24.08.10 - KIEL. Ein Quintett der deutschen Segelnationalmannschaft wird ab Donnerstag (26. August) an der spektakulären Katamaranregatta Extreme Sailing Series in Kiel teilnehmen. 48 Stunden vor Beginn des viertägigen Events, zu dem neun hochkarätige, internationale Crews gemeldet haben, bekam das Audi Sailing Team Germany quasi eine Wildcard. Skipper wird Johannes Polgar, 2008 Olympia-Achter im Tornado-Katamaran und aktuell Starboot-Europameister. Mit an Bord gehen sein Vorschoter Markus Koy (beide Hamburg) und der Lübecker Timo Jacobs (ebenfalls Star) sowie 49er-Segler Lorenz Huber aus München und Lokalmatador Heiko Kröger, 2.4 mR-Goldmedaillengewinner der Paralympics 2000. Die über Lautsprecher fachkundig kommentierten Wettfahrten finden auf der Innenförde statt und dürften bis Sonntag (29. August) zwischen 50.000 und 100.000 Zuschauer ans Ufer der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel.Sailing City locken.
"Action, Dramatik und Hochspannung sind garantiert. Wir wollen dieses Regattahighlight nutzen, um uns vor heimischem Publikum zu präsentieren", erklärt Oliver Schwall, Geschäftsführer des Sailing Team Germany, "und die krasse Außenseiterrolle gefällt uns dabei auch. "Der ehemalige Tornado-Weltmeister fungiert als Ad-hoc-Teamchef und betont: "er spontane Einsatz wurde nur möglich, weil durch die überraschende Absage eines ausländischen Teams ein konkurrenzfähiger Extreme 40 zur Verfügung steht. Diese einmalige Gelegenheit haben wir beim Schopfe gepackt, ohne dabei unseren Fokus zu verändern." Das Audi Sailing Team Germany ist eine Initiative des Deutschen Segler-Verbandes (DSV), führender deutscher Segelclubs sowie zahlreicher Privatpersonen aus Wirtschaft und Sport. Mit der AUDI AG als Hauptpartner soll das Hochleistungssegeln in Deutschland nachhaltig gefördert werden, um zu einer der erfolgreichsten Segelnationen der Welt zu werden.
Der Start eines zweiten deutschen Boots neben dem Wirsol Team Germany unter dem krankheitsbedingt nicht selbst segelnden Skipper Roland Gäbler, dem viermaligen amtierenden Weltmeister und langjährigen Tornado-Gegner von Polgar und Schwall, sorgte nicht nur im Fahrerlager für einen Paukenschlag. "Ich freue mich besonders, Jojo (Polgar) nach Olympia nun auch auf dem Wasser wiederzutreffen", meint der in Spanien lebende Australier Mitch Booth. Er hatte beim vorigen Extreme 40-Event Anfang August in Cowes/England durch einen "Stunt" mit außergewöhnlichem Materialbruch für Aufsehen gesorgt. Booth: "Das Katsegeln hat Jojo sicher nicht verlernt." Auch die Besucher dürften sich über das zusätzliche einheimische Audi Sailing Team Germany freuen, dessen Protagonisten sie nicht nur von der Kieler Woche her gut kennen sollten.
Die Extreme Sailing Series ist eine fünfteilige Profi-Regattaserie auf 40 Fuß (gut zwölf Meter) langen, baugleichen Rennkatamaranen. Mit 100 Quadratmetern Segelfläche am Wind und einem 78-Quadratmeter-Gennaker bei einer Masthöhe von 19 Metern sind die acht Meter breiten, 1.250 Kilogramm leichten Zweirümpfer ausgereizte Hightech-Sportgeräte. Geschwindigkeiten von mehr als 40 Knoten (rund 70 km/h) direkt unter Land sorgen stets für ein hohes Zuschauer- und Medieninteresse. "Das Boot ist nicht so einfach zu segeln. Es verlangt eine Kombination aus segeltechnischem Know-how, Kraft und ungeheurem Bootsgefühl", so Schwall.
Selbst Topsegler wie Roman Hagara, zweifacher Olympia-Goldmedaillengewinner 2000 und 2004 im Tornado, sind schon gekentert. Trotz schwerer Verletzung kehrte der Österreicher mit seiner Kampagne Red Bull Extreme Sailing zurück und zählt in Kiel neben dem Oman Sail Masirah der französischen Kat-Legende Loick Peyron und dem britischen Sieger von Cowes, Paul Campbell James (The Wave, Muscat ¬ Oman) zu den Favoriten. Mitch Booth hob mit dem Kat seines slowenischen Projekts The Ocean Racing Club auf dem Solent derart ab, dass das Boot bei der Landung halb auseinander brach und beinahe gesunken wäre. Und die vorläufigen Windvorhersagen für die Kieler Förde prophezeien auch Starkwind. Der erste Start ist jeden Tag für 14.30 Uhr geplant. Gegen 17.30 Uhr sollen die Tagessieger feststehen.
"Wir haben den nötigen Respekt und schrauben die Erwartungen nicht zu hoch", sagt Johannes Polgar, der am Mittwoch vor dem Start seinen 33. Geburtstag feiert. "Diese Boote sind eben sehr anspruchsvoll zu segeln. Die anderen Teams haben einen enormen Trainingsvorsprung. Unsere Vorbereitungszeit war dagegen quasi gleich Null." Dennoch stellt sich das Audi Sailing Team Germany dieser Herausforderung. "Für uns ist es in erster Linie ein Testevent auf der Suche nach etwaigen zukünftigen, ergänzenden Plattformen", erklärt Arne Dost, Mitgesellschafter und ebenfalls STG-Geschäftsführer. "Zusätzlich bieten wir unseren Sponsoren damit natürlich kurzfristig eine ideale Gelegenheit für Kundenincentives", so Dost weiter, "und präsentieren auch den Medien einige Topsegler der Nationalmannschaft außerhalb der Weltcupregatten und Meisterschaften ihrer olympischen Bootsklassen."