Sonntag, 25. Juli 2010

„Das ist Segeln zum Anfassen pur!“

25.07.10 - Tägliche Rennen auf der Trave begeistern ein breites Publikum

TRAVEMÜNDE. Etliche tausend Menschen haben am Wochenende bei der 121. Travemünder Woche die ersten Segelrennen auf der Trave verfolgt. Nach den offiziellen Wettfahrten auf der Lübecker Bucht hatten die schnellen Tornado-Katamarane auf der schmalen Wasserstraße einen begeisternden Auftritt. „Das ist Segeln zum Anfassen pur!“, lautete die einhellige Meinung der Zuschauer und der Aktiven. Bei der Premiere am Sonnabendabend (24. Juli) siegten Roland und Nahid Gäbler aus Tinglev – welch’ verdiente Belohnung für den Mitinitiator und unermüdlichen Kämpfer für die Attraktivität des Segelsports.

Die Spannung knistert an der Travepromenade, wenn Regattaleiter Walter Mielke über Lautsprecher den Countdown zum ersten Start herunter zählt. Acht Zweirumpfboote suchen wenige Meter vor der Mole die günstigste Startposition, um bei frischen, böigen Nordwestwinden traveeinwärts gut wegzukommen. Schließlich ist die gesamte Strecke nur 1.400 Meter lang. Als das Horn ertönt, schlägt der Puls an Bord und am Kai noch höher. „Das ist ja sensationell, einfach unglaublich gut“, schwärmt ein älterer Herr im Seglervillage, „das hat immer noch gefehlt.“

Als die Kats auf die erste Wendemarke zuschießen, gerät auch Mielke aus dem Häuschen: „Wir werden vom Schicksal verwöhnt – besser können die Bedingungen nicht sein.“ Das Publikum dankt ihm die Umsetzung der Segel-Arena Trave mit Szenenapplaus. „Das ist schon erste Sahne, was die Jungs da zeigen“, meint Volker Schaffhauser aus Bielefeld, „ich habe im Urlaub selbst schon einmal auf so einem Boot gesessen. So eng nebeneinander bei den Geschwindigkeiten diese Manöver zu fahren, faszinierend, eine Höchtleistung.“

Mit den Jungs muss er auch Nahid Gäbler meinen, die Vorschoterin des dreimaligen Weltmeisters, der sich mit seiner Ehefrau in ersten Vorlauf nach mäßigem Beginn ins Finale rettet. „Obwohl wir alle Hände voll zu tun hatten, haben wir uns über die vielen Besucher natürlich tierisch gefreut“, erzählt die Dänin, „die standen ja sogar gegenüber auf der Priwallseite Schulter an Schulter und schauten zu.“ Im zweiten Rennen sahen die Segelfans einen Blitzstart der Lokalmatadoren Helge und Christian Sach aus Zarnekau, die jedoch klar führend in ein Flautenloch kamen und die Endrunde verpassten. „Ständige Positionswechsel sind doch das Salz in der Suppe, auch wenn es uns diesmal erwischt hat“, so Steuermann Helge Sach, „das war trotzdem ein Riesen-Spaß.“

Auch im Finale ging es drunter und drüber. Gleich drei Crews leisteten sich einen Frühstart und wurden am Ende disqualifiziert. Und GER 1 rollte das Feld von hinten auf. Wie zu seinen besten Zeiten steuerte der heutige Präsident der internationalen Klassenvereinigung seinen Tornado auch um große Hindernisse, wie Ausflugsdampfer und Museumsschiffe herum. „Das muss wieder olympisch werden“, meinte Roland Gäbler, der für einen Platz seiner Klasse 2016 in Brasilien kämpft, nachdem die Tornados 2008 von der Olympia-Bühne gestrichen wurden.

Der Ritterschlag für die Show kam von höchster Stelle. „Das waren doch bestimmt 30.000 Zuschauer entlang des Rennkurses“, zählte Rolf Bähr (Berlin) als Präsident des Deutschen Segler-Verbands (DSV), „das war eine traumhafte Werbung für unseren Sport.“ Und als wenige Minuten nach dem letzten Zieldurchgang schon die nächste Großfähre die Trave wieder für die Berufsschifffahrt beanspruchte, dankte Mielke allen Behörden für die Genehmigung eines unvergleichlichen Festivalspektakels; und die Gäblers sackten einen „Hunderter“ von der Spielbank Casino Travemünde sowie eine Flasche Champagner für die Helden des Tages ein.

Die Rennen in der Segel-Arena Trave sind jeden Tag ab etwa 17 Uhr geplant. Die genaue Startzeit hängt vom Regattaverlauf auf den Außenbahnen und den Durchfahrten der Großschifffahrt ab. Sie wird über Lautsprecher durchgesagt. Nach den Tornados sind am Montag die Hobie Tiger und Wildcat dran, gefolgt von den Asso 99, den Hobie 16 sowie zweimal den Formula18-Katamaranen (Donnerstag/Freitag) und den A-Cats zum Schluss. Eine Wettfahrt dauert nur zirka eine Viertelstunde und wird live kommentiert.