15.07.08 - TRAVEMÜNDE. Mit einer neuen Rekordbeteiligung von 61 Hochseeyachten startet der vierte Baltic Sprint Cup der Hochseesegler 2008 erstmals in Deutschland. Die festliche Bühne für den Auftakt der zweiwöchigen Regatta in fünf Ostseeanrainerstaaten bietet die 119. Travemünder Woche. Die erste Etappe über 216 Seemeilen ins schwedische Karlskrona ist zugleich Höhepunkt des ersten Wettfahrttags der zehntägigen Großveranstaltung vor den Toren Lübecks. Der Startschuss fällt am Sonnabend (19. Juli) um 15 Uhr.
Das breite Spektrum der Yachten wurde in eine Racer-Wertung nach IRC und Cruiser (ORC Club) unterteilt. Es reicht von Peter Pinks Hamburger „Adios“ bis zur zwölf Meter langen „Zampano“ von Carsten Höhne aus Delmenhorst, von der litauischen „Ambersail“, die als „Assa Abloy“ schon beim härtesten Rennen rund um die Welt bestand, bis zur britischen „Yeoman XXXII“ von David Aisher, dem Kommodore des Royal Ocean Racing Clubs aus London. Neben der deutschen werden die Flaggen Dänemarks, Schwedens, Norwegens und Polens sowie der USA und der britischen Jungferninseln am Heck gezeigt werden. Damit ist der Baltic Sprint Cup im vierten Jahr seines Bestehens so international wie nie zuvor.
Aus Karlskrona wird es über 190 Seemeilen weiter nach Klaipeda in Litauen gehen, wo die rund 450 Seglerinnen und Segler das Sea Festival der Hafenstadt mitfeiern. Die dritte und kürzeste Etappe (111 Seemeilen) führt ins polnische Gdynia. In der Bucht von Gdansk kommt es dann zu einem weiteren Novum des Baltic Sprint Cups: Am 29. Juli sind dort zwei Kurzrennen angesetzt, die zusammen wie eine Etappe gewertet werden. Das Finale der 710-Seemeilen-Regatta (rund 1.300 Kilometer) startet am nächsten Tag über 171 Seemeilen nach Rønne auf Bornholm/Dänemark, wo am 1. August die Gesamtsieger gekürt werden.
„Die kompakte Route mit dem Starthafen während der Travemünder Woche dürfte ein Hauptgrund für das enorme Interesse sein“, meint Baltic Sprint Cup-Veranstalter Henning Rocholl von SAIL & RACE. Als der Hamburger Eventmanager 2005 der vielbeachteten Premiere mit hohem Einsatz mit zum Erfolg verhalf, vermochte selbst er nur zu hoffen, welch großen Zuspruch eine Regatta quer durch die Ostsee jedes Jahr wieder erfahren würde. Im Frühjahr wuchs die Schar der Anwärter so stark, dass die Teilnehmerliste schon vorzeitig geschlossen werden musste.
Auch für die Organisatoren der Travemünder Woche war das Gastspiel eine besondere logistische Herausforderung, sind Liegeplätze doch durch das rege Regattageschehen ohnehin schon rar. „Aber Rennziegen von bis zu 25 Meter Länge haben wir auch nicht alle Tage hier“, so Karin Böge und Claus-Dieter Stolze vom Hauptveranstalter Lübecker Yacht-Club, der mit dem eigenen Clubschiff „Meu“ eine Jugendcrew ins Rennen schickt, „deshalb haben wir den Baltic Sprint Cup gerne integriert.“ Wer das stolze Teilnehmerfeld näher betrachten will, sollte sich die große Auslaufparade am Starttag um 13 Uhr zwischen Travepromenade und Nordermole nicht entgehen lassen.
Dort sieht er auch die weiteren Regattafavoriten, darunter zwei Schwesterschiffe der „Yeoman XXXII“ vom Bootstyp Rogers 46. Es sind die „Danebury“ von Mike Castania, der in den USA lebt, und die „guts’n glory“ von Christopher Wuttke aus Bückeburg. Wuttkes Firma „SE Spezial-Electronic AG“ wird am Vorabend alle Teilnehmer zu einer Start-up-Party ins Columbia Hotel Casino einladen, wo unter anderem der Schirmherr der 119. Travemünder Woche, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee spricht, der nach der TW-Eröffnung am Sonnabend auch dem BSC-Startschuss von Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe beiwohnen wird.
Die größte Yacht an der Startlinie wird der Maxiracer „Calypso“ von Gerhard Clausen aus Hamburg. Die 25 Meter lange ehemalige „Wild Thing“ wurde in Melbourne/Australien gebaut und ist auf dem Papier, also vom Rennwert her, das schnellste Schiff. Das ist für den Kieler Tilmar Hansen mit seiner Elliott 52 „Outsider“ Herausforderung genug, trotzdem Erster im Ziel zu sein. „Bei der Konkurrenz werden wir zeigen müssen, ob wir wirklich so schnell sind, wie wir glauben“, sagt der Eigner und Skipper, der schon den legendären Admiral’s Cup gewann. Er vertraut einer erfahrenen deutschen Crew um Taktiker Jörg Heinritz (Heiligenhafen) und Navigator Ole Satori.
Kaum jemand lebt die Idee des Baltic Sprint Cups so authentisch. Tilmar Hansen: „Ohne die Begegnungen in den atemberaubenden Ostseehäfen Skandinaviens und im Baltikum wäre das sportliche Regattaerlebnis nur halb so schön.“ Genau auf diesen Geist der freundschaftlichen Pflege panbaltischer Handelsbeziehungen kam es Sven Herlyn an, als er die Regatta vor vier Jahren initiierte. Diesmal nimmt der Chef des Hauptsponsors Bank DnB NORD aus Kopenhagen auf der Luffe 40 „Red ’n Hot“ selbst am Rennen teil. Seine Mitstreiter reichen von der kleinsten Yacht „Flying Circus“ (10,31 Meter) des Lübeckers Wolfgang Uecker über die Siegerin von 2005, „Emil Reiseschwein“ von Stefan Hummelt (Buxtehude) bis zur „Norddeutschen Vermögen Hamburg“ des Hamburgischen Vereins Seefahrt (HVS) unter Skipper Jan Gallbach und den drei reinen Frauencrews der „DHH Cross-Match“ (Sabine Jüttner-Storp/Glücksburg), „KPMG“ (Inken Braunschmidt/Dortmund) sowie „TUI“ (Kirsten Harmstorf/Hamburg).