06.09.10 - (IBN) Fast hätte es sogar zum Sprung aufs Podest gereicht: Der in Lörrach geborene Surfer Toni Wilhelm hat die RS:X-Weltmeisterschaft vor Kerteminde in Dänemark als Vierter beendet und das beste Ergebnis seiner olympischen Karriere erzielt. Dem Olympiateilnehmer von 2004 glückte nach seiner Studienpause ein eindrucksvolles Comeback.
Mit einer konstant guten Serie, zwei Tagessiegen in neun Wettfahrten und Rang zwei im finalen Medaillenrennen meldete sich der 27 Jahre alte Surfer vom WSC Überlingen-Bodensee im herausragend besetzten Feld der 111 Teilnehmer aus 40 Nationen mit einem eindrucksvollen Sprung in die absolute Weltspitze zurück.
„Ich bin selbst überrascht“, sagte der in der Schweiz lebende Toni Wilhelm, „ich wollte in die Top 15 segeln. Dass es so gut läuft, hätte ich noch nicht für möglich gehalten, weil ich erst seit Mai wieder mit Vollgas ins Training eingestiegen bin.“ Besser waren im dänischen Revier nur der neue polnische Weltmeister Piotr Myska, sein Landsmann und Vizeweltmeister Przemyslaw Miarczynski sowie der drittplatzierte Nimrod Mashiah aus Israel.
„Das Ergebnis von Toni kann man schon als sensationell bewerten“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, „und auch der achte Platz von Moana Delle ist herausragend. Beide machen viel Hoffnung mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012.“
Die 21 Jahre alte Surferin Moana Delle festigte mit Platz acht ebenfalls ihre Zugehörigkeit zur Weltspitze. Die Kielerin vom Segeklub Bayer-Uerdingen war wie Toni Wilhelm mit bescheidener Zielsetzung in die WM-Serie gestartet: „Mein Ziel war die Bestätigung des B-Kaders, also eine Platzierung in den Top 16. Das es jetzt sogar bis Platz acht gegangen ist, ist unglaublich und gibt Selbstvertrauen. Es zeigt auch, dass unser Trainingsplan exakt passt.“
Dass Moana Delle sogar in einem Starkwindrennen mit Rang zwei glänzen konnte, ließ auch die Konkurrenz aufhorchen. „Bisher war ich ja immer bei Leichtwind sehr gut. Jetzt hat die Konkurrenz schon geflachst, ob ich wohl umgeschult habe.“ Weltmeisterin in der olympischen Surfklasse RS:X wurde die Spanierin Blanca Manchon vor Italiens Evergreen Allessandra Sensini und der Französin Charline Picon.
Sowohl Toni Wilhelm als auch Moana Delle werden neben dem DSV und ihren Vereinen auch vom neuen Audi Sailing Team Germany unterstützt, zählen zu den erfolgreichsten Mitgliedern der neuen Initiative für den deutschen Segelleistungssport.
Lehrgeld dagegen musste Jan Kurfeld aus Wismar zahlen: Der 22 Jahre junge Steuermann aus Wismar belegte in San Francisco beim Finn Gold Cup – der Weltmeisterschaft in der olympischen Einhanddisziplin – Platz 25 im Feld der 87 Teilnehmer. „Das kann er eigentlich besser“, sagte Nadine Stegenwalner über den Junioren-Weltmeister von 2007, „aber Segeln ist und bleibt ein Erfahrungssport. Gerade im Finn sind die besten Starter oft 30 Jahre und älter. Ich denke, dass Jan Kurfeld in den kommenden Jahren immer öfter die Leistungen zeigen wird, die er bei Weltcups ja schon teilweise gebracht hat.“ Weltmeister wurde in den USA in Abwesenheit von Englands Segelsuperstar Ben Ainslie dessen Landsmann Edward Wright vor dem Spanier Rafael Trujillo und dem Briten Giles Scott.
ENDERGEBNISSE Weltmeisterschaft RS:X, Kerteminde (Dänemark)
Männer (111 Teilnehmer)
1. Piotr Myska (POL), 37 Punkte
2. Przemyslaw Miarczynski (POL), 42 Punkte
3. Nimrod Mashiah (ISR), 51 Punkte
4. Toni Wilhelm (Kiel, WSC Überlingen-Bodensee), 57 Punkte
Frauen (66 Teilnehmerinnen)
1. Blanca Mancon (ESP), 45 Punkte
2. Alessandra Sensini (ITA), 46 Punkte
3. Charline Picon (FRA), 52 Punkte
8. Moana Delle (Kiel, Segelklub Bayer-Uerdingen), 72 Punkte
Finn Gold Cup (Weltmeisterschaft), San Francisco (87 Teilnehmer)
1. Edward Wright (GBR), 22 Punkte
2. Rafael Trujillo (ESP), 53 Punkte
3. Giles Scott (GBR), 56 Punkte
25. Jan Kurfeld (Wismar/Yachtclub Wismar), 235 Punkte