23.07.08 - Ole von Beust besiegt Bernd Saxe 2:1 - TRAVEMÜNDE. Die Sechs-Liter-Flasche Rotspon geht 2008 an die Elbe: Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust besiegte Titelverteidiger Bernd Saxe aus Lübeck am Mittwoch (23. Juli) beim Rotspon-Cup der 119. Travemünder Woche (TW) mit 2:1. Der Regierungschef aus der Großstadt steuerte seinen Drachen nach 0:1-Rückstand souverän und hielt den Gastgeber zweimal klar auf Distanz. Bei der Jubiläumsregatta, der 120. TW im kommenden Jahr, will er wieder antreten. „Das war eine großartige Atmosphäre hier, ich stelle mich der Revanche“, versprach ein strahlender Ole von Beust.
Wer den ersten Mann im Hamburger Rathaus als nur als Ballast oder Staffage an Bord eingeschätzt hatte, sah sich vor der Travepromenade bald eines Besseren belehrt. „Ich habe vor 30 Jahren auf der Alster mal den A-Schein gemacht und weiß, was eine Wende und eine Halse sind“, meinte Ole von Beust, „aber ein Segler bin ich deswegen sicher nicht.“ Es war auch erst seine zweite Regattateilnahme überhaupt, und doch entpuppte sich die Tiefstapelei als hanseatisches Understatement. Denn ohne jeden Zweifel übernahm der prominente Gast an Bord der weißen „Cephir“ von Manuel Cadmus, dem Vorsitzenden des TW-Mitveranstalters Norddeutscher Regatta Verein (NRV), der Niklas Ganssauge als drittes Crewmitglied angeheuert hatte, sofort das Ruder – gerade so, als hätte er das schon hundert Mal gemacht.
Abonnementsieger Saxe, der bis dato drei von vier Rotspon-Cups gewonnen hatte, schwankte zunächst zwischen Ehrgeiz und Gastfreundschaft. „Es geht uns ja darum, die gute Partnerschaft zwischen Lübeck und Hamburg zu betonen, und damit die Travemünder Woche zu promoten.“ Freiwillig wollte der Lübecker Verwaltungschef das Feld aber nicht räumen und kündigte echte Gegenwehr an. „Wir sind ja zu einer freundschaftlichen Spaßwettfahrt hier, aber heute werden wir Saxe mal zur Strecke bringen“, so von Beust vor dem ersten Start, „das ist Ehrensache für einen Hamburger, hier zu gewinnen.“
Eine große „1“ auf der Kappe, die den segelsportlich gekleideten Gast („ich will ja nicht ausrutschen“) vor der warmen Travemünder Sommersonne schützte, machte den Anspruch noch einmal deutlich. Der neue „Kapitän zur See“ hatte nur einmal Probleme, nämlich die erste Wendetonne auf der Trave eindeutig zu identifizieren. Sie war beim Duell Hamburg gegen Lübeck als Schlauchboot vor Travemündes Wahrzeichen, der Viermastbark „Passat“, „schwimmend“ ausgelegt. Diese kurzzeitige Desorientierung nutzte der Lokalmatador eiskalt und zog mit der blauen „Scarabeo“ von Horst Ströh mit Rüdiger Karsten „am Mast“ (beide Lübecker Yacht-Club/LYC) vorbei zum Auftaktsieg. „Das ist wie in der Politik“, so Saxe, „du musst immer die richtige Position haben.“
Nach dem glatten Ausgleich entwickelte sich vor dem letzten und entscheidenden Rennen eine lupenreine Matchracesituation. Die beiden 8,95 Meter langen Drachen, ehemals eine olympische Bootsklasse, lagen vor der Startlinie gleichauf und hofften bei sehr leichter Brise auf eine rettende Privatbö. Die fiel in die Hamburger Segel mit dem Zeichen GER-896 ein, die Ole von Beust zu einem eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg zogen. Rund 100 Meter vor dem Hausherrn jubelten die Sieger, denen mit einem dreifachen „Hipp hipp hurra!“ lauthals gratuliert wurde.
Zurück an der Überseebrücke I gab es auch für das unterlegene Trio einen obligatorischen Sherry. „Es ist immer noch besser, gegen Hamburg zu verlieren, als gegen die Umlandgemeinden“, gratulierte Saxe augenzwinkernd als fairer Verlierer. Bevor Wettfahrtleiter und LYC-Vorsitzender Rolf Erwert dem bekennenden Weißweinliebhaber die Mega-Flasche Rotwein überreichte, lobte dieser die „strategisch clevere Vorbereitung“ seiner Mannschaft. „Allein werde ich sie sicher nicht trinken“, beteuerte Ole von Beust, „da soll es eine besondere Gelegenheit zu geben.“ So wie der Rotspon-Cup selbst auch eine gewesen sei. „Es hat mir großen Spaß gemacht, ich komme gerne wieder zur Travemünder Woche.“