Freitag, 29. Januar 2010

GEGEN JEDE REGEL

29.01.10 - Österreichs Segler meistern krankheitsbedingte Hürden mit Teamwork und bleiben in Sachen Schadensbegrenzung eine Klasse für sich.

Unglaublich was sich heute (28.01.) in der Biscayne Bay vor Miami abgespielt hat. Die Verhältnisse waren vor allem am Vormittag launisch wie noch nie im Verlauf dieser Weltcup-Woche, was insofern einiges heißen mag, da bereits die vergangenen Tage taktische Kopfschmerzen verursachten. „Die Druckunterschiede waren unter Land gewaltig, aber dummerweise kaum vorhersehbar. Um als erster in den frischen Wind zu kommen, hast du gegen den Dreher segeln müssen, also gewaltige Umwege in Kauf genommen“, berichtet Nico Delle Karth, der mit Vorschoter Niko Resch auf die Plätze 14, 20 und 5 kam und nur leicht an Boden einbüßte. Punktegleich mit den Vierten auf Rang fünf, beträgt der Rückstand auf die Führenden Franzosen Dyen/Christidis neun Punkte. „Wir sind heute in der dritten Wettfahrt vom zwanzigsten auf den fünften Rang vorgesegelt, zuvor war es leider umgekehrt. Es ist alles völlig offen und wird bis zur letzten Wende spannend bleiben.“ Thomas Zajac und Thomas Czajka, denen unmittelbar vor der ersten Wettfahrt der Gennakerbaum gebrochen war, segelten mit Rang neun ein weiteres Spitzenergebnis ins Trockene.

„Was sich heute auf unserer Bahn abgespielt hat, ist einem Laien definitiv nicht zu erklären“, konnte auch Andreas Geritzer nach seinem Tageswerk nur den Kopf schütteln. In beiden Wettfahrten in der Spitzengruppe, blieb der Neusieder zweimal in Windlöchern liegen, was sich vor allem im ersten Durchgang fatal ausgewirkt hat. „Das wechselnde Licht und die unterschiedliche Wassertiefe kommen erschwerend hinzu, jedes Mal wenn ich dachte das Richtige zu tun, bin ich brutal durchgereicht worden.“ Trotz der Plätze 31 und 16 verlor der Olympia-Zweite in der Zwischenwertung lediglich einen Rang - der unmittelbaren Konkurrenz und restlichen Weltspitze erging es um keinen Deut besser.

Aufgrund der vielen Klassen wurde auf der 470er Bahn wie gestern später gestartet, die Verhältnisse normalisierten sich, im Unterschied zu den anderen Klassen blieben Überraschungen Mangelware. Für Florian Reichstädter, der seit Tagen mit einer Sehnenscheidenentzündung zu raufen hat, ist der Weltcup seit heute Früh leider zu Ende. Mit über 38 Grad Fieber definitiv nicht einsatzfähig, räumte der 29-Jährige enttäuscht das Cockpit, als Ersatzmann wurde OeSV-Coach Ivan Bujala nachnominiert. „Den Steuermann darf man nicht wechseln, den Vorschoter im Falle einer Verletzung oder Krankheit allerdings schon“, weiß Matthias Schmid, der am Vormittag von der Jury grünes Licht bekam und gemeinsam mit dem Kroaten die Plätze drei und sechs ins Ziel brachte. Der 32-Jährige aus Split, beim Segelverband seit 2009 unter Vertrag, segelte bei den Olympischen Spielen vor Sydney seine letzte Regatta. „Er war als Aktiver Weltklasse, ist körperlich nach wie vor bestens in Schuss und kennt meinen Stil von der bisherigen Zusammenarbeit“, erklärt Schmid die beiden Husarenritte, die auch Reichstädter ein wenig Trost spenden. „Selbst wenn ich gesund werden sollte, ein weiterer Wechsel ist untersagt. Wenn es mir morgen besser geht, werde ich vom Betreuerboot aus mithelfen, wenn nicht, kann ich nur die Daumen drücken“, so der Pechvogel, der in den sechs Wettfahrten zuvor mit Schmid den Grundstein für die nun günstige Ausgangsposition gelegt hat.

Morgen werden in den abschließenden Wettfahrten die begehrten Tickets für das finale Medal Race vergeben, die heimische Equipe könnte im Idealfall mit drei Booten in der Entscheidung dabei sein.


MIAMI OCR Zwischenstand nach dem 4. Tag:

49er (12 Wettfahrten, ein Streicher)
1. Manu Dyen/Stephane Christidis FRA 70
5. Nico Delle Karth/Niko Resch AUT 79 (3,5,4,15,11,8,3,5,7,14,(20),5)
21. Thomas Zajac/Thomas Czajka AUT 202 (18,14,19,23,32,25,23,8,17,(DNF),16,9


Laser (8 Wettfahrten, ein Streicher)
1. Nick Thompson GBR 24
4. Andreas Geritzer AUT 54 (8,5,7,16,1,1,(31),16)

470er (8 Wettfahrten, ein Streicher)
1. Anton Dahlberg/Sebastian Östling SWE 40
5. Matthias Schmid/Florian Reichstädter AUT 48 (4,8,13,(22),2,12,6,3)
28. David Bargehr/Lukas Mähr AUT 165 (17,(BFD),27,20,17,28, BFD,22)

Weitere Infos: http://rmocr.ussailing.org