Sonntag, 20. Juli 2008

Auf Rauschefahrt mit Kurs Nordost

20.07.08 - TRAVEMÜNDE. Kräftige Schauerböen schickten am Sonnabendnachmittag (19. Juli) zum Auftakt der 119. Travemünder Woche die Rekordzahl von 56 Segelyachten auf die erste Etappe des vierten Baltic Sprint Cups nach Karlskrona in Schweden. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee feuerte um 15 Uhr auf der Lübecker Bucht den ersten Startschuss in den grauen Ostseehimmel. Auf die Teilnehmer warten zwei Regattawochen mit vier Etappen in fünf Länder.

Dunkel zog die Front kurz vor dem Start über Travemünde auf. Und das Ostseebad verabschiedete die Flotte der 56 teilnehmenden Crews mit dicken Tropfen und Hagelkörnern. Auf dem Startschiff „Asgard“ des Lübecker Yacht-Clubs aber war die Laune bestens. Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, übernahm die ehrenvolle Aufgabe, das erste Drittel des Teilnehmerfelds, die kleineren Cruiseryachten, auf den Weg zu schicken. Mehr als 450 Seglerinnen und Segler des teilnehmerstärksten Baltic Sprint Cups seit seiner Premiere 2005 hatten zunächst eine kurze Startkreuz zu absolvieren, bevor sie unter bunten Spinnakern in Rauschefahrt den Kurs Nordost einschlugen.

„Das wird ein ganz schnelles Rennen. Ich gehe bei dem kräftigen Südwestwind davon aus, dass die ersten Yachten schon am Sonntagmorgen in Karlskrona sein werden“, meinte Henning Rocholl von SAIL & RACE, Organisator des Baltic Sprint Cups. Und in der Tat verspricht der Wetterbericht anständigen „Schiebewind“ mit eingestreuten stürmischen Böen, der am Sonntag (20. Juli) sogar noch zunehmen soll.

Mit ihrem leuchtend roten Spinnaker gab die Crew der „Chaos Quarante“ die Richtung an und führte das Feld aus der Lübecker Bucht zunächst Richtung Bornholm. Skipper Thomas Nielsen aus Eckernförde rundete die Luvtonne mit seiner Dufour 40 mit Abstand als Erster und setzte das leuchtende Vorwindsegel. „So fahren wir jetzt durch bis ins Ziel“, rief er den zahlreichen Begleitbooten zu. Bereits vor dem Start war Nielsen zuversichtlich und kampfbereit: „Wir sind im vergangenen Jahr Zweite geworden, diesmal wollen wir gewinnen.“

Die zweite Startgruppe, die vom Schirmherrn Etappe Travemünde–Karlskrona, Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, auf den Weg geschickt wurde, war hart umkämpft. Den kurzen Weg zur Luvtonne nutzte Reinhold Riel aus Westerland mit seiner „Sinfonie Sylt“, um sich knapp an die Spitze zu setzen, gefolgt von John Weldings Flensburger Crew auf der „Black Jack“.

Die Spannung stieg noch einmal, bevor die so genannten Racer, reinrassige Rennyachten, in der dritten und letzten Startgruppe auf die Reise gingen. David Aisher, Kommodore des Royal Ocean Racing Club in London, legte mit seiner „Yeoman XXXII“ den besten Start hin. „Wir haben mit unserem Boot wahrscheinlich die meisten Seemeilen gesegelt“, verglich Aisher sein Team mit den Crews der Schwesterschiffe „guts’n glory“ von Christopher Wuttke aus Bückeburg und „Danebury“ von Mike Catania, der unter der Flagge der Britischen Jungferninseln antritt. Die drei Yachten vom Typ Rogers 46 lassen einen spannenden Wettkampf erwarten. „Die direkten Gegner sind gut vorbereitet. Wir werden sehr hart kämpfen müssen, um zu gewinnen“, so Aisher.

Die mit 25 Metern größte Yacht im Rennen, der Maxiracer „Calypso“ von Gerd Clausen aus Hamburg, setzte sich trotz eines schlechten Starts bereits auf der nur zwei Seemeilen kurzen Kreuz gegen den Wind an die Spitze ihrer Wertungsgruppe. Aber der Weg war da noch lang. 216 Seemeilen liegen vor dem Bug der Hochseesegler. Die Positionen der Schiffe und Zwischenstände sind ist im Internet auf der Website www.balticsprintcup.com über den Race Tracker zu verfolgen.

Mit einer rauschenden Start-Up-Party des Hafensponsors „SE Spezial-Electronic AG“ von Geschäftsführer Christopher Wuttke wurde am Freitagabend der vierte Baltic Sprint Cup im Garten des „Columbia Hotel Casino Travemünde“ offiziell eingeläutet. Minister Tiefensee gelobte eigene Seefestigkeit für die bevorstehende Regattabegleitfahrt und wünschte den Aktiven eine spannende wie erfolgreiche Regatta. „Henning Rocholl und Alan Green haben einen großartigen Job gemacht, das alles zu organisieren“, bedankte sich David Aisher im Namen aller Segler.

Am frühen Nachmittag legten die Yachten ab, um sich den zahlreichen Besuchern der Travemünder Woche in einer großen Auslaufparade zu präsentieren. Der „Gänsemarsch“ der 56 Hochseeyachten wurde am Ufer von Moderator Gert Girschkowski verbal begleitet und von tausenden Zuschauern interessiert verfolgt. Bei ihrer Parade verabschiedeten sich die Segler mit zünftigen La-Ola-Wellen von Travemünde und passierten unter Applaus die Travemündung. Die weiteren Stationen nach Karlskrona werden die litauische Hafenstadt Klaipeda sowie Gdynia und Gdansk in Polen sein.