Mittwoch, 16. April 2008

Überlebenstraining bei Starkwind vor Miami

16.04.08 - MIAMI. Starkwind mit heftigen Böen sorgte am Dienstag (15. April) bei der Starbootweltmeisterschaft in Miami/USA gleich reihenweise für Materialbruch. Ein Viertel der 104 Teilnehmer gab die vierte Wettfahrt auf. Marc Pickel und Ingo Borkowski (Kiel/Babelsberg) vom pinta racing team waren angesichts einer erst gebrochenen und dann verlorenen Segellatte mit ihrem 18. Platz hochzufrieden und schoben sich auf den 22. Gesamtrang vor. Robert Stanjek und Markus Koy (Hamburg) wurden wieder 26. und sind insgesamt 37. An der Spitze gab es erneut einen Führungswechsel. Zwei Rennen vor Schluss liegen Diego Negri und Luigi Viale aus Italien vor den Polen Mateusz Kusznierewicz und Dominik Zycki.

"Die Bedingungen genügtem einem Überlebenstraining", berichtete Marc Pickel von einem Rennen, in dem "die Masten wie Streichhölzer umknickten." Als eine steife Bö mit Stärke sieben über die Regattabahn fegte, war innerhalb weniger Minuten ein halbes Dutzend gebrochen. Dabei traf es nicht nur Underdogs, sondern auch die britischen Weltklassesegler Iain Percy/Andrew Simpson und den mehrfachen Weltmeister Mark Reynolds mit seinem Vorschoter Hal Haenel aus den USA, die sich nach vorausgegangenen Ausrutschern inzwischen auf dem 73. und 76. Rang wiederfinden.

Schon vor dem Start wehte eine frische Brise, und die Wettfahrtleitung hatte Mühe, eine faire Startlinie auszulegen. Bei der Wartezeit mit teils flatternden Segeln habe die Topplatte im Großsegel wahrscheinlich schon "einen mitbekommen", vermutete der Steuermann des pinta racing teams. Jedenfalls brach sie kurz nach dem Start, was dem Kieler in seiner langjährigen Starbootkarriere zuvor noch nie passiert war. Pickel: "Damit steht das Groß am Wind nur noch schlecht und baut nicht genug Druck auf."

Folge: Nur im Mittelfeld als 55. rundeten das Duo vom Kieler Yacht-Club und Yacht-Club Berlin-Grünau die erste Luvtonne. Auf dem Vorwindgang flog die Latte dann zwar komplett aus ihrer Tasche. Doch Pickel und Borkowski starteten eine sensationelle Aufholjagd, die sie auf der zweiten Vorwindstrecke fortsetzten. Insgesamt überholten sie mehr als 30 Boote und machten für die technisch bedingte, schlechte Kreuzleistung wett.

Auch die nationale Konkurrenz ließ das pinta racing team mit einem rauschenden Überholmanöver im Kielwasser stehen. Stanjek/Koy liegen nunmehr schon mehr als 100 Punkte von ersehnten zehnten Platz entfernt und müssen in den beiden verbleibenden Wettfahrten schon zweimal ganz weit vorne fahren, um doch noch eine Olympiaausscheidung gegen Marc Pickel und Ingo Borkowski zu erzwingen. Doch die wollten von einer Vorentscheidung noch lange nichts wissen. "Angeschlagene Boxer sind auch am gefährlichsten."

Nach der fünften Wettfahrt am Mittwoch (16. April), für die erneut frische bis starke Winde vorhergesagt wurden, wird das bisher schlechteste Einzelresultat jedes Teilnehmers aus der Wertung gestrichen. Das dürfte angesichts zahlreicher Frühstartdisqualifikationen und Ausfälle den Gesamtstand nochmals gehörig durcheinander würfeln. Die Entscheidung fällt dann am Donnerstag in einer sechsten Wettfahrt aller Teilnehmer ohne Medaillenrennen (Medalrace der Top Ten).

Segeln in Zahlen

Zwischenstand nach vier Wettfahrten der Starboot-WM in Miami/USA
1. Diego Negri/Luigi Viale (Italien) 40 Punkte
2. Mateusz Kusznierewicz/Dominik Zycki (Polen) 49
3. Frederik Lööf/Anders Ekström (Schweden) 49
4. Iain Murray/Andrew Palfrey (Australien) 51
5. Robert Scheidt/Bruno Prada (Brasilien) 52
6. Xavier Rohart/Pascal Rambeau (Frankreich) 52
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11. Marazzi, Flavio/De Maria, Enrico 77
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22. Marc Pickel/Ingo Borkowski (Kiel/Babelsberg) 134
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37. Robert Stanjek/Markus Koy (Hamburg) 175

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