TRAVEMÜNDE. Die Seglerinnen und Segler der Travemünder Woche rücken dieses Jahr ganz dicht an die Zuschauer heran. Denn in der 121. Auflage der schönsten Regatta der Welt gibt es nicht nur Segeln in Sichtweite, sondern fast schon zum Greifen nah. Jeden Nachmittag nach den offiziellen Wettfahrten auf der Lübecker Bucht wird die Trave zur „Segel-Arena“. Spektakuläre Klassen liefern sich dann direkt vor der Promenade kurze und heiß umkämpfte Rennen auf engstem Raum.
Nicht nur den Akteuren auf dem Wasser, sondern auch den Organisatoren und Zuschauern an Land wird dieses Ereignis täglich den Puls in die Höhe jagen. „Das wird eine ganz besondere Herausforderung. Die Enge der Trave wird der Knackpunkt und die Anspannung auch bei den alten Hasen deutlich erhöhen“, sagt TW-Regattaleiter Walter Mielke. Er will vor allem die pfeilschnellen Katamarane auf die Bahn schicken. Den Auftakt machen am ersten Wochenende die Tornados, die nach ihren WM-Rennen in der Lübecker Bucht gleich den nächsten Adrenalin-Kick erleben dürfen. In den Tagen darauf folgen die Hobie 16, die A-Cats und die Formula 18-Kats. Auch die Asso 99, die vor Travemünde um den Euro-Cup segeln, wollen sich vor der unverwechselbaren Kulisse der Viermastbark „Passat“ präsentieren.
Etwa gegen 17 Uhr (die genauen Startzeiten werden aufgrund des Berufsschiffsverkehrs mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt koordiniert) gehen insgesamt 16 Boote ins Rennen. In zwei Achtergruppen ermitteln sie die Teilnehmer für die anschließenden Winner- und Looser-Finals. „In rund einer Stunde wollen wir vier Rennen zeigen“, kündigt Mielke ein prall gefülltes Programm an, das fachkundig über Lautsprecheranlage kommentiert werden soll. Die Bahnführung steht bereits fest. Vom Start vor dem Clubhaus des Lübecker Yacht-Clubs geht es zunächst Richtung Priwallautofähre in die Trave hinein, dann zurück zur Nordermole und von dort wieder zurück zum LYC. „Das wird jeden Abend eine sehr publikumswirksame Aktion“, freut sich Mielke. Die Sieger werden noch am Abend geehrt. Und das Casino Travemünde der Spielbanken Schleswig-Holstein sorgt dafür, dass die Besten attraktive Preise überreicht bekommen.
Auch bei den Klassen kommt das Ereignis gut an. Viele wollen sich vor der Publikumskulisse präsentieren, doch wegen des schmalen Zeitfensters sind die Möglichkeiten begrenzt. Bei denjenigen, die dabei sein dürfen, steigt schon jetzt die Spannung. Die Tornados haben sich für das Ereignis, das in ähnlicher Form auch vor Lindau am Bodensee gesegelt werden soll, schon den Namen „Speedsailing“ gesichert. „Wir brauchen dringend neue Segelformate. Und dies ist eine frische Idee, um den Segelsport in das Blickfeld der Zuschauer zu bringen“, sagt Roland Gäbler, Präsident der Internationalen Tornado-Klassenvereinigung (ITA). „Wir wollen das Segeln greifbarer machen. Und dies ist der richtige Weg dazu.“ Befürchtungen, dass die Regatten unter den schwierigen Windbedingungen in der Trave leiden könnten, hat Gäbler nicht. Denn der Tornado habe seine breiten Einsatzmöglichkeiten von drei bis 35 Knoten Windgeschwindigkeit bereits unter Beweis gestellt.
Das neue Format erinnert an die erfolgreichen Champions Races, die stets auch vor Travemünde die Zuschauermassen ans Wasser lockten. Für Gäbler ist der Auftritt in einer „Arena“ ein wichtiger Schritt für weitere Tornadoziele in der Zukunft. „Die ITA will sich als führende Kraft in der Weiterentwicklung der Segelpopularität etablieren. Denn 2016 wollen wir wieder in das olympische Programm aufgenommen werden.“ Die Spiele 2012 finden ohne die Zweirumpfboote statt. Die Zuschauer an der Trave dürfen also nicht nur spektakuläre Segelaktionen sehen, sondern erleben auch die Geburt neuer Segelformate mit.
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