19.05.09 - Hohe Schule & Survival Training: Wie Profis die World Match Racing Tour in Krisenzeiten nutzen.
Langenargen. Die Räder im America´s Cup stehen still, seit die Gerichtsschlacht zwischen Verteidiger Alinghi (Schweiz) auf der einen und Ankläger und Herausforderer BMW Oracle Racing (USA) auf der anderen Seite tobt. Zwei Jahre schon lähmt der Streit der Cup-Giganten das Geschehen, birgt aber auch die Chance für andere hochkarätige Regattaserien, das „Loch“ auf hohem Niveau zu füllen. Besonders begehrt bei den Segelprofis in aller Welt: Die Teilnahme an der World Match Racing Tour. Hier messen sich die besten Steuerleute und Crews der Welt, hier können sie ihre Fertigkeiten in der Cup-Disziplin Matchrace Boot gegen Boot trainieren und - hier gibt es Preisgeld zu gewinnen.
„Natürlich ist der Streit im America´s Cup etwas ärgerlich für uns, denn die Eigner-Szene wurde zuletzt von Segelprofis überflutet. Aber das klärt sich hoffentlich bald und dann gibt es vielleicht wieder weniger Profis im Kampf um die Jobs“, erklärt der 24-jährige neuseeländische Shooting Star Adam Minoprio, der in nur einem Jahr in die Top Ten der Matchrace-Weltrangliste vordringen konnte und 2009 über Pfingsten bereits dem erweiterten Favoritenkreis im Kampf um den Sieg im Match Race Germany angehört.
Der erfahrene zweimalige Matchrace-Weltmeister Ian Williams beurteilt die Möglichkeiten für Segelprofis abgeklärter. Der 32-jährige Anwalt, der vor einigen Jahren seinen juristischen Beruf aufgab, um als Segelprofi Karriere zu machen, sagt: „Natürlich ist es auch außerhalb des America´s Cup möglich, seinen Lebensunterhalt mit dem Segeln zu verdienen. Die World Match Racing Tour ist der ideale Platz dafür. Bei einigen Events kann man gutes Preisgeld verdienen. Und dann ist natürlich die auf der Tour gesammelte Erfahrung von unschätzbarem Wert für ein späteres Engagement im America´s Cup.“
Die World Match Racing Tour und ihre Grand Prix Läufe wie das Match Race Germany auf dem Bodensee vor Langenargen trotzen der aktuellen Weltwirtschaftskrise mit unbeugsamem Engagement und bieten immer wieder auch jungen Profis die Plattform für ihren Weg nach oben. „Wir sind und bleiben die Hohe Schule für Matchracer, befinden uns jedoch aufgrund der weltweiten Finanzkrise gemeinsam mit den Seglern mitten im Survival Training“, beschreibt Veranstalter Eberhard Magg die aktuelle Lage aus Sicht der Organisatoren und Teilnehmer. Aufgeben aber käme für den deutschen Matchrace-Motor niemals in Frage. Magg sagt: „Es gibt gute und weniger gute Zeiten. Auch wir haben Veranstaltungspartner verloren, dafür aber neue hinzugewonnen. Wir sehen also wieder Licht am Ende des Tunnels...“
Durch die angespannte Lage im Sponsoring-Markt stehen vor allem jüngere Mannschaften unter Leistungsdruck. Das australische Supertalent Torvar Mirsky erklärt: „Es ist für uns angesichts der Zwangspause im America´s Cup und der Wirtschaftskrise momentan sehr schwierig, unseren Lebensunterhalt mit dem Segelsport zu verdienen. Wir sind extrem vom Preisgeld abhängig um weitermachen zu können. Oft können wir nicht ausreichend trainieren, obwohl das eine essentielle Voraussetzung für unser Ziel wäre, Matchrace-Weltmeister zu werden. Andererseits hat uns die Cup-Pause ein kleines Fenster geöffnet, in die World Match Racing Tour einzusteigen, aufzusteigen und uns einen Namen zu machen. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren ungeheuer viel in Sachen Matchrace und Management gelernt. Also hoffen wir, dass uns jemand einen Platz in seinem Team anbietet, sobald der America´s Cup wieder durchstartet.“
Der französische Weltranglisten-Erste und America´s Cup-Skipper Seb Col hat diesen Platz längst sicher. Deswegen reagiert der 31-Jährige vergleichsweise gelassen auf die Krisensituation: „Es wäre zuviel der Ehre, dem America´s Cup anzulasten, dass er uns vom Überleben abhält. Es gibt ja noch viele andere Disziplinen und das ist so großartig in unserem Sport. Aber es ist natürlich sehr frustrierend die Gründe zu kennen, warum der America´s Cup in diese Situation geraten ist. Wir selbst können ja nichts dafür...“
Minoprio, Williams, Mirsky und Col sind vier der insgesamt zwölf Steuerleute, die vom 27. Mai bis 1. Juni um den Sieg im Match Race Germany kämpfen. Zum engsten Favoritenkreis zählen auch der viermalige Matchrace-Weltmeister Peter Gilmour (Australien) und der dreimalige Olympiasieger Ben Ainslie (GBR). Der einzige deutsche Teilnehmer Carsten Kemmling startet als 35. Der Matchrace-Weltrangliste genau wie der erfolgreichste Schweizer Matchrace-Steuermann Eric Monnin mit Außenseiter-Chancen in das hochklassige Segelfest zu Pfingsten.
Die Veranstalter erwarten wieder mehr als 35.000 Besucher in ihrer Zeltstadt am Langenargener Hafen. Gesegelt wird beim Publikumsmagneten der World Match Racing Tour auf sportlich großen Yachten vom Typ Bavaria 35 Match um entscheidende Punkte für die Welt- und Tourrangliste, rund 50.000 Dollar Preisgeld, wertvolle Sachpreise und viel Prestige. Die Duelle werden zum Greifen nah vor dem Bodensee-Ufer ausgetragen. Gastgebender Verein ist zu seinem 60. Geburtstag der Yacht-Club Langenargen e.V. um Präsident Michael Nöltge und den charismatischen Wettfahrtleiter Rudi Magg.
Die Eröffnungsfeier im Bilderbuch-Schloss Montfort mit Seglern und Partnern wie Audi, Veuve Clicquot Champagner, Glenmorangie Single Malt Whisky, MTU-Friedrichshafen, Stihl oder Marinepool ist für den 28. Mai geplant. Beste musikalische Unterhaltung durch Live-Bands sowie Köstlichkeiten aus der Region und ein abwechslungsreiches Familienprogramm sind im großen Veranstaltungszelt und der kleinen Zeltstadt am Langenargener Ufer zu finden. Hier gibt es täglich heitere Spiel- und Sportangebote für die ganze Familie.