20.08.08 - Jojo Polgar: „Mit Vollgas ins Finale“ - Qingdao (DSV) - Vor dem Finaltag der olympischen Segelregatta in Qingdao hat sich die deutsche Segelflotte eine letzte Chance auf Edelmetall erarbeitet. Johannes Polgar und Florian Spalteholz liegen vor dem Medaillenrennen der besten zehn Tornado-Teams am Donnerstag auf Platz vier. Acht Punkte trennen den Steuermann aus Dänisch-Nienhof und seinen Kieler Vorschoter vom Bronzeplatz.
„Wir werden mit Vollgas ins Finale starten, möglichst frei raussegeln und dann losprügeln“, sagte der 30 Jahre alte Student vor dem wichtigsten Rennen seines Lebens kämpferisch. Dabei haderte Polgar noch mit der achten von insgesamt zehn Wettfahrten, in der er an zweiter Stelle liegend auf dem letzten Kursabschnitt in einem Windloch hängen geblieben und auf Platz 13 zurückgefallen war. „Dazu fehlen mir immer noch die Worte – wir sind mit einer ganzen Gruppe einfach komplett stehen geblieben. Das war das bislang größte Horrorerlebnis bei diesen Spielen“, sagte Polgar, „vor dem Hintergrund fühlt sich unser vierter Platz nicht ganz so gut an. Aber für uns spricht, dass wir uns von diesem Schock nicht haben runterziehen lassen, sondern noch zwei super Rennen geliefert haben.“
Um ihre männlichen Teamkollegen vom Norddeutschen Regatta Verein am Finaltag unterstützen zu können, haben alle sechs Frauen der deutschen Segelmannschaft ihre Flüge umgebucht, reisen erst am Freitag für zwei Tage nach Peking. „Wir sind ein Team und wir wollen die Jungs anfeuern“, erklärte Ulrike Schümann, deren Yngling-Mannschaft bei ihrer olympischen Premiere Platz vier belegt hatte. Polgar indes blickt bereits nach vorne und hofft: „Wir waren heute schnell unterwegs, unser taktisches Konzept ist aufgegangen. Vielleicht sind wir ja morgen die lachenden Dritten. “
Bis zum Finale allerdings lag noch Arbeit vor den Tornadoseglern, die draußen in der Fushan Bucht gegen eine Flasche gefahren waren. Dabei wurden Ruder und Schwert leicht beschädigt, sind aber reparabel.
Marc Pickel (Kieler Yacht-Club) und Ingo Borkowski (Yachtclub Berlin-Grünau) hatten weniger Fortune als ihre Tornado-Kameraden. Das Duo aus Kiel und Babelsberg fand sich nach den ersegelten Einzelrängen zehn, sechs und neun am Vorabend des Medaillenfinals nur auf Platz sieben wieder und hat mit 15 Punkten Rückstand nur noch rein rechnerische Chancen auf Bronze. „Es wäre das neunte Weltwunder, wenn da noch was ginge“, räumte Pickel ein, „aber nun wollen wir wenigstens morgen für einen versöhnlichen Abschied im Medaillenrennen sorgen.“
Die deutsche Starboot-Mannschaft hatte am Mittwoch Probleme mit den Vorwind-Abschnitten auf ihrem Kurs. „Unser Kurs war nicht symetrisch. Da musste man eigentlich sofort nach der Rundung der Marke halsen. Das hat aber mehrere Male nicht geklappt, weil andere Boote dazwischen lagen. Und dann geht die Schere blitzschnell auf... die hinter dir liegenden Boote halsen sofort und machen richtig Meter gut. Es ist halt so eng bei uns, dass jeder kleine Fehler umgehend bestraft wird. Was haben wir da heute nur verschenkt...“
Gleichzeitig feierten an Land die Surfer ihre neuen Olympiasieger: Für China gewann Jian Yin das erste Segelgold in der Geschichte der Olympischen Spiele. Italiens Olympia-Darling Alessandra Sensini erweiterte ihren Medaillensatz von einer Gold- und zwei Bronzemedaillen um eine silberne und die Britin Bryony Shaw gewann mit Bronze bereits die fünfte Medaille für Großbritannien. Bei den Männern triumphierte Weltmeister Tom Ashley und bescherte der Segelnation Neuseeland die erste Goldmedaille. In dem hochspannenden Surf-Finale, in das die drei Führenden mit jeweils nur einem Punkt Abstand gestartet waren, kenterte Spitzenreiter Julien Bontemps, bevor er doch noch Silber erkämpfte. Der zuvor drittplatzierte Nick Dempsey war der große Verlierer des Dreikampfs, weil er die erhoffte Medaille mit Rang sieben im Finale an zuvor viertplatzierten Shahar Zubari aus Israel verlor, der die Ziellinie als zweiter erreichte.
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