schweden (3). Die großen Felder der Optis, Laser Radial und 420er treten zunächst in Gruppen gegeneinander an. In allen Klassen sind bis Sonnabend (1. August) insgesamt zwölf Wettfahrten vorgesehen. Mit Breakdance und Fanfarenklängen, kurzen Reden und erwartungsvollen Teilnehmern, die stolz ihre Landesfarben und -flaggen präsentierten, war die IDJ+JüM am Sonntagabend (26. Juli) auf dem Festivalgelände der Travemünder Woche eröffnet worden. Zahlreiche Besucher verfolgten die feierliche Zeremonie auf der Festivalbühne im Brügmanngarten, die mit der Fahne der Hansestadt Lübeck in Mitte eingerahmt von der Nationalen und der Schleswig-Holstein-Flagge geschmückt war. An der Seite der Bühne hatten sich die Fahnenträger der 16 Bundesländer aufgestellt.
Die Grußredner vom Vorsitzenden des Lübecker Yacht-Clubs, Rolf Erwert, über Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe und Schleswig-Holsteins „kommissarischer“ Innenminister Rainer Wiegard bis zum Präsidenten den Deutschen Segler-Verbands, Rolf Bähr, der die Meisterschaften letztlich eröffnete, sprachen unisono von einem herausragenden Regattaevent. Die Jugend ist ein Juwel und gibt der 120. Travemünder Woche ihren besonderen Glanz. Sie kam in den Shirts ihrer jeweiligen Trainingsgruppen, hochmotivierte Mädchen und Jungen, die sich gegenseitig anfeuerten. Die große Chance, in diesem Jahr ins Rampenlicht zu treten, liegt für viele hoffnungsvolle Talente zum einen in der jährlichen Neubesetzung der Klassen. Oft scheiden die Vorjahressieger altersbedingt aus oder steigen vorzeitig in größere Boote um. Zum anderen hat sich ein Teil der Kadersegler für die Jugendeuropa- oder -weltmeisterschaften ihrer Klassen qualifiziert, deren terminliche Überschneidung mit der IDJ+JüM durch die Enge des internationalen Regattakalenders teils nicht zu verhindern war. So durften drei Mädchen und fünf Jungen zur Opti-WM ins brasilianische Niterói bei Rio de Janeiro reisen, um vielleicht in die Fußstapfen der ehemaligen deutschen Weltmeister Tina Lutz und Julian Autenrieth zu treten.
Auch der Lokalmatador Malte Student vom Lübecker Yacht-Club (LYC) hätte nichts gegen eine Regattareise nach Südamerika gehabt, doch war der 13-Jährige realistisch genug und bescheiden: „Ich freue mich genauso, in Travemünde dabei zu sein.“ 2008 war der Schüler aus Obernwohlde bei Lübeck 37. von 204 Teilnehmern, hatte dabei jedoch zwei ärgerliche Disqualifikationen zu Buche stehen. LYC-Coach Uwe Schimanski traut seinem Talent in diesem Jahr eine deutliche Steigerung zu. „Die Bayern sind richtig gut“, weiß das Nordlicht, „und auch noch einige andere müsste ich schlagen.“ Topfavorit ist der frischgebackene Europameister Maximilian Hibler aus Rimsting.In der Jugendklasse 420er fand die dritte EM- und WM-Ausscheidung im Mai auf dem Meisterschaftsrevier in Travemünde statt. Dort siegte der Opti-Weltmeister von 2006, Julian Autenrieth, mit seinem Bruder Philipp und zog die Fahrkarten zur WM am Gardasee, die parallel zur IDJM stattfindet. Deshalb blieb es der einzige Auftritt der Augsburger Titelverteidiger vom Bayerischen Yacht-Club an der Travemündung. Nina Brenk und Daniel Ribnitzky aus Keltern stehen dagegen schon vor ihrem dritten. Die Ausscheidung beendeten sie zwar nur als 52. Doch vorige Woche gewann das Duo aus Süddeutschland die 420er-Regatta der Travemünder Woche als Generalprobe und gehört seitdem zu den Mitfavoriten.
Während der 420er als Sprungbrett in die olympische 470er-Klasse dient, ist es der 29er für die Gleitjolle 49er. Eine Skiff-Hochburg im Norden steht beim Kieler Yacht-Club. Trainer Patrick Böhmer hat das Ziel für die Travemünder Woche bereits abgesteckt: „Vier 29er-Mannschaften unter die Top Ten.“ Seine besten starteten dafür direkt im Anschluss an die WM vom Gardasee 1.300 Kilometer durch, um den ersten Wettfahrttag auf der Lübecker Bucht nicht zu verpassen. Die besten Deutschen auf der WM kommen jedoch aus dem Süden. Die Brüder Philipp und Thilo Kramer aus München wurde Vierte in der Silberflotte (zweitbeste 25). Philipp Müller und Moritz Janich aus Wörthsee folgten auf Rang sieben. Mit diesen beiden Crews dürfte auch in Travemünde zu rechnen sein.Ein großes Augenmerk legen die Landes- und Bundestrainer auch auf die Einhand-Klassen Europe und Laser Radial. Denn Letztere ist für die Frauen olympisch, nachdem sie die Europe ablöste. Und die Männer segeln 2012 in Weymouth/Großbritannien wieder das gleiche Boot nur mir größerer Segelfläche. Für die Eckernförder Geheimfavoriten Wiebke Siemsen, als Achte der TW-Wettfahrten bestes Mädchen, und Lennart Hänel zum Beispiel ist die Deutsche der Saisonhöhepunkt.