14.06.10 - Deutschlands beste Tornado-Segler gesucht - 15 Wettfahrten vor Lindau geplant.
Den „German Tornado Grand Prix“, die Deutsche Bestenermittlung der Tornado-Klasse, wird der Lindauer Segler-Club vom 23. bis 27. Juni 2010 auf dem Bodensee ausrichten. Erwartet werden knapp 30 Mannschaften mit internationaler Beteiligung.
Zu den Favoriten zählen zweifelsohne der Titelverteidiger Roland Gäbler mit Frau Nahid vom Hamburger NRV und als Lokalfavoriten Veit Hemmeter und Dominik Halbing. Die beiden jungen Lindauer segelten vergangenes Jahr bei der Bestenermittlung auf der Hamburger Alster auf den dritten Platz. Gäbler und Hemmeter führen die Jahresrangliste an. Auf dem Bodensee kennen sich auch Markus Betz und Stephanie Holzschuh (SMC Überlingen) gut aus, die auf Platz fünf der Rangliste stehen. Die Top-5 der 2009er Rangliste machen Sebastian Moser (SV Schluchsee, mit Thomas Posch) und die Stuttgarter Christina und Florian Loweg komplett. Aber auch Klassen-Boss Markus Augstburger (München will seine Chancen wahren. Vom Attersee kommen mit Manfred und Michael Schönleitner die derzeit besten österreichischen Steuerleute.
Starten wird die Veranstaltung mit der Kontrollvermessung am Mittwoch, den 23. Juni, und einem Empfang im alten Lindauer Rathaus. Als Regattatage sind Donnerstag bis Sonntag (24. bis 27. Juni) vorgesehen. Bis zu 15 Rennen kann Wettfahrtleiter Alexander Fundele an diesen vier Tagen durchführen. Die „Aufsicht“ über die Einhaltung der Regeln obliegt Willi Gohl, dem renommiertesten Segel-Schiedsrichter im Südwesten.
Zum Rahmenprogramm gehören auch ein Bayerischer Abend (Donnerstag) im Clubhaus-Restaurant „Mole 3“, die Jahresversammlung der deutschen Tornado-Klassenvereinigung Freitag) mit einem Aerodynamik-Vortrag des Segelmachers Andi Hermann aus Überlingen sowie ein Gala-Abend am Samstag mit Feuerwerk. Mit „Speedsailing“-Wettfahrten wird das Programm am Freitag- und Samstagabend auf dem Wasser um eine neue Wettkampfvariante erweitert.
Fortlaufende Informationen über den „German Tornado Grand Prix“ gibt es im Internet unter www.gtgrandprix.de.
Lindauer SC: Renommierter Veranstalter
Der Lindauer Segler-Club ist der älteste Segelverein am Bodensee. Er wurde schon 1889 gegründet und ist heute mit über 600 Mitgliedern einer der größten bayerischen Segelclubs. Viele große Regatten wurden und werden vom LSC durchgeführt, etwa die WM der 12-m-R-Yachten 2003 oder vergangenes Jahr die Schweizermeisterschaft der Lacustre-Yachten. Bei der „Rund Um“ des LSC starten jährlich 400 und mehr Yachten – der größte Massenstart in Deutschland – zur nächtlichen Langstreckenregatta (über 100 Kilometer) rund um den Bodensee. Beheimatet ist der LSC in einem Clubhaus auf der Lindauer Insel, gleich östlich vom Stadthafen mit dem bekannten Löwe & Leuchtturm-Ensemble. www.lsc.de.
Tornado: Spektakuläre Bootsklasse, in der allein das Können zählt
Der Tornado ist eine der spektakulärsten Bootsklassen. Das 6,1 Meter lange Zweirumpfboot (Katamaran) wird von zwei Personen gesegelt. Die Segelfläche beträgt knapp 24 Quadratmeter. Der „High-End-Katamaran“ hatte von 1976 bis 2008 Olympia-Status. Die Klasse kämpft auf internationaler Ebene um die Wiederaufnahme ins olympische Programm. Anfang des Jahrzehnts wurde der Tornado mit einem Gennaker (25 qm) und einem Doppeltrapez für Vorschoter und Steuermann aufgerüstet. Seither hat er sich aber weitgehend als Einheitsklasse entwickelt. Sämtliche Maße sind vorgeschrieben. 90 Prozent der Crews segeln mit identischem Material, das ausgereift und einfach zu bedienen ist. Entscheidend für gute Platzierungen ist also das Können der Crew, nicht konstruktive Basteleien am Material. Die größten deutschen Tornado-Flotten sind an süddeutschen Seen und norddeutschen Küsten zu finden. „Der Tornado ist der Klassiker unter den Regatta-Katamaranen, schön, schlicht und schnell“, fasst Roland Gäbler, der 46-jährige Bronzemedaillengewinner von Sydney 2000, zusammen.
Spektakulär sind vor allem die schnellen Manöver, die aufgrund der leistungsstarken Felder oft auf engstem Raum stattfinden. Im Gegensatz zu vielen anderen Klassen, die weite Reviere und gleichmäßigen Wind fernab der Küste bevorzugen, legt die Tornado-Klasse Wert auf ufernah, kleine Kurse und somit zuschauerfreundliches Segeln.
„Der Tornado ist die Formel-1 des Segelsports. Da muss man nah am Zuschauer segeln. Das ist wichtiger als der freie Wind auf dem weiten Meer. Und bei vielen kurzen Wettfahrten gleichen sich am Ende Vor- und Nachteile durch Winddreher sowieso wieder aus“, ist Gäbler überzeugt. „Wir wollen daher unser ‚Arena-Segelkonzept’ konsequent umsetzen und Lindau bietet die idealen Voraussetzungen. Gezielt wollen wir neue Wege im Segelsport gehen und freuen uns sehr, dass die Region – vom Lindauer Segler-Club bis zum Stadtmarketing ProLindau – uns so gut unterstützt“, sagt Bronzemedaillengewinner Gäbler, der als Vorsitzender der internationalen Tornado-Klassenvereinigung auch Vordenker der Szene ist. www.fly-tornado.de
Revier: Bodensee
Eine so malerische, fast schon klischeehaft kitschige Kulisse wie auf dem Ostteil des Bodensees findet der Segler nur auf wenigen Revieren. Im Südosten erheben sich die Gipfel Vorarlbergs, an deren Fuße die von der Seebühne (diesen Sommer wird „Aida“ gespielt) und inzwischen auch aus dem James-Bond-Streifen „Ein Quantum Trost“ bekannte Stadt Bregenz. Getrennt durch das Rheintal (aus dem ein heftiger Südwind blasen kann) folgen südöstlich die Schweizer Berge, gekrönt vom Säntis-Massiv. Nach Westen öffnet sich das „Schwäbische Meer“ bis zum Horizont, und auf der Nordseite säumen sanfte Obsthügel und Weinberge den See. Davor liegt die Lindauer Insel, die mit einer historischen Stadtsilhouette jeden anderen Binnenhafen in Deutschland toppt.
Gesegelt wird beim „German Tornado Grand Prix“ nicht weit draußen auf dem See, sondern in Ufernähe vor dem Clubhaus. So haben Zuschauer beste Sicht von den Uferpromenaden und Hafenmolen auf das Geschehen. Volker Göbner.
Tornado vor Lindau (Foto: gtgrandprix.de)